Alibaba vor dem Börsengang: Was steckt hinter dem chinesischen Online-Riesen?

Veröffentlicht: 11.06.2014 | Geschrieben von: Nadja Naumann | Letzte Aktualisierung: 28.12.2015

Experten vermuten, dass Alibaba mit seinem Börsengang einen IPO von 10 oder sogar 20 Milliarden Dollar erreichen könnte. Damit würde der chinesische Online-Riese zu einem der größten Online-Player neben Unternehmen wie Facebook oder Visa aufsteigen. Doch was steckt hinter dem Unternehmen, das es sogar geschafft hat, eBay mit einem Schmollen aus dem Land des Lächelns zu vertreiben?

Alibaba-Logo

Bildquelle: 360b / Shutterstock.com

Der Weg zum Ruhm

Hinter Alibabas Aufstieg zur größten E-Commerce Firma der Welt steckt eine faszinierende Erfolgsstory. Vom acht-Mann-Unternehmen zum milliardenschweren Online-Riesen war es ein weiter Weg für Gründer Jack Ma und seine Angestellten. Die wichtigsten Stationen haben wir für Sie in einer Infografik zusammengefasst:

AlibabaInfografik
Infografik erstellt mit easel.ly

Wem gehört Alibaba?

Den größten Teil an Alibaba hält die chinesische SoftBank. Yahoo hält von seinen ursprünglichen 40% nur noch knapp über die Hälfte. Jack Ma selbst trat zwar im Mai 2013 als CEO von Alibaba zurück, ist allerdings noch immer Vorstandsvorsitzender mit einem Anteil von 8,9% an seinem Unternehmen. Die Restlichen 34,1% gehören anderen Anteilseignern.

Alibaba und die vielen Marktplätze

Wie vielseitig Alibaba ist, zeigt sich an den Marktplätzen, die zu dem Unternehmen gehören. Der größte davon ist Taobao, ein C2C-Marktplatz, den man mit eBay vergleichen könnte und welcher der größte Chinas ist. Alibaba.com selbst ist der weltweit größte B2B-Marktplatz für Kleinunternehmen. Einen weiteren B2C-Marktplatz finden Unternehmen in Tmall, auf dem die weltweit größten Marken und Einzelhändler ihre Produkte verkaufen. Außerdem gibt es noch 1688.com für den häuslichen B2B-Handel. Dieser konnte Ende 2013 mit 49,1 Millionen in Transaktionen aufwarten. Seit März 2013 hat sich dieser Umsatz verzehnfacht. Zu guter Letzt gehört auch der Marktplatz Juhuasuan zu Alibaba, der ähnlich wie Groupon eine Plattform für Flash Sales bietet.

Investitionen über Investitionen

Allein 2013 investierte Alibaba 3 Milliarden Dollar. Darunter war eine Investition von 206 Millionen in ShopRunner, an dem das Unternehmen nun zu 30% beteiligt ist. In die Logistik und in Banken investierte Aliababa bis jetzt jeweils 1,82 Milliarden Dollar und die Höhe der Investitionen in Suchmaschinen und soziale Plattformen beträgt 5,6 Milliarden Dollar. Dazu gehören eine 586-Millionen-Dollar-Investition in das chinesische Twitter „Weibo“ und eine Investition über 1,22 Milliarden in „Youku Tudou“, dem chinesischem Youtube. Beide wurden in 2014 getätigt.

Erstaunliche Zahlen zu Alibaba

Um die Dimensionen von Alibaba zu verdeutlichen, hilft es, sich einige Zahlen vor Augen zu führen. Die Investitionen geben bereits einen Einblick, doch der chinesische Online-Riese kann noch mehr. Sieht man sich die Mitarbeiterzahlen an, kann Alibaba mit seinen 21.000 Angestellten noch nicht beeindrucken. Im Vergleich dazu: eBay hat 33.500, Amazon 117.300 Mitarbeiter. Trotzdem schafft es Alibaba, 80% des chinesischen Online-Shopping-Marktes zu dominieren. 60% der Päckchen in Chinas Post stammen zudem von Taobao oder Tmall.com, Alibabas zwei Hauptseiten.

Was die Nutzer von Alibaba angeht, sind tatsächlich über die Hälfte, also 136 Millionen, regelmäßig mobil auf der Seite unterwegs. Jeder der insgesamt 231 Millionen aktiven User tätigt durchschnittlich 49 Käufe pro Jahr.

Die Zahl, die jedoch am meisten erstaunt, ist selbstverständlich der IPO von Alibaba. 1 Milliarde Dollar sind geplant, 10 bis 20 Milliarden werden von Experten erwartet. Damit könnte das Unternehmen einen unglaublichen Marktwert von 200 Milliarden Dollar erreichen.

Kuriose/Erstaunliche Fakten

Was Alibaba ausmacht, ist auch sein unkonventioneller Charakter. Jack Ma betont selbst regelmäßig, dass die Kunden an erster Stelle kommen, dann die Mitarbeiter und erst an dritter Stelle die Anteilseigner („customers first, employees second, shareholders third“). Der Weg zum Großunternehmen war jedoch trotzdem sehr beschwerlich.

Die ersten Artikel auf Alibabas Marktplatz Taobao kamen dabei von Jack Ma und seinen Angestellten. Drei Tage lang kaufte niemand etwas, weshalb sie ihre eigenen Angebote kaufen mussten. Erst eine Woche später kamen die ersten Verkäufer und Ma und seine Kollegen kauften auch denen einige Produkte ab, um das Unternehmen in Gang zu bringen. Allerdings sorgte dies dafür, dass sie einen Raum voller nutzloser Gegenstände hatten.

Den Sprung zum Erfolg hat Alibaba trotz der Schwierigkeiten geschafft und als Unternehmen orientiert es sich inzwischen stark an denen des Silicon Valley. Es wird auf harte Arbeit gesetzt, ohne jedoch die spielerischen Aspekte zu vergessen. Beispielsweise hat Jack Ma eine Angestellten-Talent-Show namens „Alifest“ ins Leben gerufen, die in einem Fußballstadion vor tausenden Zuschauern stattfindet und auf der Ma bereits selbst Popsongs gesungen hat.

Durch Alibaba konnten bis jetzt zehntausende Kleinunternehmer auf Taobao erstmals im E-Commerce Fuß fassen. Ein Beispiel für den Erfolg, den diese dadurch haben können, ist ein Verkäufer von Datteln und Rosinen. Dieser gründete sein Unternehmen auf Taobao und seine Verkäufe erreichten 80.000 Dollar im Jahr 2008. Das Jahr darauf hatten diese sich bereits verdoppelt.

Eine weitere erstaunliche Meldung erschien Anfang Juni: Alibaba hat eine halbe Fußballmannschaft gekauft. Das Unternehmen gönnte sich 50% des Fußballvereins Guangzhou Evergrande Football Club, einem der renommiertesten Clubs Chinas. Für Chinas Unternehmen ist dies nicht außergewöhnlich, was Alibaba mit den Anteilen beabsichtigt, bleibt jedoch reine Spekulation.

Ein Blick in die Zukunft

 

„Alibaba is not just a job. It’s a dream. It’s a cause. Let the Wall Street investors curse us if they want.“Jack Ma

(„Alibaba ist nicht nur ein Job. Es ist ein Traum. Ein Zweck. Lasst die Investoren der Wallstreet uns verfluchen, wenn sie wollen.“)

 

Wie Alibabas genauen Pläne für die Zukunft aussehen, ist nicht bekannt, doch einige Aspekte lassen sich erahnen. So arbeitet das Unternehmen zum Beispiel daran, eine noch mobilere Plattform zu werden, indem es Anteile der mobilen Web Browser UCWeb and TangoMe gekauft und seine Anteile an Weibo, dem chinesischen Twitter, erhöht hat.

Dieser Schritt ist verständlich, da über 25 % der Nutzer von mobilem Internet in China jeden Monat die Plattform nutzen. Dabei stellt sich aber die Frage, wie profitabel dies wird. Schließlich könnte der verstärkte Fokus auf die mobile Präsenz in Konflikt mit der Unternehmensphilosophie kommen. Alibaba betont, dass es dem Unternehmen nicht um Profit ginge, sondern um das Erlebnis, doch mit der beschränkten Werbefläche auf mobilen Ansichten von Webseiten könnte dieses Ideal schwer zu finanzieren sein.

Außerdem stellt sich die Frage, wie sich der chinesische Online-Riese gegenüber Amazon und eBay behaupten kann. In China selbst hatte Alibaba keine Probleme, eBay wieder zu verdrängen, doch dort war der Online-Marktplatz noch nicht in dem Maße etabliert wie im Rest der Welt. Das Gleiche gilt für Amazon. Weitere Probleme könnten zudem die gefälschte Markenartikel und Copyright-Verletzungen werden, mit denen Alibaba regelmäßig in den Schlagzeilen steht.

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