Umsatzsteuerbetrug: Amazon sperrt Konten chinesischer Händler

Veröffentlicht: 14.06.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 14.06.2018

Amazon scheint ernst zu machen und soll Hunderte Händler-Konten auf seinem Online-Marktplatz gesperrt haben. Die betroffenen Unternehmer sollen dabei aus China stammen und bei der hiesigen Umsatzsteuer betrogen haben.

Amazon Logo an einer Hauswand
© Sundry Photography / Shutterstock.com

Der Betrug mit der Umsatzsteuer kostet den deutschen Staat Jahr für Jahr jede Menge Geld. Hinzu kommt natürlich auch, dass durch solche Betrügereien die Marktverhältnisse ins Schwanken kommen: Wenn einige Händler die Umsatzsteuer regelkonform abführen und andere nicht, entsteht ein Ungleichgewicht, das zulasten der seriösen Anbieter geht, da ihre finanziellen Belastungen ungleich höher sind.

Besonders groß soll das Problem mit dem Umsatzsteuerbetrug unter anderem auf dem Online-Marktplatz von Amazon sein, auf dem Tausende chinesische Händler ihre Waren feilbieten, dabei aber eben keine Umsatzsteuer abführen sollen. Die Kritik ist nicht neu. Doch obwohl auch in der Politik schon konkrete Maßnahmen besprochen wurden, gab es bis jetzt wenig Gegenhalten. Bis jetzt.

Denn nun scheint Amazon aktiv geworden zu sein: Wie die Süddeutsche berichtet, soll der Konzern Hunderte chinesische Händler-Konten gesperrt haben, die in Verdacht stehen, entsprechende Steuern nicht gezahlt zu haben.

Amazon: Finanzamt Berlin-Neukölln an Schließung beteiligt

Die Schließung der entsprechenden Konten sei unter Zutun des Finanzamtes Berlin-Neukölln geschehen, bei dem sich alle chinesischen Händler registrieren müssen, die ihre Waren auf dem deutschen Markt und somit auch auf dem Amazon Marketplace verkaufen wollen. „Nach Recherchen von WDR und Süddeutscher Zeitung führten sogenannte Auskunftsersuchen der Berliner Steuerfahndung dazu, dass Amazon mehr als 500 verdächtige Händler aus China von Geschäften über Amazon Marketplace ausschloss“, berichtet die Süddeutsche.

Die Waren jener Händler seien zunächst in Quarantäne gekommen, wodurch die Anbieter keinerlei Zugriff mehr auf ihre Waren haben, die in den Logistik- und Verteilzentren von Amazon lagern.

Steuerbetrug auf Amazon: Die Lage bleibt ernst

Grundsätzlich scheinen sich aktuell einige positive Veränderungen einzustellen: Dass der Druck auf die chinesischen Händler wächst, erkenne man laut Süddeutsche zum Beispiel daran, sich die Zahl jener chinesischen Händler, die sich in Berlin-Neukölln registrierten, „seit Mai 2017 mehr als verdoppelt“ habe. Ihre Zahl liege aktuell bei reichlich 1900. Dennoch muss wohl davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer bzw. die Zahl der unentdeckten schwarzen Schafe in die Tausende geht und dass ein Großteil der Arbeit noch vor den Verantwortlichen liegt.

„Um weitere Steuersünder aufzuspüren, werten die Fahnder die Amazon-Website systematisch aus und löchern den Konzern mit Auskunftsersuchen. Erst diese Anfragen zwingen Amazon, das Problem ernst zu nehmen“, heißt es weiter.

Dass sich Amazon langsam aber sicher willig zeigt, selbst einzugreifen, könnte eventuell auch daran liegen, dass die Zeit für den Online-Riesen (und auch die Konkurrenten) abläuft. Wie wir bereits hier berichteten, will die Politik die Online-Marktplätze in Zukunft nämlich massiv stärker in die Pflicht nehmen: Konkret heißt dies, dass Amazon und Co. ab 2019 für nicht-zahlende Händler haften sollen.

Kommentare  

#18 Andree 2018-06-25 16:47
Es geht nicht darum das viele Gesetze dämlich sind.
Der Gesetzgeber hat die aber nun einmal gemacht und man muss sich daran halten.
Und dann muss das auch für alle gelten.
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#17 Thomas Eberle 2018-06-24 14:15
Bei den Chinesen kommt ja gar nicht an was den zu tun ist. Die sehen jetzt das sie als weitere Forderung zur Amazon - Registrierung nun eben in Neu-Kölln registrieren müssen. Das machen die dann. Dies bedeutet noch lange nicht das die dort dann auch monatlich ihre korrekten Umsätze melden. Die bekommen eine Steuernummer und Amazon sagt das wieder alles ok ist. Und das Finanzamt ist erstmal auch zufrieden bis die dann in 2 Jahren merken das zwar viele Firmen gemeldet sind, aber keine Umsätze melden. Diese Firmen werden dann angeschrieben, 50% davon werden dann gar nicht mehr existieren bzw. einen neuen Namen haben.
Man kann Chinesen nicht deutsche Bürokratie erklären. Die machen doch selbst im eigenen Land keine Einkommenssteue rerklärung, warum sollten die es dann in Deutschland machen?

Meiner Meinung hilft nur eins: Strenge Zollkontrollen, jede Ware die ins Land kommt muss versteuert sein. Dann sind auf jeden Fall schonmal 19% des Warenwertes versteuert, das ist besser als nix. Importiert ein deutsches Unternehmen, ist der Zahlungsnachwei s vorzulegen. Importiert ein chinesisches Unternehmen für sein Außenlager bei einer Spedition / Amazon FBA, so ist aufwändig zu recherchieren was diese Ware wert ist. AliBaba gibt ja schnell Auskunft. So kann man leicht überprüfen ob die Importangaben stimmen, wenn nicht gleich beschlagnahmen. Dann ist für viele ganz schnell Schluß.

Aber auf so Ideen kommen die beim Finanzamt nie, die verwalten doch nur ihre Nummern, für deutsche Händler die aufgrund der Steuerlast nicht mit den Chinesen mithalten können, gibt es kein Verständnis, auch nicht in der Öffentlichkeit, wie der Kommentar von Kemper beweist.
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#16 Barbara 2018-06-23 16:39
Eigentlich hat der Kemper ja nicht ganz Unrecht. Die "Marken" produzieren in China einen Adapter für 50 Cent und wenn alles von der Werbung bis zur Händlermarge reingerechnet ist, verlangen sie hier in Deutschland dafür schlappe 35 Euro. Der tatsächliche Warenwert ist aber trotzdem nur 50 Cent ;-) Man könnte sich schon ausgenommen vorkommen bei diesem System!

Nichts desto trotz, ist die Flut der China-Händler nicht mehr aufzuhalten. 500 werden gesperrt und 1000 kommen nach. Also ob es hier nur um die Umsatzsteuer geht. Längst sind Arbeitsplätze und ganze Existenzen bedroht oder bereits vernichtet. Aufzuhalten ist das sicherlich nicht mehr. Nur der Staat kann sich hier noch auf die Schnelle ordentlich was von den China-Händler abgreifen, die in Zukunft dann schön ihre Steuer zahlen, aber trotzdem viel billiger anbieten können als der normale deutsche Händler. Gute Nacht deutscher Online-Handel. Es ist vorbei, die Globalisierung kennt keine Grenzen und nirgends ist es so teuer und kompliziert wie in Deutschland eine Firma zu betreiben.
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#15 Kemper 2018-06-23 10:34
Und preiswert können die Chinesen meist leider mit Direktlieferung en viel besser. Und in meinem Beispiel, dass bei Euch hier so viel Zorn erzeugt hat, da ging es um den Apple-adapter aus der apple-Zuliefere rfabrik, der in China (ich war ja selber da und habe dort im Einzelhandel für 1,5 Euro gekauft) wird und von Händlern in China von den Zulieferern noch preisgünstiger eingekauft wird und dann ins "Ausland" für eine Preis von 1,5 Euro verkauft.

"Schuld" ist z.B. auch der Weltpostverband . Denn der stuft China immer noch in ein Entwicklungslan d ein und ermöglicht deshalb der EMS (der chinesischen Post) für nen Appel und ein Ei den Versand ins "Ausland".

Auch dies ist ein Rädchen im Zahnrad für diese Sonderstellung. Wir hingegen dürfen unsere kleineren Möbel nicht mit der Post bzw. DHL für nen Appel und ein Ei dort hin senden.
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#14 Kemper 2018-06-23 10:34
Meine Betrachtungen sind natürlich nicht rechtskonform. Aber darum geht es ja auch nicht. Es geht darum, dass unsere Gesetze nicht gut sind und vor allem nicht gerecht. UND MEINE MEINUNG DARF ICH JA GOTT SEI DANK FREI ÄUSSERN.
Ich bin nur über den Opportunismus meiner Mitmenschen schockiert. Ich bin selbst onlinehändler und habe mein Schärflein zu tragen. Und das nicht zu knapp.

Aber genau deswegen bin ich ja gegen das ganze Regelemntarium.

Ich sag es mal so: Durch das ganze Bürokratie- und Abgaben- und Steuergekasper, durch einseitige Arbeitsgesetzge bungen usw. wird man als Unternehmer so in seinen Möglichkeiten und Preisen beschnitten, dass man eigentlich nur zu Horrorpreisen anbieten kann. Wir alle müssen deswegen unsere Produkte viel zu teuer anbieten.

Das müsstet Ihre doch alles kennen. Nun die Chinesen mit den Billigangeboten direkt and die Endverbraucher dafür madig zu machen, wo Ihr Euch sozusagen einfach zwischengedräng t habt (zwischen Verbraucher und den Herstellern) und sozusagen das mehrstufige Vertriebskonzep t erzwingen wollt, kann es doch nicht sein.

Für so ein Verhalten findet man eigentlich kaum Worte. Bitte überlegt mal. Ja und ich habe genauso darunter zu "leiden".

Und unsere Regierung mit Ihren kaputten und unsensiblen und vollkommen weltfremden reinen Berufspolitiker n, die mag ich nicht und von denen fühle ich mich nicht im geringsten vertreten. Die flicken nur noch die Löcher, die ihr zusammenhanglos er Flickenteppich ergibt, den Sie einfach ohne uns zu fragen auf unseren Köpfen ausgebreitet haben. Die sog. Demokratie und die Bürokratie haben sich verselbständigt und ein Kindergarten steuert unsere Welt.

Und die Macht der Banken mit Ihrer Wertschöpfung aus dem Nichts, also dem Giralgeld, und erst recht mit den Derivaten, die macht uns dann wirklich kaputt. kaputt.

Merkel und Co, das sind doch nur Hampelmänner, halt Kindergarten. Das ist meine Meinung.

Bei uns Onlinehändlern geht es darum, dem Kunden ein besseres Preisleistungsv erhältnis zu erbringen als der stationäre Handel. Denn das ist unsere Vorteil, denn angucken lassen in Echt und 3D und Beraten können wir halt nicht besonders gut.
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#13 Kemper 2018-06-23 10:08
In der Verpackungsordn ung z.B. steht letztlich nur, das der Handel dazu gezwungen ist, die Umverpackungen wieder zurückzunehmen und wenn dies nicht passiert, das "irgendjemand" Papiercontainer usw. aufstellt. Aber das ist dann auch schon sehr vage formuliert und endet in der Praxis heutzutage dann in den vier Mülltonnen, die wir vor jedem Haus stehen haben. Da werfen wir also die Pappen rein und die Kunststoffantei le der Verpackungen ....
Und nun bitte sagt mir, wo ist der Unterscheid, wenn die Waren aus China kommen? Habt Ihr da irgendein Problem? Worin besteht das? Das ist alles der gleiche Müll.

Denn Ihr Händler bekommt Euro Waren in teils genau den gleichen Umverpackungen aus China gesendet wie ihr wieder Versendet. Erst recht bei den Blistern und Verkaufsverpack ungen. Und wenn diese vorher schon wegfallen, dann doch eigentlich um so besser. Einzig der Transport per Flugzeug anstatt in Seecontainern ist hier mukierbar.

Und so könnten wir das Spielchen hier für alle Euro Argumente und Enthebungen durchexerzieren . Aber es geht um Euro Existenz und Eure Lebensberechtig ung und da wollt Ihr einfach das was Ihr Euch aufgebaut habt nicht wieder demontieren lassen.

Aber ich sage Euch, Ihr könnt auch anderes, mal dies oder das überdenken. Wir hier sind ein Land, das auf der Armut der anderen aufbaut und das ist einfach ungerecht. So einfach ist das.
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#12 Kemper 2018-06-23 10:07
Also es geht in meinen Betrachtungen zur Welt nicht um Allgemeinposten , sondern rein um Gerechtigkeit, Anstand und Logik. Nichts als pure Logik. Bei Euch und Euren Kommentaren geht es alleine um die Pfründe Euer Faulheit.

Ihr vertretet mit Eurer Meinung und das sagen Eure Einwände hier ganz eindeutig ein Politik des Wahnsinns der Preise.

Ihr wollt die Oma versorgt haben, Ihr wollt das Copyright nicht verletzt haben, Ihr schiebt de Erfüllung der sog. Verpackungsvero rdnung des wwww (kenne ich garnicht) vor, Vorschriften, Regelungen, Steuergesetze usw. vor.

Nur alles das basiert darauf, dass wir hier in Europa und dem ges. Westen davon leben, dass der Einkauf der Produkte in China und sonst wo für einen Appel und ein Ei passiert. Hätten diese Länder dort wo Sie produzieren unsere Preise, dann könnten wir dort garnicht kaufen, weil die Produkte also im Einkauf schon 10 mal so teuer sind wie im Moment.

Die Technologie der Halbleiter z.B. die kommt ja garnicht von uns, sondern aus dem Apolloprogramm. Und das ist die grösste Innovation unserer Zeit und hat halt alles andere erst ermöglicht.

Alle unsere tollen gesetzgeberisch erzwungenen von Euch hier aufgeführten Errungenschafte n die Ihr hier verteidigt finde ich zum Kotzen. Verpackungsvero rdnung???? Das ist doch Augenwischerei. Jemand diese schon mal gelesen?
Das alles sind Gesetze wo komprimiert der massgelbliche Text auf weniger als eine Seite zusammengefasst werden kann und aus immensen unpräszisen Angaben besteht.
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#11 Oejendorfer 2018-06-14 21:47
Wir sollten die Diskusion zu diesem sehr wichtigen Thema sachlich führen. Es ist klar, dass wenn chinesische Händler hier in Deutschland/ EU verkaufen, sie sich an die bestehenden Gesetze - wie sie auch immer sind - zu halten haben. Dazu zählen natürlich die Umsatzsteuer, ggf, Zölle und die entsprechenden Abgaben für WEEE, Verpackungsordu ng und auch die entsprechen VDE Vorschriften- wenn erforderlich-
Das CE Zeichen sollte nicht gefälscht sein. Wer das nicht macht und das gilt auch für deutsche Händler hat wir nichts zu suchen und muss fligt mit Strafe raus. Ich könnte mit vorstellen, das "Kemper" es auch so sieht.
Das Problem ist, das amazon und ebay hier noch einen gewissen Nachholbedarf - man kann es auch Einsicht ggf nennen hat.
Der Gesetzgeber hat ab 2019 ja die entsprechenden Maßnahmen scho eingeleitet. Es ist aber alles noch nicht perfekt, damit wir Händler gerecht und ohne Abmahnungen arbeiten/leben können.
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#10 Roland 2018-06-14 15:05
Alles schön und gut , aber dann verlagert sich das ganze eben mehr zu ebay... denn bei ebay läuft das selbe und das seid Jahren ohne irgendwelche konsequenzen für die Asia Händler . wir selber haben ebay bereits mehrfach daraufhin gewiesen das einige Händler den fairen Markt kaputt machen, nichts ist bisher passiert.. Genauso wenig das unzählige Händler , auch aus Deutschland sogar , mit Markennamen in der Headline werben aber einfache No Name Ware in wirklichkeit verkaufen... oder schon mal eine Clubmaster Sonnenbrille für 12,95€ gekauft hahahaha oder eine Dior So Real für 13,95€ ??? oder ein Nike Air für 39,90€ hehehe super Witz ...
Also solange ebay und Amazon noch nicht einmal die Händler Einhalt gebieten können die in Deutschland ansässig sind ... wie sollte das mit Asiatischen geschehen ?? Auch direkte Anrufe bei der Verkäufer Kunden Hotline blieben erfolglos, Händler Namentlich genannt, trotzdem ist nichts passiert ... Unlauterer Wettbewerb findet derzeit überall in Netz statt , besonders bei Amazon und ebay , keiner macht wirklich etwas dagegen , denn dann schneidet man sich ja selber die gut fließenden Provisionen ab.. so isses und so wird es immer bleiben... die Illusion das es in Deutschland einen fairen und sauberen Onlinehandel auf besagten Plattformen gibt haben wir und einige Kollegen und Mitbewerber doch schon längst aufgegeben... wenn selbst direkte Händler Namen Nennungen die Unlauteren Wettbewerb betreiben nicht fruchten .. was soll sich dann ändern ? 500 Asia Händler weg... 700 neue Asia Händler kommen nächste Woche ... hahaha ... unzählige ebay und Amazon Händler in Deutschland ansässig werden erst gar nicht behelligt ... geschuldet ist das was da geschieht auch nicht der Unfähigkeit der Politik... sondern der Dreistigkeit der einzelnen Händler sowie das totale Versagen durch die unglaubliche " Augen zu " Mentalität der großen
Internetplattfo rmen ebay und Amazon …
mfg
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#9 Dietmar 2018-06-14 14:16
Es ist ja nicht nur die Umsatzsteuer, sondern auch die WEEE (bei Elektrogeärten) oder die Verpackungsvero rdnung.
Ich mahne das seit vielen Monaten sowohl beim Bundesumweltamt (als Aufsichtsbehörd e für die WEEE in Deutschland) als auch bei den zuständigen Europa-Politike rn an. Es wird zwar irgendwie gesehen und bestätigt, dass das so ist, aber "man kann da halt nichts machen"...
Was ist das für ein Rechtsstaat?
Eigentlich müssten alle Zahlungen für die WEEE ausgesetzt werden bis sichergestellt ist, dass auch alle daran teilnehmen und bezhlen.
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