Kritik am Marktplatz

20.000 Etsy-Händler streiken gegen Gebührenerhöhung

Veröffentlicht: 13.04.2022 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 11.07.2022
etsy

Jetzt wurde die Androhung umgesetzt: Wie angekündigt, sind rund 22.500 Etsy-Händler in Streik getreten und haben teils ihre Shops auf dem Handmade-Marktplatz in den Urlaubsmodus versetzt, sodass keine Verkäufe möglich sind, wie der Guardian berichtet. Andere protestieren in ihrem Store und verweisen auf den Streik. Der Grund ist vielfältige Kritik am Unternehmen, vor allem die am 11. April in Kraft getretene Gebührenerhöhung für Händler von 5 auf 6,5 Prozent – eine Steigerung von 30 Prozent. 

Kritik an Etsy: „Gesichtsloses Technologieimperium mit Profitmacherei“

Eine Petition an den Etsy-CEO Josh Silverman haben inzwischen rund 70.000 Menschen unterzeichnet. Die Initiatorin Kristi Cassidy nennt die Erhöhung „pandemische Profitmacherei“. Etsy habe sich von seiner Gründungsvision entfernt, inzwischen gleiche das Verhältnis zwischen Händlern und Marktplatz „einer diktatorischen Beziehung zwischen einem gesichtslosen Technologieimperium und Millionen ausgebeuteter, mehrheitlich weiblicher Handwerker“. „Das muss nicht sein! Etsy kann ein erfolgreiches und profitables Unternehmen sein und seine Verkäufer dennoch fair und ethisch vertretbar behandeln“, so die Forderung.

„Anhebung der Provision ist eine absolute Frechheit“

Auch in den Kommentaren des OHN-Artikels zur Streik-Ankündigung kritisieren Händler das Unternehmen. „Immer höhere Kosten und schlechter Service bei Etsy (...), dafür nicht mal telefonischen Kontakt. (...). Bei Etsy bekomne ich als Händler seit Jahren nur blöde Antworten die keinen Sinn machen!“, so ein Kommentator. „Ich finde den Streik der etsy-Händler eine gute Idee, vermute aber, dass das nichts bringen wird. Eine Anhebung der Provision um 30% ist eine absolute Frechheit“, schreibt ein anderer.

Etsy-Kritik auch an Star-Seller-Programm und teurer Offsite-Werbung

Weitere Kritikpunkte: Die Etsy-Anbieter wollen auch, dass der Marktplatz stärker gegen Wiederverkäufer vorgeht, die Massenware verkaufen. Außerdem soll der Händlerservice besser und schneller werden, das neue Star-Seller-Programm und die Offsite-Werbung, die zusätzliche Gebühren erfordert, gestoppt werden. „Ich bin unglücklich über das erzwungene Marketing – oder das, was sie ’Offsite-Werbung’ nennen. Ich finde das ziemlich unverschämt, da der Verkäufer kein Mitspracherecht darüber hat, was beworben wird“, sagt die britische Etsy-Händlerin Noemie Kenyon im Guardian.

Das sagt Etsy zu der Kritik

Etsy hat sich auf Anfrage von OnlinehändlerNews nicht zu dem Streik oder der Kritik geäußert. Ein Etsy-Sprecher sagte gegenüber dem Portal Marketwatch wenig konkret: „Verkäufer haben uns immer wieder gesagt, dass sie möchten, dass wir unsere Bemühungen um Marketing, Kundensupport und das Entfernen von Angeboten, die nicht unseren Richtlinien entsprechen, ausweiten. Unsere überarbeitete Gebührenstruktur wird es uns ermöglichen, unsere Investitionen in jedem dieser Schlüsselbereiche zu erhöhen, damit wir unserer Community besser dienen und Etsy zu einem beliebten, vertrauenswürdigen und florierenden Marktplatz machen können.“

Streikende Händler wollen Gespräch mit Etsy-Chef Silverman

Die Streik-Initiatoren setzen aber auch weiter auf einen direkten Dialog mit dem Etsy-Vorstandsvorsitzenden Josh Silverman, wie es auf der Seite heißt. „Wir laden dich ein, mit uns zu sprechen – sprich wirklich persönlich mit uns, nicht über einen anonymen Sprecher in den Medien – und in gutem Glauben darüber, Etsy dabei zu helfen, sein Versprechen gegenüber Verkäufern und Käufern zu erfüllen. Wir wollen keinen langwierigen Kampf, aber unsere Bewegung wird nur weiter wachsen, wenn diese Probleme nicht angegangen werden.“

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