Einzelfallbetrachtung – die juristische Kolumne

Ob ihr uns für blöd haltet, hab ich gefragt?

Veröffentlicht: 15.10.2020 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 15.10.2020
Zwei Veggies-Burger servierten auf Schneidbrett auf steinigem Hintergrund

In der kommenden Woche findet im EU-Parlament die wichtigste Sitzung des Jahres statt: Nein, es geht nicht darum, dass kostenlose Retouren verboten werden; es geht um die Wurst. Genauer genommen: Um die Veggie-Wurst. Vegetarische Fleisch-Ersatzprodukte sollen in Zukunft nicht mehr auf das Äquivalent aus totem Tier hinweisen dürfen. Das war’s also mit meinen geliebten vegetarischen Schinkenspickern. Stattdessen müsste ich in Zukunft wohl zur „Veggie-Scheibe“ greifen. Auch Bezeichnungen wie „Käsealternative“ sollen deutlich eingeschränkt werden. Das verwirre den Verbraucher nur.

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Von Leberkäse und Sojamilch

Offenbar hält die EU den Verbraucher für komplett bescheuert. Das unterstreicht auch eine Entscheidung des EuGH aus dem Jahr 2017, aus der hervorgeht, dass Sojamilch und veganer Käse eben auch nicht Milch oder Käse genannt werden dürfen. Danke an der Stelle auch an den Verband Sozialer Wettbewerb, welcher mittels Abmahnung dieses wichtige Thema auf den Tisch der Richter gebracht hat. Ich für meinen Teil habe ja noch nie versucht, eine Pflanze zu melken. Aber ich gehöre ja auch eher zur Gruppe der So-gut-wie-Vegetarier, esse keinerlei Tier-Wurst, dafür aber reichlich Leberkäse. In dem ist übrigens – wer hätte es gedacht – weder Leber noch Käse. 

In Chicken-Nuggets soll übrigens richtiges Fleisch sein

Und während die Bevölkerung beim Gang zum Restaurant zur goldenen Möwe witzelt, dass in Chicken-Nuggets gewiss nur Wasser enthalten ist, macht man sich in der EU also Gedanken darüber, dass der Beiname „Veggie” für Verwirrung beim Verbraucher sorgen könnte. Vielleicht sollte man die Verbraucher auf der Verpackung mal darüber aufklären, wie aus einem Küken ein Nugget wird. Bei dem Nugget scheint es sich nämlich um ein Körperteil zu handeln, welches nur Hühnchen besitzen. Liebe EU, wo du doch gerade eh schon im Regelungsirrsinn bist: Ich hab da mal nen Vorschlag.

Ich finde ja, dass man Politikern verbieten sollte, die Bezeichnung ihres erlernten Berufes oder den Doktortitel zu tragen. Dass könnte bei der oft gelebten Unfähigkeit sonst den falschen Eindruck erwecken, die Person hätte Ahnung vom Fach. Darauf erst mal ein alkoholfreies Bier. Davon aber nicht zu viel. Ich muss heute noch fahren. 

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