Netzneutralität: Sind kostenpflichtige „Überholspuren“ die Zukunft des Internets?

Veröffentlicht: 02.05.2016 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 02.05.2016

Neben neuen Roaming-Regeln gelten zukünftig auch veränderte Bestimmungen im Bereich Netzneutralität. Internet-Provider können nun „Spezialdienste“ beziehungsweise „Überholspuren“ anbieten, die die wachsenden Datenströme optimal organisieren sollen. Kommen damit auch höhere Kosten auf die Nutzer zu?

Daten-Center

(Bildquelle Daten-Center: Oleksiy Mark via Shutterstock)

Seit Samstag, dem 30. April, gelten europaweit sowohl neue Roaming-Regeln als auch eine veränderte EU-Verordnung, die ein „offenes Internet“ vorsieht. Wie Heise Online berichtet, ermöglicht diese Regelung den Providern, eine Art Zwei-Klassen-Netz zu schaffen. Das bedeutet, dass die Anbieter beispielsweise Spezialdienste anbieten können, die entsprechend schneller, aber auch kostenintensiver sind.

Gleichzeitig hat der Eco-Verband der Internetwirtschaft ein dreiseitiges Debattenpapier veröffentlicht. Darin wird unter anderem auf den Begriff der Netzneutralität eingegangen und als „elementares Grundprinzip des Datenverkehrs im Internet“ bezeichnet: „Dieses Prinzip besagt, dass alles Datenpakete unabhängig von ihrem Inhalt, ihrer Anwendung, ihrer Herkunft und ihrem Ziel gleich behandelt und schnellstmöglich im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen (z. B. Bandbreite, Hardware etc.) transportiert werden.“ Dies wird insgesamt unter dem Begriff „Best-Effort Prinzip“ zusammengefasst.

Debattenpapier: Spezialdienste sollen Entwicklung vorantreiben

In dem Debattenpapier heißt es jedoch zusätzlich, dass „bei der Entwicklung der Netze die zeitkritischen oder bandbreitenintensiven Dienste im Blick“ gehalten und hierfür geeignete Lösungen gesucht werden müssen. Deswegen erachten es die Provider als sinnvoll, mehr Spielraum zu erhalten, um die Daten „optimal zu organisieren und bestimmte Inhalte gegebenenfalls über Priorisierungen und kostenpflichtige Spezialdienste schneller als andere übermitteln zu dürfen.“

Deswegen wird es zukünftig wohl „Überholspuren“ geben. Diese sind kostenpflichtig und sollen vor allem Daten behandeln, die eine Menge an Bandbreite benötigen. Dazu gehören zum Beispiel Streaming und Gaming. Die Kosten hierfür werden wahrscheinlich letztendlich von den Providern, aber auch von den Nutzern gestemmt, wobei dies jedoch noch genauer definiert wird.

Telekom-Chef: StartUps sollen mehr zahlen

Generell stehen noch einige Beschlüsse im Zusammenhang mit dem Thema Netzneutralität aus. Dazu gehört beispielsweise das Strafmaß bei Verstößen gegen die Regulierungen. Leitlinien sollen hier zukünftig für mehr Klarheit sorgen.

Zusammenfassend heißt es im Debattenpapier: „Aus Sicht von Eco dient die beschlossene Verordnung der Transparenz und dem Wettbewerb im Internet und ebnet den Weg für innovative Dienste und neue Geschäftsmodelle im Netz.“ Weitere Richtlinien werden für Ende August erwartet.

Im Oktober 2015 hatte Telekom-Chef Tim Höttges für massiven Gesprächsstoff gesorgt. Er meinte, dass es nun im Prinzip möglich sei, „innovative Internetdienste zu entwickeln, die höhere Qualitätsansprüche haben. Das sind die sogenannten Spezialdienste.“ Mit solchen Spezialdiensten meint die Telekom nicht die Nutzer, sondern die Anbieter von internetbasierten Geschäftsmodellen – und damit auch StartUps. Diese sollen für „ein paar Prozente“ eine „gute Übertragungsqualität“ bekommen, was bei diesen natürlich nicht gut ankam.

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