Insolvenz, Umstrukturierung, Entlassungen: Fall Unister geht in nächste Runde (Update)

Veröffentlicht: 30.09.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 30.09.2016

Und weiter geht es mit dem stückhaften Zerfall des Unister-Universums: Zum Ende des Septembers soll nicht nur das Insolvenzverfahren für weitere Tochtergesellschaften eröffnet werden. Auch eine ganze Reihe von Mitarbeitern muss ihre Plätze räumen. Update: Wie nun mitgeteilt wurde, wird Insolvenzverwalter Lucas Flöther den Geschäftsbetrieb des Konzerns fortführen. Darüber hinaus werden wohl weniger Mitarbeiter gehen müssen als zuerst angedacht.

Insolvent

(Bildquelle Insolvent: Tashatuvango via Shutterstock)

Am heutigen Freitag soll das Insolvenzverfahren für insgesamt sieben weitere Tochtergesellschaften von Unister offiziell eröffnet werden. Wie die Leipziger Volkszeitung schreibt, seien unter anderem der Reiseanbieter Urlaubstours und das Online-Portal U-Deals betroffen – gefolgt von weiteren Gesellschaften, die ihrerseits einige Hundert Angestellte haben.

Der offiziellen Eröffnung der Insolvenzverfahren dieser Unternehmen gingen viele Wochen voraus, in denen sie sich im vorläufigen Insolvenzverfahren befanden. Auch für die Mitarbeiter habe der Schritt durchaus Bedeutung, denn mit dem offiziellen Start des Insolvenzverfahrens endet zugleich auch die „Zahlung des Insolvenzgeldes durch die Arbeitsagentur“, so die LVZ. Ihre Gehälter und Löhne sollen sie nun wieder vom Unternehmen selbst beziehen. Darüber hinaus sei es nun für Gläubiger möglich, ihre Forderungen anzubringen.

Neue Jobs für Mitarbeiter: Arbeitsagentur ist zuversichtlich

Lucas Flöther, Insolvenzverwalter von Unister, hatte bereits vor einigen Tagen die Kündigung von 100 Unister-Mitarbeitern vor allem aus dem Reisebereich verlauten lassen. Diese sollen am heutigen Freitag entlassen werden. Die Agentur für Arbeit wird dazu fünf Berater bereitstellen, die mit den Betroffenen über die weiteren Schritte sprechen werden.

„Wir wollen, dass der Übergang in ein neues Arbeitsverhältnis so gut wie möglich gelingt“, kommentiert Hermann Leistner, Sprecher der Agentur für Arbeit, gegenüber der LVZ. Viele Unister-Mitarbeiter hätten derzeit gute Chancen, schnell in ein neues Arbeitsverhältnis zu starten: „Callcenter suchen in Leipzig händeringend Kundenberater. Aber auch im Personalbereich, in der Finanzbuchhaltung oder dem Bereich IT gibt es Bedarf.“ Zwar müsse man sich jeden Fall einzeln anschauen, aber alles in allem sei ein hoher Bedarf an Fachkräften zu verzeichnen – „deshalb bin ich recht zuversichtlich, dass eine schnelle Vermittlung gelingt“, so Leistner weiter.

Unister stehen Umstrukturierungen ins Haus

Wie es mit Unister weiter geht und welche Änderungen bezüglich des Unternehmens und seiner Unternehmenstöchter ins Haus stehen, wurde am vergangenen Mittwoch offiziell besprochen. Zu einer zweistündigen Belegschaftsversammlung trafen sich rund 500 Unister-Mitarbeiter im Neuen Rathaus zu Leipzig.

Im Verlauf der letzten Monate wurde im Zuge des möglichen Verkaufs von Unister immer wieder vom Stichtag des 1. Oktobers gesprochen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte sich ein neuer Eigentümer gefunden haben. Nach Informationen des MDR führt Insolvenzverwalter Flöther aktuell Gespräche mit potenziellen Investoren, die an Unister oder aber an Teilen des Unternehmens Interesse zeigen.

„Wir stehen mitnichten mit dem Rücken an der Wand. Wir müssen nicht bis zum 1. Oktober verkaufen, aber wir wollen zügig verkaufen. Es gibt keine feste Zeitschiene, sondern wir werden versuchen den Verkaufsprozess schnellstmöglich voranzutreiben, aber gleichzeitig auch den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren“, zitiert der MDR Flöther.

 

Update: 30.09.2016, 14:30 Uhr – Neue Strukturen und weniger Entlassungen

Wie die Insolvenzverwaltung Flöther & Wissing nun in einer Pressemitteilung verlauten ließen, wurde bei folgenden Unister-Gesellschaften heute das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet: Unister Travel Betriebsgesellschaft mbH, Unister GmbH, U-Deals GmbH, Unister Factory GmbH, CS 24 Call Support GmbH, Schilling Invest GmbH, HolidayReporter GmbH sowie Urlaubstours GmbH.

Darüber hinaus teilte die Verwaltung mit, dass Lucas Flöther, Insolvenzverwalter von Unister, den Geschäftsbetrieb im Konzern fortführen wird. Demzufolge habe es Flöther geschafft, die Unister-Unternehmen aus den roten Zahlen herauszuheben, sodass die laufenden Einnahmen auch wieder die anfallenden Lohnkosten abdecken könnten. Flöthers Aufgabe sei es nun, die Gruppe neu aufzustellen, Restrukturierungsschritte umzusetzen und Unister „auf eine Investorenlösung vorzubereiten“.

„Im Mittelpunkt steht die Konzentration auf die Sparten Flug und Touristik“, kommentierte Flöther. „Hier liegen die Kernkompetenzen der Unister-Gruppe, die für Investoren hochattraktiv sind. Entsprechend hoch ist das Interesse potenzieller Käufer.“ Es stünden insgesamt sechs Interessenten bereit. „Unser Ziel ist kein schnellstmöglicher Verkauf, sondern ein Verkauf zu den bestmöglichen Konditionen“, so Flöther weiter. Alles in allem soll die Gruppe „deutlich transparenter, schlanker und leistungsfähiger aufgestellt werden“.

Gute Nachrichten gibt es indes für einige Mitarbeiter: Statt der angekündigten 100 Mitarbeiter müssen laut Pressemitteilung nur 66 Angestellte ihre Schreibtische räumen.

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