Mehrheit von Weltbild könnte für buecher.de nach hinten losgehen

Veröffentlicht: 07.11.2013 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 07.11.2013

Buecher.de könnte bald zum größten Teil in den Händen der katholischen Verlagsgruppe Weltbild sein. Diese möchte nämlich Anteile von der Gruppe Holtzbrinck an buecher.de übernehmen. Damit wäre Weltbild Hauptanteilseigner von buecher.de und könnte den Buchversand merklich verändern.

Weltbild plant Mehrheit an buecher.de

Sollten die zuständigen Gremien und das Kartellamt zustimmen, dann möchte Weltbild die Anteile vom Mitgesellschafter Holtzbrinck, ganz oder teilweise. Das könnte Weltbild zum Mehrheitseigner von buecher.de machen und die Zukunft von buecher.de in die Hände des katholischen Konzerns legen. Mitgesellschafter Axel Springer wäre zwar nach wie vor beteiligt, Weltbild wäre aber der größere Anteilseigner. Die Frage ist: Möchte Weltbild sich mithilfe von buecher.de selbst retten oder soll buecher.de zum künftigen Botschafter der katholischen Kirche werden?

Schon länger hat die katholische Kirche mit Weltbild den Weg in die Online-Welt eingeschlagen. Nicht freiwillig, sondern weil die von ihr getragene Verlagsgruppe seit langem kein Gewinn mehr erwirtschaftet und bis vor wenigen Tagen kurz vor der Insolvenz stand. Erst kürzlich konnte die Insolvenz der Gruppe durch Finanzspritzen in Höhe von rund 60 Millionen Euro abgewendet werden. Das Geld dafür kommt von der katholischen Kirche, mehrere Bistümer hatten das Kapital bereitgestellt. Deren Geld war dazu angedacht, zunächst die notwendige Liquidität für das Weihnachtsgeschäft bereitzustellen.

Buecher.de lohnt sich für Weltbild

Allerdings soll Weltbild nach Willen der Eigentümer bis 2015 wieder profitabel werden. Deshalb interessiert sich Weltbild nun für den viertgrößten Online-Buchhändler, buecher.de. Das Unternehmen sitzt ebenso wie Weltbild in Augsburg und hat im vergangenen Jahr 52 Millionen Euro umgesetzt. Buecher.de gehört bei uns zu den größten Konkurrenten von Amazon. Angesichts der gesunden Unternehmenszahlen von buecher.de scheint der Deal aus Sicht von Weltbild vielversprechend zu sein.

Fraglich ist allerdings, inwiefern sich buecher.de durch eine Mehrheit der katholischen Kirche verändern würde. Bereits vor zwei Jahren hatte Weltbild mit der Traditionsbuchhandlung Hugendubel zusammengearbeitet. Die Folge: Mitarbeiter von Hugendubel beklagten, dass viele kirchenkritische Bücher aus dem Online-Shop von Hugendubel verschwanden. Darunter zum Beispiel das „Schwarzbuch Kirche“ von Michael Hebeis. Buecher.de führt das kirchenkritische Buch noch in seinem Online-Shop, wenn Weltbild die Mehrheit an buecher.de bekommen sollte, könnte es das Erste Buch sein, das aus dem Sortiment verschwinden würde.

Übernahme birgt Gefahr für buecher.de

Buecher.de und damit auch die Axel Springer AG dürften vor der Frage stehen, ob buecher.de zu einem katholischen und damit nicht mehr neutralen Online-Buchhandel werden könnte. Schlimmer noch: Wie würden die Kunden von buecher.de reagieren, wenn es nur noch „handverlesene“ Bücher zu kaufen gäbe? Wie schwer würde ihnen dann der Wechsel zu Konkurrenten wie Amazon.de oder bol.de fallen?

Nicht, dass die Axel Springer AG interessenfrei wäre, aber bislang sind die Anteile zwischen Axel Springer, Weltbild und Holtzbrinck gleichmäßig verteilt und somit ausgeglichen. Vor zwei Jahren beklagten Hugendubel-Mitarbeiter eine schleichende Angleichung auf das Niveau des Weltbild-Shops festgestellt zu haben, wo auf Vollständigkeit und klassischen Buchhandel niemals Wert gelegt worden sei.

Auch zu bedenken ist, dass buecher.de vor kurzem von der Stiftung Warentest zum Testsieger in Sachen E-Book-Shop gewählt wurde – vor Amazon. Ein Kriterium des Tests war: Der Umfang des angebotenen Sortiments.

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