Oliver Thiemann von StubHub: „Pro Sekunde ein Ticket“

Veröffentlicht: 18.11.2015 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 16.11.2015

Mit StubHub hat Ebay Ende September einen eigenen Marktplatz für Tickets auf den deutschen Markt gebracht. Wir haben mit Oliver Thiemann, Country Manager Deutschland von StubHub, gesprochen und gefragt, wie es bei StubHub mit dem Widerruf aussieht und wie das Unternehmen sicherstellt, dass die Tickets auch echt sind.

Tickets werden in der Hand gehalten

(Bildquelle Tickets: Gary Glaser via Shutterstock)

OnlinehändlerNews: Der Ticketverkauf war und ist auch über Ebay.de möglich. Warum wurde mit StubHub ein eigenes Unternehmen bzw. ein eigener Marktplatz dafür gelauncht?

Oliver Thiemann: Wir haben in den vergangenen Jahren den Kunden bei Ebay intensiv zugehört und ein zentrales Feedback war, dass ein Generalist wie Ebay nur in Ansätzen den Bedürfnissen von Ticketkäufern und -verkäufern gerecht werden kann. Fans verlangen nach zusätzlichen Services, nach einem vereinfachten Verkaufsprozess und vor allem nach einem Umfeld, das die Emotionalität des gehandelten Guts widerspiegelt.

Und da wir selbst passionierte Sport- und Musikfans sind, haben wir mit StubHub einen Ticketmarktplatz nach Deutschland gebracht, der all diesen Bedürfnissen entspricht und ein einmaliges Fan-Erlebnis schafft. StubHub bietet einfache, sichere und transparente Transaktionen, Maßnahmen zum Käuferschutz, einen ausgezeichneten Kundenservice, der an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung steht, oder Zusatzleistungen wie die „View From Seat“-Technologie, bei der Fans vorab sehen können, wie der Blick von bestimmten Sitzen auf die Bühne oder das Spielfeld ist.

Wie viele Tickets wurden bisher über StubHub weiterverkauft?

Im Jahr 2000, als StubHub in den USA gegründet wurde, wurden anfangs durchschnittlich vier Tickets pro Tag über die Plattform gekauft. Mittlerweile sind wir in den USA der führende Ticketmarktplatz und verkaufen pro Sekunde ein Ticket.

An diesen Erfolg möchten wir in Deutschland selbstverständlich anknüpfen! Seit unserem Deutschlandstart am 22. September 2015 wächst das Ticketangebot auf unserer Seite kontinuierlich und auch das Transaktionsvolumen entwickelt sich unseren Erwartungen entsprechend positiv. Unser Ziel ist natürlich, auch in Deutschland der führende Online-Marktplatz für den Kauf und Verkauf von Tickets zu werden.

Können Kunden auch den Kauf von Tickets widerrufen? Wie wird mit einem solchen Fall verfahren bzw. gibt es auch Ausschlusskriterien für den Widerruf?

Nach geltender Rechtslage – § 312g Abs. 2 Nr. 9 BGB – besteht beim Kauf von Tickets für Konzert-, Theater-, Sport- oder sonstige Freizeitveranstaltungen kein Widerrufsrecht. Allerdings, und das ist aus meiner Sicht die Bestätigung für unser Geschäftsmodell, können unsere Kunden ihre Tickets einfach, sicher und transparent über StubHub weiterverkaufen, sollten sie etwa kurzfristig verhindert sein.

Wie stellt StubHub sicher, dass die Tickets echt sind?

Sicherheit und Transparenz sind für uns zwei zentrale Elemente. Ticketverkäufer erhalten aus diesem Grund auch immer erst nach Stattfinden des jeweiligen Events ihr Geld. In der Zwischenzeit wird das vom Käufer gezahlte Geld auf einem Treuhandkonto verwaltet und erst dann an den Verkäufer weitergeleitet, wenn der Käufer die Möglichkeit hatte, die Veranstaltung zu besuchen. Für diesen Zweck wurden wir von der Finanzaufsicht in Luxemburg eigens als Finanzinstitut lizenziert. Dieses simple aber wirkungsvolle Modell macht den Ticketkauf weitestgehend sicher und verringert gleichzeitig den Anreiz für betrügerische Aktivitäten.

Für den sehr seltenen Fall, dass dennoch einmal ein gefälschtes Ticket über StubHub gehandelt wurde, werden wir dem Kunden entweder vergleichbare oder bessere Tickets für die Veranstaltung anbieten, zumindest aber die Ticketkosten inklusive aller Gebühren zurückerstatten.

Wie wird mit Tickets umgegangen, die unzulässigerweise weiterverkauft werden, also vom Veranstalter vom Weiterverkauf ausgeschlossen sind?

An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass es in Deutschland kein Gesetz gibt, das den Wiederverkauf von Tickets beschränkt oder verbietet. Unabhängig davon können wir über unseren Veranstaltungskatalog aber natürlich aktiv steuern, für welche Events auf unserer Plattform Tickets verkauft werden und welche wir vom Verkauf ausschließen möchten.

Kann das System von sogenannten „Hamster-Ticket-Käufern“, also private Ticket-Käufer, die beim Veranstalter mehrere Karten kaufen, um sie dann gewinnbringend weiterzuverkaufen, missbraucht werden?

StubHub ist ein offener Online-Marktplatz, auf dem private und gewerbliche Anbieter Tickets weiterverkaufen können. Da wir selbst keine Tickets besitzen, sind wir auch nicht in die Preisgestaltung eingebunden. Die Ticketpreise werden bei uns ausschließlich vom Käufer festgesetzt. Dieser Ansatz bietet Kunden größtmögliche Transparenz. Von daher sind wir überzeugt, dass sich die Preise im Laufe der Zeit im Sinne der Fans entwickeln werden – auch wenn es immer mal wieder Veranstaltungen geben wird, bei denen Tickets zu sehr hohen Preisen angeboten werden.

Denn die Erfahrung zeigt, dass Ticketpreise beim Weiterverkauf auf Online-Marktplätzen tendenziell sinken. Der durchschnittliche Verkaufspreis ist seit dem Launch von StubHub in Großbritannien im Jahr 2012 um rund 25 Prozent gesunken – während im gleichen Zeitraum die Preise auf dem reinen Primärmarkt deutlich gestiegen sind.

Wie finanziert sich StubHub?

Dank unseres transparenten Preisgestaltungsmodells ist das leicht zu erklären: Von den Verkäufern verlangen wir 10 Prozent des Ticketpreises und Käufer müssen eine Servicegebühr in Höhe von 5 Euro zahlen, die bereits den Ticket-Versand beinhaltet.

 

Über Oliver Thiemann

StubHub Oliver Thiemann Country Manager Deutschland
© StubHub | Oliver Thiemann

Als Country Manager ist Oliver Thiemann maßgeblich für die Markteinführung von StubHub in Deutschland verantwortlich. Bevor er 2012 zum spezialisierten Online-Marktplatz für Tickets wechselte, war er über zehn Jahre beim Mutterkonzern Ebay tätig. Dort durchlief der Marketing-Experte diverse Stationen, er verantwortete unter anderem den Aufbau und die Weiterentwicklung der Medienkategorien und war während der Fußball-WM 2006 für das gesamte Ticketsegment von Ebay zuständig. Thiemann gilt aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung als ausgewiesener Branchenkenner des Ticketing- und Veranstaltungsmarktes.

 

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