Ermittlungen laufen

Reiseportal Booking.com soll mehr als 150 Mio. Euro Steuern hinterzogen haben

Veröffentlicht: 11.06.2021 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 11.06.2021
Schriftzug Booking.com an einem Gebäude

Das Online-Reiseportal Booking.com soll in Italien auf einen Trick zurückgegriffen haben, um dadurch insgesamt 153 Millionen Euro an Steuern zu hinterziehen. Konkret gehe die Finanzpolizei vor Ort dem Verdacht nach, dass das Unternehmen im Zeitraum zwischen 2013 und 2019 Mehrwertsteuern in Millionenhöhe hinterzogen habe. 

Die entsprechenden Ermittlungen im Fall seien indes nicht neu, sondern hätten laut der zuständigen Ermittler bereits 2018 begonnen, wobei in der Vergangenheit auch schon Unterkünfte im norditalienischen Genua untersucht worden seien.

So funktionierte die vermeintliche Steuerstrategie

„Es habe sich herausgestellt, dass Booking.com Rechnungen ohne Mehrwertsteuer ausgestellt habe, indem die Steuerschuldnerschaft auf den Kunden umgelagert wurde“, berichtet Spiegel Online. Die entsprechende Sonderregelung im Bereich der Umsatzsteuer, die das Prozedere möglich gemacht hätte, heiße Reverse-Charge-Verfahren: Hierbei gebe es eine umgekehrte Zuständigkeit, bei der das Unternehmen ausschließlich den Nettobetrag in Rechnung stelle und die Kunden dann in der Pflicht sind, die entsprechende Umsatzsteuer selbst beim Finanzamt anzuzeigen und zu zahlen.

Laut Berichten habe Booking.com diese Steuerpraxis wohl bei privaten Kunden zur Anwendung gebracht, wobei mit Blick auf deren Unterkünfte eben keine Steuern gezahlt wurden. Das Resultat sei gewesen, dass die Online-Reiseplattform weder in Italien noch in den Niederlanden, wo das Unternehmen eigentlich ansässig ist, die notwendigen Abgaben auswies oder beglich.

Steuertricks auch in anderen Ländern?

Mit Provisionen habe Booking.com auf dem italienischen Markt in den Jahren von 2013 bis 2019 rund 700 Millionen Euro an Provisionen einnehmen und fast 900.000 Kunden verzeichnen können. „Auf diesen Betrag hätte das Unternehmen die jährliche Umsatzsteuererklärung abgeben und so über 153 Millionen Euro an Steuern an die Behörden abführen müssen“, heißt es weiter. Ungeklärt sei, ob und inwieweit Booking.com solche steuerlichen Tricks auch in anderen Märkten zur Anwendung gebracht habe.

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