„Sehr schlechter Service“

Ärger mit Amazon Pay – ein Online-Händler berichtet

Veröffentlicht: 03.09.2019 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 17.10.2022
Amazon-Logo

Amazon Pay wurde 2007 in den USA gelauncht. Mittlerweile ist der Bezahldienst des US-Konzerns in mindestens 18 Ländern verfügbar. Hierzulande nutzen beispielsweise bekannte Marken wie Jochen Schweizer, Cyberport, Juwelier Christ oder auch Karstadt Amazon Pay in ihren Online-Shops. 

Der Vorteil der Zahlungsmethode liegt auf der Hand: Amazon hat Hunderte Millionen Kunden, die bequem ihr Amazon-Konto zum Bezahlen verwenden können. Das schafft in der Regel nicht nur Vertrauen, sondern erleichtert vor allem auch die Zahlungsabwicklung und damit den Checkout. Auf Händlerseite steige so die Conversion-Rate. So habe zum Beispiel PosterXXL mit Amazon Pay eine Kaufabschlussrate von 87 Prozent erreicht, auch hätte man 10 Prozent mehr Bestellungen als bei anderen Zahlarten, berichtet das Unternehmen in einem Video auf der Amazon-Pay-Website

Händler erhielt kein Geld über Amazon Pay 

Ähnliche Gründe waren auch für den Online-Händler Human Blood ausschlaggebend, den Amazon-Bezahldienst im Shop testweise zur Verfügung zu stellen. Doch nun hat sich der Händler aufgrund eines Vorfalls gegen Amazon Pay entschieden: Mehrere Kunden hatten in seinem Shop via Amazon Pay gezahlt. Theoretisch sollte das von den Kunden zunächst an Amazon übermittelte Geld anschließend an das vom Händler bei Amazon Pay hinterlegte Geschäftsbankkonto ausgezahlt werden. „Das Geld ist jedoch nicht auf unserem Konto angekommen“, teilte Human-Blood-Geschäftsführer Benjamin Hartmann OnlinehändlerNews mit. 

Daraufhin habe Human Blood sich an Amazons Händlerservice gewandt, der wiederum versicherte, das Geld sei überwiesen worden, der Händler solle beim Kreditinstitut nachhaken. Die Bank habe das Anliegen geprüft – mit negativem Ergebnis, es sei kein Geld von Amazon eingegangen. Human Blood brachte das Anliegen erneut beim Händlerservice vor, auch diesmal fiel Amazons Antwort ähnlich aus: „Wie Ihnen zuvor bereits mehrmals mitgeteilt wurde, sind sämtliche Auszahlungen an die von Ihnen hinterlegte Bankverbindung [...] veranlasst worden und die Auszahlungen sind im System als erfolgreich durchgeführt vermerkt. Kontaktieren Sie erneut Ihre Bank, sollten Sie die Auszahlungen nicht auffinden können.“

Amazon fordert Geld vom Händler zurück

Um das eigene Lieferversprechen zu halten, zahlte Human Blood einen insgesamt dreistelligen Betrag aus dem Amazon-Seller-Konto an seine Kunden zurück. Auch informierten die Shop-Betreiber diese darüber, dass Amazon das Geld wochenlang nicht ausgezahlt habe und bat die Kunden um eine Überweisung, damit sie ihre bestellten Artikel erhalten könnten. Das Geld von Amazon Pay, dass die Kunden über den Dienst gezahlt haben, fehlt Human Blood aber nach wie vor. 

Hinzu kommt: Die Rückzahlung veranlasste Human Blood über das Amazon-Seller-Konto, dieses ist deshalb im Minus – und Amazon fordert nun den Fehlbetrag ein. Für den Fall, dass ein Seller-Konto ein negatives Saldo aufweist, müssen Händler eine Kreditkarte hinterlegen und eine Einzugsermächtigung erteilen. Human Blood hat daher seine Kreditkarte blockiert – und erhält nun täglich E-Mails, dass Amazon den Betrag nicht einziehen könne. Nach Angaben von Human Blood habe Amazon zudem ein Inkasso-Schreiben wegen des fehlenden Betrags angedroht. Für den Fall, dass dies tatsächlich einträfe, wolle der Händler mit einer negativen Feststellungsklage sowie einer Strafanzeige wegen Verdacht des Betruges reagieren.

Kein Nachweis über den Zahlungsausgang bei Amazon

OnlinehändlerNews hat daraufhin Amazon kontaktiert, dem Unternehmen auf Nachfrage und in Absprache mit Human Blood die Händlerdaten übermittelt und um eine Einschätzung des Falles gebeten. Auch war in dem Zusammenhang von Interesse, wie genau Amazon normalerweise nachweise, dass die Zahlungen getätigt worden seien. Nähere Informationen zum Einzelfall gab Amazon hier jedoch nicht. Das Unternehmen teilte dazu mit: „Die Zufriedenheit unserer Händler ist für Amazon von größter Bedeutung. Deshalb führen wir alle relevanten Untersuchungen in dem von Ihnen beschriebenen Fall durch.“

Für Human Blood ist allerdings bereits klar, dass sie Amazon Pay künftig nicht mehr nutzen möchten. „Fehler können passieren, aber dann liegt es daran, einen guten Händlerservice zu liefern. Leider hat Amazon einen sehr schlechten Service, der sich nicht mal die Anliegen durchliest, denn oft werden uns Fragen gestellt, die im Eingangsanliegen bereits beantwortet wurden. Hätte der Mitarbeiter den Text gelesen, hätte er gar nicht gefragt“, so Hartmann. Er zieht Konsequenzen: „Wir wollten eigentlich jetzt auch bei Amazon verkaufen, das hat sich für uns aber erledigt.“

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