Gekaperte Amazon-Konten

Gehackte Amazon-Händler klagen über fehlende Hilfe

Veröffentlicht: 27.09.2021 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 28.09.2021
Hände auf Tastatur

Verluste wegen eines Hacking-Angriffs sind schon schlimm genug – noch übler wird es für Amazon-Händler, wenn man nur unzureichende oder zu langsame Hilfe bekommt, wie der Kurier anhand mehrerer Betroffener berichtet.

Hacking-Betrug bei Amazon: So funktioniert die Masche

Auch die Tiroler Firma Bano Healthcare, die auf dem Marktplatz medizinische und pharmazeutische Produkte anbietet, wurde Opfer eines Hackers und konnte nach der Attacke nicht mehr auf ihr Amazon-Konto zugreifen. Der oder die Betrüger hatten unter anderem Telefonnummer und E-Mail-Adresse des Händlers geändert und über 11.000 Fake-Artikel teils zu deutlich günstigeren Preisen hochgeladen. Die Betrugsmasche: Wenn Kunden bestellen, wird Ihre Bestellung zunächst storniert, dann erhalten sie in einer weiteren Mail die Möglichkeit, die Ware doch zu bestellen, die Bezahlung soll dabei aber nicht über das Amazon-Konto, sondern ein externes laufen – die Kunden zahlen, erhalten aber ihre Ware nicht. Die Folge: Jede Menge schlechte Bewertungen und bei Bano ein finanzieller Schaden im fünfstelligen Eurobereich. Insgesamt hätten sich allein bei der Tiroler Firma rund 500 verunsicherte Käufer gemeldet, berichtet Geschäftsführerin Eva Bano. Auch der Online-Händler Zwinkerfuchs aus Saarbrücken (Saarland) und eine Whirlpool-Firma aus Hamburg klagten laut Kurier über Hacker-Angriffe auf ihren Amazon-Account. Auch Onlinehändler News hat im vergangenen Jahr umfassend über einen Hacking-Angriff auf einen Händler und die Folgen berichtet.

Kritik nach Hacker-Attacke: „Kein Bild, kein Ton, typisch Amazon“

Doch damit nicht genug: Die Marktplatz-Händler fühlen sich von Amazon im Stich gelassen. „Uns wurden entweder falsche Auskünfte erteilt, dass wir im Seller Central die Einstiegsdaten ändern sollten oder wir eine US-Nummer anrufen sollten“, klagt Eva Bano. Erst nach zwei Wochen konnte die Online-Händlerin wieder auf ihr Amazon-Konto zugreifen, der Account ist jedoch noch gesperrt. „Wir haben keinerlei Informationen von Amazon bekommen, wie viel eingezahlt und rückerstattet wurde, ob noch irgendwas offen ist etc. Kein Bild, kein Ton, typisch Amazon“, so die Geschäftsführerin.

Das sagt Amazon zu der Händler-Kritik

Amazon selbst verweist darauf, dass im Jahr 2020 über 700 Mio. US-Dollar für Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung investiert wurden. Die Betrugsfälle gingen im Vergleich zum Vorjahr zurück, so ein Sprecher. Offizielle Zahlen gibt es aber nicht. Laut  Bundeskriminalamt wurden in diesem Jahr rund 340 solcher Fälle registriert. 

Wir zeigen in einem Ratgeber-Beitrag, wie Online-Händler sich auf Amazon oder anderen Plattformen gegen Hacker schützen können.

Kommentare  

#3 Lux 2021-09-29 10:10
@Steffen Schuchardt:
Solche Zugangsdaten können durchaus aus Hacking stammen. Ein sehr typischer Werdegang ist: Nutzer verwenden bei unterschiedlich en Anbietern die gleich Email und das gleiche Passwort als Zugangsdaten. Ein weniger wichtiger Seitenbetreiber wird gehackt und nicht ausreichend abgesicherte Zugangsdaten der Nutzer werden gestohlen. Diese Zugangsdaten werden dann auf anderen Seiten automatisiert probiert, bis einzelne Accounts gefunden werden, die funktionieren. Daher ist die 2 Faktor Authentifizieru ng bei relevanten Services so wichtig.

Weniger typisch, da nicht gut systematisierba r, aber durchaus auch möglich wäre, ein Hack eines unsicheren eigenen Servers des Verkäufers, auf dem der Verkäufer seine Zugangsdaten abgelegt hat. Viele Händler haben eigene Server. Einen solche braucht man z.B. schon um Bilder abzulegen, deren Links man bei der Erstellung neuer ASINS mittels File Upload an Amazon übergeben möchte. Solche Service werden dann oft auch für andere Zwecke genutzt, da sie im Internet sind und praktischer Weise von allen Rechnern der Firma, auch wenn die Chefin von zu Hause arbeitet, erreichbar sind ...
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#2 Steffen Schuchardt 2021-09-28 12:31
Sorry, aber es handelt sich hierbei nicht um Hacking. Beim Hacking werden Sicherheitslück en auf den Servern genutzt, um sich Zugriff zu verschaffen. Das ganze ist Aufwändig und erfordert jede Menge Geduld und Fachkenntnis.
Menschen, die so etwas nicht können, nutzen Pishing und versuchen per Email an die Daten der Nutzer zu kommen. Die Nutzer geben ihre Daten freiwillig weiter und müssen sich nicht bei Amazon beschweren, auch wenn Amazon jede Menge besser machen könnte.
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#1 Lux 2021-09-28 09:37
"... über 700 Mio. US-Dollar für Maßnahmen zur Betrugsbekämpfu ng investiert ..."

Allgemeine Maßnahmen helfen dem Verkäufer in solch einem Fall nicht. Es muß spezielle Manager im Hause Amazon geben, die GEMEINSAM mit dem Händler im DIREKTEN Kontakt, den Account wieder sicher machen, und vor allem auch wieder von den Schäden bereinigen.

Natürlich sollte man aber auch die Frage stellen, ob die betroffenen Händler, ihr Konto ausreichend abgesichert hatten. Bei Nutzung einer 2 Faktor Authentifizieru ng so etwas eigentlich nicht passieren!? Dann müßten die Hacker ja gleichzeitig auch das Handy übernommen haben.
Aber selbst wenn da vom Händler etwas falsch eingeschätzt wurde, ist entsprechende Hilfe durch Amazon erforderlich. Die Betroffenen Händler können ja selbst die entsprechenden Hebel bei Amazon nicht bedienen, und die vielen notwendigen und ungewöhnlichen Schritte über den Verkäuferservic e zu klären, bringt einen vielleicht zum Wahnsinn, aber nicht zum Erfolg, insbesondere nicht zeitnah. Einen Account mit einem großen Sortiment, der mehrere Tage still liegt, bekommt man doch selbst nie wieder wirklich erfolgreich gemacht ...
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