Verbraucherkredite

Strengere Regeln für Rechnungskäufe in Planung

Veröffentlicht: 07.03.2023 | Geschrieben von: Yvonne Bachmann | Letzte Aktualisierung: 14.03.2023
Die Wörter Jetzt kaufen zahlen Später in Text auf einer Sprechplase

Sind die fetten Jahre bald vorbei? Sieht man sich die Nachrichten über Energiekrisen, Lebensmittelkosten oder steigende Mieten an, kann man es mit der Angst zu tun bekommen. Das Leben in Deutschland ist, monetär gesehen, wohl kein Zuckerschlecken mehr, denn Gehälter und Renten können mit den steigenden Preisen schon lange nicht mehr adäquat mithalten. Was einst als Zahlungsart mit Käuferschutz für das Online-Shopping gedacht war, verkommt jetzt daher notwendigerweise zum Kreditmittel, befürchtet die Lobby der Verbraucher. Die EU will deshalb einschreiten und Verbraucher vor sich selbst schützen, indem sie Buy-Now-Pay-Later-Angebote einschränkt.

Regulierung von Zahlungsarten in Arbeit

Erst wenn ich bezahlt habe, bekomme ich meine Ware – nach diesem Grundsatz musste der Großteil der deutschen Kunden, mangels entsprechender Anbieter, viele Jahre im Internet (und stationär sowieso) einkaufen. Das änderte sich in der letzten Dekade jedoch, als Zahlungsarten wie der Rechnungs- oder gar Ratenkauf salonfähig wurden und flächendeckend auch in kleinen Online-Shops Einzug hielten. Was anfangs also eher als Vertrauenskriterium und Zahlungsart mit Käuferschutz gedacht war, fungierte nach und nach jedoch zur neuen Kreditquelle.

Warum auch soll ich jetzt für etwas bezahlen, was ich noch nicht in den Händen halten kann, war das verlockende Mantra vieler Verbraucher und das Zünglein an der Waage vor dem Klick auf den Kaufen-Button. Die Folgen ließen jedoch nicht lange auf sich warten, denn viele Kunden haben sich bei ihren Bestellungen verrechnet. Rechnungen summieren sich und man verliert den Überblick, denn auch kleine Beträge können in der Summe ins Gewicht fallen. Knackpunkt ist, dass man sich selbst maßregeln muss, denn die Zahlungsart wird meist ohne Kreditwürdigkeitsprüfung bewilligt. Kann man die Zahlung nicht tilgen, folgen weitere, teils sehr hohe, Kosten.

Schufa-Check schon bei Käufen des täglichen Lebens

Der Entwurf einer geänderten Verbraucherkreditrichtlinie soll nun auch die sogenannten Buy-Now-Pay-Later-Angebote mit einbeziehen und sie den echten Krediten zumindest teilweise gleichstellen. Das haben der Europäische Rat und das EU-Parlament 2022 bekannt gegeben. Vor einem Kauf müssten Händler und/oder Anbieter unabhängig vom Betrag eine Bonitätsprüfung initiieren und informieren, welche Folgen ein verpasstes Zahlungsziel haben kann. Zinsfreie Kredite mit einer Laufzeit von bis zu drei Monaten werden nun ebenfalls strenger behandelt. Bisher fielen sie nicht in den Anwendungsbereich der Richtlinie. Kurios ist vor allem, dass der Entwurf eine Übersendung der vorvertragliche Informationen in Papierform an den Kunden vorsehen soll.

Time to say Goodbye Rechnungskauf?!

Das Thema hat jedoch große Debatten angeregt, denn ein ganzes Geschäftsmodell steht auf dem Spiel. Jede Bonitätsprüfung kostet Geld. Wer seine Jeans bei Zalando oder Otto per Rechnung bezahlen will, müsse künftig seinen kompletten finanziellen Hintergrund gegenüber dem Händler offenlegen, wird die FDP-Abgeordnete Svenja Hahn in der Welt zitiert. Die Auskunfteien oder Anbieter wie PayPal, die an dem Ganzen verdienen, dürfte es freuen. So könnten Verbraucher jedoch wirkungsvoll vor Überschuldung geschützt werden, argumentiert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) dagegen. Angesichts zunehmender Kritik aus EU-Parlament und Rat an den Ungereimtheiten gebe es Hoffnung auf Nachbesserung, schreibt die Welt.

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