Delivery Hero: Profitabilitätsziel abgesagt, Rückzug aus mehreren Märkten

Veröffentlicht: 02.08.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 02.08.2018

Delivery Hero hat ein Jahr nach seinem Börsengang das Ziel, bis Jahresende profitabel zu sein, zurückgenommen. Auch aus mehreren Märkten verabschiedet sich der Anbieter für Essenslieferungen.

Rest von einem Pizza-Stück
© phloen – Shutterstock.com

Delivery Hero scheint derzeit ein wenig zu straucheln. Der Konzern wollte bis Jahresende eigentlich profitabel sein, doch dieses Ziel kassierte das Unternehmen nun. Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg habe dem Handelsblatt zufolge auf einer Telefonkonferenz angekündigt, 80 Millionen Euro zusätzlich bis Jahresende zu investieren. „Investitionsmöglichkeit mit attraktiven Renditen“ nenne Delivery Hero das – auf Kosten der Profitabilität. „Ich bin begeistert darüber – und hoffe, die Leute draußen sehen es genauso“, zitiert das Handelsblatt Östberg. Die Aktionäre sahen das aber offenbar alles andere als genauso: Die Aktie des Unternehmens stürzte zum Handelsstart um über sieben Prozent ab.

Das Geld wolle Delivery Hero nicht für neue Zukäufe aufwenden, sondern in das Marketing, die Gewinnung weiterer Restaurants als Partner und in die Technik stecken. Vor allem die Neukundengewinnung stehe im Fokus des Konzerns. Die 80 Millionen Euro sollen für einen Zusatzumsatz von neun Millionen Euro in diesem Jahr sorgen, im kommenden Jahr sollen durch die Werbemaßnahmen zusätzliche 25 Millionen Euro Umsatz erreicht werden, wie auch aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht – magere Aussichten für die Aktionäre, die auf Rendite hoffen.

Delivery Hero verschiebt die Profitabilität auf unbestimmte Zeit

„In unserem Geschäft ist entscheidend, dass die Kunden wiederbestellen“, erklärt Östberg. „Wer uns jetzt kennenlernt, bleibt die nächsten Jahre Kunde. Daher zahlt sich die Ausgabe über die kommenden Jahre hinweg aus.“ Doch die Gewinnschwelle ist nun erst mal in weite Ferne gerückt. Einen neuen Termin für das Profitabilitätsziel nannte der Delivery-Hero-Chef nicht, stattdessen kündigte er weitere Investitionen im kommenden Jahr an. Die operative Verlustmarge (Ebitda) des Konzerns lag im ersten Halbjahr 2018 bei satten 15 Prozent.

Als Gegenmaßnahme will Delivery Hero nun sein Geschäft etwas fokussieren – und einige Länder aufgeben. Unter anderem ziehe das Unternehmen sich aus Frankreich, Italien, die Niederlande und Brasilien zurück. „Dazu nehmen wir uns nicht viel Zeit“, kündigte Östberg an. „Wir werden also nicht auf das beste Angebot warten, sondern notfalls einfach schließen.“ Delivery Hero habe aber 51 Millionen Euro in den spanischen Konkurrenten Glovo investiert, der in Italien und Frankreich aktiv ist. Die Rückzüge sollen aber 20 Millionen Euro Umsatz kosten – trotzdem stellt Delivery Hero einen Umsatzanstieg von 35 Millionen Euro für das laufende Jahr in Aussicht.

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