FBA-Preiserhöhung in Deutschland: Amazon will Händler nach Polen und Tschechien locken

Veröffentlicht: 19.04.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 19.04.2016

Amazon hat bisher versucht, deutsche Händler durch günstigere Tarife von der Nutzung der Versandzentren in Polen und Tschechien zu überzeugen. Nun erhöht das Unternehmen aber in Deutschland die Preise für sein FBA-Programm, wenn die Händler sich nicht für die neuen Logistikzentren öffnen. Manche Händler wittern aber eine Umsatzsteuerfalle.

Amazon Pakete

kay roxby / Shutterstock.com 

Amazon erhöht den Druck auf Händler, die Versandzentren in Polen und Tschechien zu nutzen und ihren FBA-Lagerbestand auch in diesen Zentren zu lagern. Einige Händler haben eine entsprechende E-Mail von Amazon erhalten. Darin verweist das Unternehmen auf sein erweitertes Logistiknetzwerk, durch das die Auslieferung effizienter und schneller gestaltet werden soll. „Sollten Sie der Lagerung und Abwicklung Ihres ‚Versand durch Amazon’-Lagerbestands im erweiterten Logistiknetzwerk einschließlich Polen und der Tschechischen Republik nicht zustimmen, werden wir Ihnen ab dem 8. Juni 2016 eine um 0,25 € erhöhte Versandgebühr für alle aus Deutschland versandten ‚Versand durch Amazon’-Einheiten in Rechnung stellen“, so das Unternehmen in der E-Mail.

Wer seine Produkte umlagert, muss mehr Umsatzsteuern zahlen

Wer seine FBA-Produkte also nicht für die Versandzentren in Polen und Tschechien freigibt, soll in Zukunft mehr bezahlen. Die Zustimmung zu erteilen, scheint im ersten Moment ein logischer Schritt, über den man nicht lange nachdenken sollte. Doch Vorsicht! Wer die Zustimmung erteilt, geht umsatzsteuerliche Pflichten ein. Darauf weist auch Amazon in der E-Mail hin:

WICHTIG: Die Lagerung von Produkten in Polen und der Tschechischen Republik hat umsatzsteuerliche Pflichten für Ihr Geschäft zur Folge und kann weitere Meldungspflichten wie z.B. Intrastat-Meldungen auslösen.“

Was bedeutet das? Sobald ein Händler seine Produkte ins EU-Ausland von einem Lager aus Polen und Tschechien liefert, muss er – unabhängig von der Lieferschwelle – die Umsatzsteuer sofort in dem jeweiligen Land zahlen. Und da wird es für deutsche Händler teuer: Denn während der Umsatzsteuersatz hierzulande bei 19 Prozent liegt, sind es in Tschechien 21 und in Polen sogar 23 Prozent. Ein Händler spricht in einer E-Mail gegenüber OnlinehändlerNews.de sogar von einer „Umsatzsteuerfalle“, die Amazon damit aufbauen würde.

Schwierige Entscheidung für Händler

Das ganze wird noch dadurch erschwert, dass nur die Produkte, die in Polen und Tschechien gelagert werden, mit diesen Steuersätzen besteuert werden müssen. Schließlich bringt Amazon in seinem FBA-Programm nicht den gesamten Warenbestand eines Händlers in diese Logistikzentren und lagert sie dort. Der Händler muss also noch stärker auf seine Liefer- und Lagerlisten der Ware achten.

Ecomparo.de kommt zu einem ähnlichen Ergebnis bei seiner Betrachtung des Falls: „Von der Preiserhöhung profitieren in erster Linie Marketplace-Händler, deren Einsparungen größer sind als der steuerliche Mehraufwand und Handelsunternehmen, deren Sendungen ohnehin bereits aus Polen per FBA-Prime zugestellt werden“, meinen die Kollegen. Die meisten deutschen Marketplace-Händler dürften Ecomparo.de zufolge allerdings den bürokratischen Aufwand scheuen und die Preiserhöhung von 0,25 Euro in Kauf nehmen – und mittelfristig aus der Gewinnmarge finanzieren. Eine schwierige Situation also für Händler, die unbedingt mit ihrem Steuerberater darüber sprechen und gegenrechnen sollten, ob es sich für sie eher lohnt, die höheren Preise in Deutschland oder die Steuern in Polen und Tschechien zu bezahlen.

Wie werden Sie im Fall der Preiserhöhung vorgehen? Nehmen Sie die Preise in Kauf oder lassen Sie die Lagerung in Polen und Tschechien trotz höherer Umsatzsteuersätze zu? Lassen Sie es uns wissen!

 

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