Probleme mit DHL-Paketzentrum: Online-Händler steht vor dem Ruin

Veröffentlicht: 30.05.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 31.05.2016

Das neue DHL-Paketzentrum in Obertshausen soll ab Juni sämtliche Pakete aus dem Postleitzahlengebiet 63 bearbeiten. Bereits jetzt werden Pakete darüber abgewickelt. Doch dabei scheint nicht alles reibungslos zu funktionieren. Ein Online-Händler aus der Region hat sich nun zu Wort gemeldet und erklärt, dass die Pakete teilweise bis zu zehn Tage unterwegs seien. Resultat: Der Händler steht vor dem Ruin.

DHL Paketzentrum

Stoyan Yotov / Shutterstock.com

Umsatz um 70 Prozent eingebrochen

Wie wichtig ein schneller Versand für Online-Händler ist, weiß mittlerweile jeder. Auch Online-Marktplätze legen enormen Wert auf den pünktlichen Versand der Ware. Online-Händlern ist es entsprechend in Fleisch und Blut übergangen, die Bestellungen zeitnah zu bearbeiten und in die Paketzentren zu geben.

Doch was passiert eigentlich, wenn in diesen Paketzentren nicht alles so reibungslos funktioniert, wie es eigentlich der Fall sein soll? Ein Online-Händler hat sich nun anonym an die Frankfurter Rundschau gewendet. Das Problem: Seit dem seine Pakete über das im Juni offiziell startende DHL-Paketzentrum in Obertshausen laufen, sind seine Pakete mitunter bis zu zehn Tage auf der Reise. Und das hat Konsequenzen: Der Online-Händler steht nach eigener Aussage mittlerweile fast vor dem Ruin. Der Umsatz sei um rund 70 Prozent eingebrochen.

Dabei sollte das neue DHL-Paketzentrum in Obertshausen, das für die Postleitzahl-Anfangsziffern 63 zuständig sein soll, das größte und modernste Zentrum Deutschlands sein. Doch das scheint nicht der Fall zu sein. Der anonyme Händler, der 15 bis 100 Pakete pro Tag versendet, ist extrem unzufrieden mit dem Service. Laut der Frankfurter Rundschau laufen dessen Pakete seit dem 02. Mai nicht mehr über das Frachtzentrum in Rodgau-Nieder-Roden und seit dem dauert der Versand der Pakete bis zu zehn Tage. Zum Vergleich: Als die Pakete noch über Rodgau-Nieder-Roden liefen, wurden die Pakete zu „99 Prozent“ in ein oder zwei Werktagen innerhalb Deutschlands zugestellt.

Anlaufschwierigkeiten im derzeitigen Probebetrieb

Für den Händler hat diese extrem lange Lieferzeit erhebliche negative Auswirkungen. Wie der Händler laut FR schreibt, kommen Beschwerden und Stornierungen fast stündlich rein, da die angegebene Laufzeit nicht eingehalten werden konnte. Entsprechend oft verweigern die Kunden die Annahme der Pakete, die dann zurück an den Händler gehen. Diese Retouren sind dabei nicht nur ärgerlich, sondern „mit zusätzlicher Strafgebühr von DHL“ verbunden.

Weiterhin wirft der Händler der DHL vor, dass selbst einfache Abläufe wie das Scannen der Pakete nicht funktionieren würden. So seien allein zwischen dem 17. und 19. Mai an die 150 Pakete nicht bearbeitet worden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Pakete, die sogar zweimal gescannt wurden – in Rodgau und Obertshausen. Das wiederrum bedeutet, so die FR, dass „die Pakete hin- und hergefahren würden, weil das neue Band im Paketzentrum wohl nicht entsprechend funktioniere.“

Die DHL zeigt sich gegenüber der Vorwürfe gelassen. Generell spricht man von „Anlaufschwierigkeiten im derzeitigen Probebetrieb“. Und auch das vermutete Hin- und Herfahren wird nicht abgestritten. Gegenüber der FR erklärte Unternehmenssprecher Alexander Böhm das doppelte Scannen mit Datenvergleichen im derzeitigen Probebetrieb: „Wir vergleichen die Laufzeiten, messen hier und dort Sendungsmengen, Umschlagszeiten und sogenannte Ausscheider“, heißt es. Auch bezogen auf das Schicksal des Online-Händlers heißt es, dass es sich um einen Einzelfall handeln muss, denn 90 Prozent der Sendungen werden pünktlich ausgeliefert.

Ebay reagiert und stuft auf „unterdurchschnittlich“ herab

Die Erklärungen der DHL dürften den Online-Händler jedoch nicht ausreichen. Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, „dass die DHL die Versender nicht schon vorher von möglichen Anlaufschwierigkeiten in Kenntnis gesetzt hat.“

Doch auch wenn die Probleme im neuen DHL-Paketzentrum in der Zukunft behoben werden – der Schaden für den Online-Händler bleibt. Denn nun hat auch Ebay reagiert und ihn aufgrund der Käuferbeschwerden vom Top-Verkäufer mit besten Bewertungen auf „unterdurchschnittlich“ herabgestuft. Was das bedeutet, weiß jeder Ebay-Händler: Die Produkte, vorher noch ganz oben gerankt, finden sich nun am Ende der Angebotsliste. „‘Ohne die jahrelang gewohnten täglichen Einnahmen durch Verkäufe weiß ich nicht, wie ich meine Rechnungen bezahlen soll‘“, erklärt der Online-Händler. „‘Alles geht den Bach runter – und das alles nur wegen des neuen Paketzentrums.‘“

 

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