Studie Retourenentsorgung

Forscher kritisieren unnötige Verschwendung von Retouren

Veröffentlicht: 09.10.2019 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 10.10.2019
Müllhaufen

Das Thema Retouren hat in den vergangenen Monaten hohe Wellen geschlagen, jetzt liefert eine umfassende Studie der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Uni Bamberg neue Hintergründe. Zu viel retournierte Ware wird immer noch zerstört statt sie zu spenden, so das Fazit.

40 Prozent der Ware könnte gespendet werden

Demnach liegt die Anzahl der entsorgten Waren im Jahr 2018 bei rund 20 Mio. zurückgeschickten Artikeln. Bei 53 Prozent der Waren sei es nicht möglich, sie für den Verkauf wiederaufzubereiten, so die befragten Händler. Im Umkehrschluss könnte aber rund 40 Prozent der zerstörten Retouren-Ware stattdessen gespendet werden – das sind ganze 7,5 Millionen Artikel. Dies sei „eine unnötige Verschwendung“, kritisierte Björn Asdecker, der Leiter der Forschungsgruppe. „Äußerst bedenklich“ sei vor allem die Praxis einiger Marken, die eine weitere Verwendung ihrer Produkte nach einer Retoure explizit verbieten. Unternehmen wollen so ihren Markenkern und ihr Image schützen. Das beträfe rund fünf Prozent der Entsorgungen (ca. 1 Mio. Artikel). „In dem Fall ist es gar nicht Schuld der Händler“, so Asdecker auf Anfrage von OnlinehaendlerNews. 

Warum Händler sich aber gegen eine mögliche Spende entscheiden, hängt unter anderem auch von der Größe des Unternehmens ab. Kleineren Händlern ist demnach allein der Aufwand, eine geeignete Organisation zu finden, zu groß. „In manchen Fällen ist es schwierig und man muss auch erstmal einen Empfänger finden, wenn man zum Beispiel 500 Handy-Hüllen für ein altes Modell über hat“, weist Asdecker hin. Hier würde ein Register für Annahmestellen helfen, schlagen die Forscher vor.

Falsche Anreize: Entsorgung ist billiger als Spende

Der wichtigste Grund für die Entsorgung hängt aber an steuerlichen Aspekten: Bei einer Spende fallen Umsatzsteuern an, die die Kosten für die Entsorgung oft übersteigen. Laut der Studie kostet die Entsorgung eines Artikels im Schnitt 85 Cent. Um derartige Fehlanreize zu überwinden, fordern die Grünen aktuell einen neuen Erlass des Finanzministeriums. Auch der Händlerbund hat in einer Stellungnahme unter anderem eine Neuregelung des entsprechenden Umsatzsteuergesetzes gefordert. Für diesen Bereich schlagen die Studienmacher unter anderem vor, die Kosten für die Entsorgung zu erhöhen oder ein Nachhaltigkeits-Siegel zu schaffen.

Bezogen auf den Gesamtmarkt beträgt der Anteil der entsorgten Retouren 3,9 Prozent. „Die Entsorgung ist immer noch die Ausnahme, nicht die Regel“, merkt Asdecker daher an.

Für die Studie wurden 139 Fragebögen von Online-Händlern ausgewertet. Weitere Ergebnisse und Hintergründe kann man hier einsehen.

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