Kreativ in der Krise

Mit Corona-Tagebüchern aus dem Umsatztief

Veröffentlicht: 15.12.2020 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 15.12.2020
Tagebuch

Die Coronakrise in diesem Jahr hat die Branchen ganz verschieden hart getroffen. Während Online-Versender wie Amazon oder Essenslieferdienste deutlich gestärkt aus der Krise hervorgehen, haben einige Bereiche nach wie vor mit dem blanken Überleben zu kämpfen. Neben der Gastronomie und der Kulturbranche hat es Händler aus dem Veranstaltungsbereich besonders hart getroffen. Hochzeiten wurden verschoben, Geburtstage nur im kleinen Kreis gefeiert und andere Feierlichkeiten komplett abgesagt. 

Von diesen Entwicklungen wurde auch die Kreativagentur Bigdaygraphix hart getroffen. Das Unternehmen designt und produziert Hochzeitsbücher, Tischkarten, Save-the-Daten-Karten und weitere Produkte aus dem Segment Hochzeitspapeterie, um den schönsten Tag im Leben bunt zu gestalten. Zu den Kassenschlagern gehörten unter anderem Stammbücher, verschiedene Kartenprodukte sowie Gästebücher. Doch dann kam Corona und hat bei Bigdaygraphix alles verändert. „Mit Beginn des für uns eigentlich wirtschaftlich profitablen Frühlings (Beginn der Hochzeitssaison) brach der Umsatz um 90 Prozent ein“, erzählt Inhaber Stephan Kubernath.

Von der Idee am Whiteboard zu neuen Produkten in Rekordzeit

KingCorona Buch

Für das Unternehmen mit neun Mitarbeitern eine ernste Situation, denn sofort beim  Erkennen des Umsatzrückgangs und bei den Prognosen für das Restjahr war dem Team bewusst, dass es 2020 wohl nur wenige große Hochzeitsfeiern geben und man so nur eine geringe Anzahl an Produkten verkaufen wird. Für Stephan Kubernath war eine schnelle Reaktion auf die Umstände daher immens wichtig. „Wir haben uns direkt mit unserem Team zusammengesetzt und die aktuelle Situation besprochen. Uns war schnell klar, dass wir unsere Ressourcen weiter nutzen wollen. Wir haben gemeinsam überlegt, was die Menschen aktuell am meisten benötigen und was wir davon leisten und anbieten können“, ergänzt Simone Steinbrecher, Inhaberin und „Head of new products“ bei Bigdaygraphix. Schließlich entstanden am Whiteboard Ideen für mögliche neue Produkte, die im Team analysiert und in ein internes Ranking gestellt wurden.

Nachdem Stephan Kubernath und seine Mitarbeiter erkannten, dass die eigenen Produkte an die aktuelle Situation und neue Zielgruppe angepasst werden müssen, entstanden in Brainstormings Ideen rund um die Themen Homeoffice, Tagesstruktur, persönliche Weiterentwicklung sowie Spiele- und Freizeitbeschäftigung. „Das erste Produkt, unser Corona-Tagebuch ,Surviving King-Corona‘ war innerhalb weniger Tage produziert, online erhältlich und mit einer Mikro-Influencer-Kampagne in den Sozialen Medien sehr gut sichtbar. Gleichzeitig entstanden Produkte wie Schreibtischunterlagen, Rezeptbücher und Stadt-Land-Spiele, die derzeit am beliebtesten sind“, berichtet der Chef von Bigdaygraphix zu den Umstellungen im Unternehmen.

Das Daily Journal „Surviving King Corona“ soll Nutzer dabei unterstützen, die aktuelle Krise zu meistern und „den aktuellen Geschehnissen mit Klarheit, Humor und positiven Gedanken entgegenzutreten“, wie das Unternehmen selber den Nutzen des Tagebuches beschreibt. Mit dem Buch soll man sich aber auch auf die Zeit nach der Pandemie vorbereiten und sich Gedanken darüber machen, ob und welche Veränderungen man im eigenen Leben vornehmen möchte. Dazu soll der Nutzer Fragen wie „Wie möchte ich nach dieser Krise sein?“ oder „Verhalte ich mich richtig oder sollte ich mein Verhalten überdenken?“ beantworten.

Die Krise als Chance

Um die neuen Produkte auch an den Mann bzw. die Frau zu bringen, hat die Agentur neben den erwähnten Influencer-Kampagnen auf die eigene Reichweite in den sozialen Netzwerken gesetzt. Generell waren die Reaktionen auf die neuen Produkte stets positiv, dem Team wurde viel Lob dafür entgegengebracht, die Krise als Chance zu nutzen und neue Artikel auf den Markt zu bringen. 

KingCorona Buch

Wie positiv sich die rasche Sortimentserweiterung auf das Geschäft ausgewirkt hat, zeigen die aktuellen Zahlen von Bigdaygraphix. Das Unternehmen konnte den krisenbedingten Umsatzeinbruch kompensieren und die 2018 aufgestellten Planzahlen erreichen. „Aktuell liegen wir im einstelligen Prozentbereich hinter den Jahresumsätzen 2019 zurück, was unsere Umsätze als Onlinehändler betrifft. Das werden wir bis Ende des Jahres mit dem gut anlaufenden Weihnachtsgeschäft sicher noch in ein leichtes Umsatzplus umwandeln“, so Simone Steinbrecher zu den aktuellen Geschäftsentwicklungen. Neben den Sortimentserweiterungen hat man außerdem mitten in der Krise das eigene Agenturgeschäft ausgebaut und weitere Dienstleistungen angeboten, was dem Unternehmen zusätzlich geholfen hat, die schwere Zeit in der Pandemie zu meistern. Zum Jahreswechsel wird auch eine Umfirmierung stattfinden, dann wird aus Bigdaygraphix die scale GmbH.

Krisenunabhängige Produkte für die Zeit nach Corona

Für die kommenden Jahre hat sich das Team von Bigdaygraphix als Ziel gesetzt, die Produktpalette stetig weiter auszubauen, dabei aber aus den etablierten Prozessen zu lernen, um Produkte schnell und erfolgreich auf den Markt bringen zu können. Mit Ausnahme des Corona-Tagesbuches werden auch die in der Krise entstandenen Produkte weiter verkauft, sie wurden so konzipiert, dass sie auch krisenunabhängig funktionieren. Und auch neu erlernte interne Prozesse will man nach überstandener Coronapandemie beibehalten. „Hierzu zählen u. a. die bessere Verfügbarkeit von produktrelevanten Informationen für alle Mitarbeiter, egal ob sich die Mitarbeiter im Homeoffice oder in der Agentur befinden. Außerdem mussten wir die interne Kommunikation effektiver gestalten und produkt- bzw. projektbezogen kommunizieren“, erzählt die Inhaberin. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch Unternehmen, die in besonders betroffenen Branchen tätig sind, mit Schnelligkeit und Kreativität gut durch eine solche Pandemie kommen können. Bigdaygraphix ist nur ein Beispiel von vielen Unternehmen, welche die Krise als eine Chance zur Weiterentwicklung genutzt haben. Wie es das kleine Ladel Grubenhelden aus dem Ruhrgebiet mit Produktionsumstellung aus der Krise geschafft hat, gibt es an dieser Stelle zum Nachlesen.

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