„Dass der Begriff so veruntreut wird, das schmerzt.“

Kurioser Markenstreit um „Querdenken“

Veröffentlicht: 08.12.2020 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 08.12.2020
Würfel aus den deutschen Wörtern "nachdenken" und "querdenken"

Wer quer denkt, denkt um die Ecke. Der Rückgriff auf subjektive Wahrnehmungen und intuitive Gedankensprünge ist dabei erlaubt. In den letzten Monaten ist der Begriff aber vor allem durch die Querdenken-Demos in den Sprachgebrauch der Medien gerutscht. Initiator der Demos, auf denen sich nicht nur Kritiker der Corona-Maßnahmen, sondern auch Impfgegner, Corona-Leugner und Reichsbürger tummeln, ist Michael Ballweg. Ballweg, der nun auch für das Amt des Oberbürgermeisters in Stuttgart kandidieren will, hat bereits im Sommer zahlreiche Markenanmeldungen getätigt. Nun hat ein Münchner Unternehmen Widerspruch eingelegt. 

Querdenken 711 und 18 weitere Anmeldungen

Ballweg hat sich bereits im Juni die Marke Querdenken 711 beim Deutschen Marken- und Patentamt eintragen lassen. Die 711 steht dabei für die Vorwahl von Stuttgart, nur eben ohne die null. Nach dem gleichen Schema wurde im September der Markenschutz für 18 weitere Querdenken-Kombinationen angemeldet. 

Wie NTV berichtet, hat nun ein Münchner Unternehmern Widerspruch gegen die Markenanmeldung eingelegt. Das Unternehmen Querdenker United ist seit 2011 Inhaber der Marke Querdenker und organisiert einen jährlichen Kongress. Querdenker United beschäftigt sich vor allem mit Innovationen und der Ethik aus dem Bereich Wirtschaft und Gesellschaft und zeigt sich wenig begeistert von der Querdenken-Initiative. „Querdenker ist historisch in Deutschland positiv besetzt gewesen. Das hatte etwas mit Kreativität und Lösungen zu tun, nicht mit Gegen-Etwas-Sein und Demonstrationen. Dass der Begriff so veruntreut wird, das schmerzt“, wird Geschäftsführer Ansgar Oschwald zitiert. Weiter heißt es in einer Stellungnahme: „Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von Veranstaltungen, die in populistischer Absicht und im Gleichschritt mit fragwürdigen politischen Agitatoren aus allgemeinem Unmut und Frustration Stimmung gegen die Gesellschaft machen.“ Oschwald ginge es bei dem Widerspruch gegen die Markeneintragung um den Schutz der Community. Der Ausgang des Widerspruchsverfahrens sei allerdings noch ungewiss. 

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