Porträt des Hundeshops HeimatHund

„Die Menschen lieben ihren Hund und wir lieben, was wir tun“

Veröffentlicht: 19.06.2020 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 19.06.2020
Janine Obersdorf und Muffin im HeimatHund-Shop

Hundebesitzer und -fans wissen: Die Vierbeiner sind treue Begleiter, gehören zur Familie, sorgen indirekt für eine stetige Frischluftzufuhr und Bewegung oder in Büros für glücklichere Mitarbeiter. Und überhaupt – wer kann schon ihren Blicken widerstehen? In Deutschland lebten im vergangenen Jahr etwa 11,57 Millionen Menschen ab 14 Jahre in einem Haushalt mit Hund (Erhebung von Allensbach, 2019).   

„Es ist gleichermaßen mein Beruf und meine Leidenschaft, Hunde zu verstehen“

Und so ein Hund muss versorgt, aber auch beschäftigt,trainiert und verstanden werden. Das nämlich hat sich Janine Obersdorf, Gründerin von HeimatHund, zur Aufgabe gemacht: „Es ist gleichermaßen mein Beruf und meine Leidenschaft, Hunde zu verstehen!“, schreibt sie über sich selbst auf ihrer Firmenwebseite. Sie ist ausgebildete Hundetrainerin sowie zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin und betreibt in Menden im Sauerland eine Hundeschule mit Einzel- und Gruppentrainings, ein stationäres Geschäft für Hundebedarf und Futtermittel und seit etwa 2017 auch einen eigenen Online-Shop.

Gegründet hat sie die HeimatHund GmbH am 15. Juni 2015 – erst vor Kurzem feierte sie mit ihrem Unternehmen also den fünften Geburtstag und ist „wirklich sehr glücklich, dass wir mit so vielen lieben Kunden feiern dürfen.“ Die Gründerin hat OnlinehändlerNews verraten, warum sie damals diesen Schritt wagte, sich zusätzlich zu den analogen Geschäftsfeldern für einen eigenen Online-Shop entschied – und wer im Unternehmen wohl tatsächlich das Sagen hat.

Voller Kalender, volles Konto – aber eine innere Leere

Selbst ein eigenes Unternehmen zu gründen, dazu haben Janine Obersdorf verschiedene Faktoren bewogen. Begonnen hat diese wichtige Lebensentscheidung mit einer traurigen Erfahrung: Im Sommer 2014 verstarb ihre Mutter sehr plötzlich aufgrund einer Krebserkrankung. „Nach dieser Zeit habe ich angefangen, verschiedene Dinge zu hinterfragen und mich neu zu sortieren“, sagt sie. Sie leitete  bis dahin das Marketing und den Vertrieb eines StartUps. „Mein Alltag war oft geprägt von 14-Stunden-Tagen und Deadlines“, erklärt sie und ergänzt: „Spätestens, wenn man sich bei vollem Kalender und Konto innerlich ,leer‘ fühlt, ist es wohl Zeit, etwas zu verändern und den Sprung zu wagen.“ Und diesen Sprung habe sie auch bis heute nicht bereut. 

Warum die eigene Unternehmensgründung ausgerechnet etwas mit Hunden zu tun hat? Janine Obersdorf hatte sich damals gefragt: „Was kann ich gut, was macht mich glücklich? Und wofür bin ich gerne auch mal bis zu 16 Stunden unterwegs?“ Eine Antwort auf all diese Fragen: ihre braune Labradorhündin Muffin, seit Juni 2013 ihre ständige Begleiterin. Muffin hat die Gründerin zu ihrem Vorhaben inspiriert, sich auch beruflich Hunden zu widmen. Die Hündin ist kürzlich sieben Jahre alt geworden – und, „natürlich, wie so oft in diesem Business, vermutlich die heimliche Chefin“.

Bei der Namensgebung war der Unternehmerin ein Unisex-Name wichtig, der widerspiegelt, dass die eigenen Produkte regional bezogen und gefertigt werden. „Einfach ein bisschen ,Heimat‘ zum anfassen und mitnehmen.“

„Ich wollte mich zwar etwas trauen, aber nicht gleich verschulden“

Die HeimatHund-Geschäftsführerin stellte sich zu jener Zeit aber auch eine weitere wichtige Frage: „Was füllt meinen Kühlschrank?“ Deshalb mietete sie zunächst einen 120 Quadratmeter großen Laden in Menden und startete hier den Verkauf von Hundebedarf. Die Regale waren damals halbleer oder – optimistischer gedacht – halbvoll, „weil ich mich zwar etwas trauen, aber dafür nicht gleich verschulden wollte“, erinnert sie sich. Ihre Strategie: „Ist Geld da, kaufst Du Ware. Hast Du etwas verkauft und bleibt etwas übrig, kaufst Du etwas Neues. Wenn nicht, dann nicht.“ 

Gewachsen sei sie dadurch zwar langsamer – aber dieses Vorgehen bewahrte sie auch vor schlaflosen Nächten und stellte sich als der für sie stabilste und beste Weg heraus, ihr Business aufzubauen. Das Geschäft hat sie komplett mit eigenem Kapital finanziert – einen Kredit und Fremdinvestoren wollte sie nicht. „Das bedeutet aber auch, dass man seinen Horizont in der wenigen ,freien Zeit‘ der Gründung maximal erweitern muss. Informatik war in der Uni nicht mein liebstes Modul, aber um kostengünstig seine erste eigene Homepage basteln zu können, beißt man sich durch.“ 

Labradorhündin Muffin / Foto: HeimatHund, Christian Vieler – Vieler Photography

In den letzten fünf Jahren hat sie sich in zahlreichen Fortbildungen und Seminaren ihr Fachwissen rund um die Themen Hundetraining und Ernährungsberatung angeeignet und es stetig ausgebaut. Doch vor allem die vielen verschiedenen Mensch-Hund-Konstellationen, die sie trainierte, sowie diverse Probleme und Symptomatiken bei unterschiedlichen Hunden, mit denen sie konfrontiert war, führten zum eigenen ernährungsphysiologischen Fingerspitzengefühl und den passenden Lehrmethoden in der Hundeschule.

Nicht perfekt – aber mit Liebe selbstgemacht

Viel gelernt und selbst beigebracht hat sich Janine Obersdorf auch, als es darum ging, einen eigenen Online-Shop zu eröffnen. „Der Online-Shop war von Anfang an ein dicker Punkt auf der Agenda“. Denn: Menden ist eine Kleinstadt mit ca. 55.000 Einwohnern – nicht jeder hat hier einen Hund, nicht jeder will ausgerechnet in ihrem Geschäft einkaufen und es gibt große Handelsketten, die mit ihrem kleinen Laden konkurrieren. „Allerdings muss ich gestehen, dass mich die Gründung manchmal einfach überrollt hat. Ich war froh, dass mein Konzept angenommen wurde und dass alles so oder so ähnlich funktioniert hat wie geplant. Um mich ausführlich mit dem Online-Shop beschäftigen zu können, wollte ich erstmal eine stabile Struktur für alles Andere“, erinnert sie sich. 

Erste Gehversuche mit dem Shop unternahm sie deshalb im Jahr 2017, baute ihn nach und nach selbst auf, schaute YouTube-Tutorials und hatte hier und da, etwa bei technisch kniffligen Themen wie einer Zahlungsimplementierung, etwas private Hilfe. Nach wie vor sagt sie über ihren Shop: „Er ist sicher nicht perfekt, aber er ist mit Liebe selbstgemacht und das macht ihn für meine Kunden, mein Team und mich eben doch perfekt.“ 

Screenshot Startseite https://heimathund-shop.de/

Jetzt, mit immer mehr Bestandskunden, generell steigenden Bestell- und Umsatzzahlen und „durchweg positivem Feedback“, würde sie die Zeit sogar gerne zurückspulen und sich eher trauen „meinen Traum zu digitalisieren und mit dem OnlineShop entsprechend deutlich früher an den Start zu gehen“. Denn: „Es macht nicht nur unheimlich viel Spaß, sondern gibt vor allem in Krisenzeiten, beispielsweise wegen Covid-19, ein Gefühl von mehr Möglichkeiten und Sicherheit.“

Wie kann HeimatHund gegen große Anbieter bestehen?

Kausnacks / Foto: HeimatHund

Das Shop-Sortiment umfasst zahlreiche Leckerchen und Kauartikel, aber auch Nahrungsergänzungen, z. B. für die Ernährungsform BARF (Biologisch Artgerechte Rohe Fütterung), bei der u. a. Fleisch, fleischige Knochen, Innereien, Obst, Gemüse, Öle/Fette, Kräuter frisch gefüttert werden, und so keine Konservierungsstoffe oder Aromen im Napf landen. Des Weiteren hat HeimatHund umfangreiches Zubehör wie Leinen, Halsbänder, Hundebettchen, -körbchen und Matten oder auch Autosicherheitslösungen im Angebot. 

Die Produkte beziehen sie regional, teils von kleinen Manufakturen, und lassen sie auch selbst regional fertigen. „Denn nur so können wir die Qualität überprüfen und garantieren, auf ,kurzem Wege‘ individuelle Sonderwünsche der Kunden umzusetzen“, führt die Unternehmenschefin dazu aus.

Preislich könne ein Unternehmen wie HeimatHund natürlich nicht mit den großen Discountern mithalten, weiß sie. „Das wollen wir aber auch gar nicht. Daher setzen wir auf gute Beratung (online und offline), ein spannendes und hochwertiges Produktsortiment, kurze Lieferzeiten durch den regionalen Bezug und natürlich viel Freude bei der Arbeit – die man hoffentlich spürt.“

Professionelle Hilfe von Googles „Zukunftswerkstatt“

Wer online gefunden werden will, denkt wahrscheinlich als erstes an einen großen Suchmaschinenanbieter und entsprechendes Marketing. So ähnlich war das auch bei der HeimatHund-Gründerin: Im vergangenen Jahr besuchte sie die kostenlosen Workshops von Googles „Zukunftswerkstatt“. Hier lernte sie u. a. Google My Business für sich zu nutzen. Der Eintrag in das Google-Unternehmensverzeichnis, bei dem sich Öffnungszeiten, Anfahrtsbeschreibungen und Kontaktdaten hinterlegen lassen, brachte ihr tatsächlich „die wichtigste Basis, weil ich damit vor allem lokal (potentielle) Kunden angesprochen habe“, erklärt sie. Das funktioniere auch deshalb so gut, weil über das Business-Profil auch die Kommunikation mit Kunden möglich ist. HeimatHund teilt hier regelmäßig Beiträge zu Produkten, Neuheiten und Angeboten und interagiert so stetig mit den eigenen Kunden. 

Des Weiteren nutzt sie im Tagesgeschäft Google Ads und hat zusätzlich mit Hilfe des für Händler entwickelten Google-Tools GrowMyStore nach und nach die eigene Webpräsenz professionalisiert. Für das damals recht neue Tool war sie sogar Testimonial des Konzerns und spürte im Anschluss auch die direkten Erfolge der eigenen Bemühungen: Es gab nicht nur mehr Besucher im eigenen Laden, sondern achtmal so viele Online-Bestellungen, der Umsatz im Webshop hatte sich sogar vervierfacht.  

Janine Obersdorf in der Google Zukunftswerkstatt / Foto: Markus Mielek

Der tägliche Aufwand für das eigene Suchmaschinenmarketing halte sich in Grenzen, ganz ohne gehe es aber auch nicht: „Vor allem bei Google MyBusiness ist natürlich konsequente Pflege der Informationen und Beiträge das A und O. Nichts ärgert einen Kunden vermutlich mehr als vor verschlossener Tür zu stehen, weil beispielsweise Sonderöffnungszeiten nicht gepflegt wurden. Dafür muss man nach einem langen Arbeitstag vielleicht noch mal für ein paar Minuten den inneren Schweinehund überwinden, aber es lohnt sich in jedem Falle.“

„Wir möchten unsere Kunden direkt ins Herz treffen“

„Die Menschen lieben ihren Hund und wir lieben, was wir tun. In dieser Kombination möchten wir unsere Kunden direkt ins Herz treffen“, antwortet Janine Obersdorf, auf die Frage, wie sie die eigene Zielgruppe erreichen. Der Claim ihres Unternehmens ist „Die mit dem Wau-Effekt“ – und das ist gleichsam der eigene, tägliche Anspruch: „Wir möchten unseren Kunden zu einem Wau-Gefühl verhelfen. Das können unsere Kauartikel sein, die dem Hund so gut schmecken und einen Wau-Effekt ins heimische Körbchen bringen. Aber auch ein Wau in puncto Beratung, Qualität der Produkte, Liebe zum Detail, Wohlfühlatmosphäre, Motivation im Hundetraining und vieles mehr“, führt sie zur eigenen Unternehmensphilosophie aus. 

Die Liebe zum Detail ist beispielsweise in den Produktbeschreibungen im Shop erkennbar. Anfangs waren das einfach kopierte Informationen von Herstellern, doch nun erstellen die Mitarbeiter Fotos und Beschreibungen selbst: „Wenn man so ein emotionales Geschäft hat und den Kunden im Herzen erreichen möchte, kann man nicht schreiben ,Der Napf ist 12 cm lang und 3,5 cm hoch‘, sondern muss ihn irgendwie mitnehmen durch die eigene Welt der Produkte“. Das setzt HeimatHund auch auf den eigenen Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram oder YouTube um und nimmt die Kunden hier unter anderem mit in den eigenen Hundehalter-Alltag.  

 
 
 
 
 
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🐶🎓HeimatHund "HOMESCHOOLING" 💕✌🏼 ❓Nimmst DU unsere Herausforderung an ❓ Wir freuen uns auf Eure Fotos, Videos & Nachrichten über @heimathund_gmbh ! Durch den Beschluss des Landes NRW darf aktuell (voraussichtlich bis zum 19.04.) kein Hundetraining stattfinden. Wenn DU genau wie wir trotzdem nicht auf HeimatHund verzichten möchtest, dann hast Du hoffentlich Freude an unseren kommenden Mini-Videos. Hier werden wir kurz und knapp Trainingsimpulse, kleine allgemeine Hilfestellungen, Beschäftigungsideen & Co. mit Euch teilen und freuen uns über "angenommene Herausforderungen", kleine Videos, Feedback und und und. ℹ KURZE INFO: UNSER GESCHÄFT IST WEITERHIN FÜR EUCH GEÖFFNET! #hundetraining #hundeschule #hundeschulemenden #impulskontrolle #homeiswheremydogis #nrw #dogtraining #muffinistvollsüss #training trotz #corona #bleibtgesund #homeschooling #challengeaccepted #stayhealthy #küsschen #menden #iserlohn #dortmund #hagen

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Hoher Andrang: Auf Hundetraining müssen Nutzer bis zu sechs Wochen warten 

Ende 2019 ist HeimatHund in eine Eigentumsimmobilie umgezogen und dadurch konnte das Unternehmen auch flächenmäßig wachsen – was durch den Anstieg der Bestellungen und Pakete auch bitter nötig gewesen sei. „Unser Kalender ist voll, im Bereich Hundetraining haben wir Wartezeiten bis zu sechs Wochen und das Bestellvolumen nimmt von Woche zu Woche zu.“ Auf 500 Quadratmetern befinden sich jetzt nicht nur das Ladengeschäft, sondern auch eine beheizte Indoor-Trainingshalle, hinzu kommt ein großzügiges Außengelände zum Outdoor-Training. Mittlerweile hat HeimatHund außerdem vier Festangestellte und eine frisch geprüfte Auszubildende, ab August verstärkt das bisher ausschließlich aus Frauen bestehende Team noch ein männlicher Auszubildender.

Vor dem HeimatHund-Shop / Foto: HeimatHund, Markus Mielek 

All das hat die Unternehmerin mit viel Zeit, Energie und ihrem Team bewerkstelligt, aber auch mit einem wichtigen Leitsatz ihrer Mutter, die ihr sagte: „Ein ,Nein‘ hast du schon, ein ,Ja‘ kannst du noch kriegen.“ –  „So simpel und dennoch so wahr in beinahe jeder Situation“, weiß sie. Das habe ihr und ihrem Team nicht nur die anfängliche Angst genommen, sondern oft auch zusätzlich motiviert – sei es in Kundengesprächen, bei neuen Angeboten, der Erstellung ihres  OnlineShops und den Kaufverhandlungen der neuen Geschäftsimmobilie.

„Weder die Motivation noch die Leidenschaft haben nachgelassen“

Aktuell ist Janine Obersdorf mit der bisherigen Entwicklung mehr als zufrieden und freut sich, dass sie die ersten Jahre am Markt geschafft hat. „Weder die Motivation noch die Leidenschaft haben nachgelassen – ganz im Gegenteil. Wir durften bis jetzt viele Mensch-Hund-Teams kennenlernen, auf ihren Wegen begleiten und glücklich machen. HeimatHund ist in den letzten fünf Jahren genau das geworden was ich mir gewünscht habe – eine große und immer größer werdende Familie.“ Ziele hat sie aber dennoch und möchte den eigenen Online-Shop noch weiter ausbauen und vielleicht sogar noch einen oder zwei weitere Standorte eröffnen. „Bis diese leise Zukunftsmusik allerdings Realität wird, tanzen wir auch weiterhin unsere kleinen Freudentänze für jede Bestellung und jeden zufriedenen Kunden“, resümiert sie.

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