Gastbeitrag von Stephan Engau

Green is the New Black – Nachhaltigkeit im Online-Handel

Veröffentlicht: 07.05.2020 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 07.05.2020
Pflanze wächst

Das Thema Nachhaltigkeit dominiert zunehmend auch den E-Commerce. Der Interessenszuwachs ist hier unter den Verbrauchern enorm. Renommee, Image und ein CO2-neutraler Fußabdruck des Unternehmens sind mittlerweile valide Entscheidungskriterien. Dabei umfasst Nachhaltigkeit den Pre- sowie auch den After-Sales-Prozess. Wichtig sind wertschöpfende Prozesse, die Vermeidung von schädlichen Abfällen und Emissionen sowie ein effizienterer Umgang mit Material und Energie.

Kunden und Partner wünschen sich mehr soziale Verantwortung

Ein „grüner“ Shop braucht vor allem strategisches Know-how und überzeugende Argumente. Dabei setzen die Bedürfnisse und Ansprüche der potenziellen Zielgruppe die Benchmark. Viele B2C-Unternehmen haben mittlerweile verstanden, dass CSR-Aktivitäten, nachhaltige Projekte und soziales Engagement das Image, Branding sowie die Außendarstellung von Unternehmen maßgeblich beeinflussen.

Im B2B-Sektor scheinen viele E-Marketer noch nicht so recht von der unternehmerischen Sozialverantwortung überzeugt zu sein. Grundsätzlich sollte aber ohnehin CSR-Anstrengungen kein messbarer Nutzen anhaften müssen. Gerade B2B-Unternehmen sind gut beraten, ihre CSR-Aktivitäten transparent und authentisch zu kommunizieren. Nachhaltigkeit der Nachhaltigkeit wegen, der gesamtgesellschaftlichen Relevanz und Verantwortung wegen. Nicht um ökologische Wahrhaftigkeit schaffen zu müssen. Nachhaltigkeit sollte niemals eine strategische Entscheidung sein.

Geht das überhaupt: Nachhaltiger E-Commerce?

Die Sache mit der Nachhaltigkeit im E-Commerce ist zugegeben ein sehr streitbares Thema – gerade im Business-to-Business-Markt. Unternehmen dürfen dennoch nicht außer Acht lassen, dass auch Geschäftspartner innerhalb der Branche ihren Ruf verteidigen müssen. Keine Marke der Welt kann sich heute noch Imageverluste aus Geschäftsbeziehungen leisten. Nicht mehr allein der Preis bestimmt das „wer mit wem“, sondern die Austarierung von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten.

Entlang der Customer Journey bieten sich zahlreiche Möglichkeiten beziehungsweise Touchpoints, Nachhaltigkeit, Transparenz, Ethik und Authentizität glaubwürdig zu postulieren. Zum Beispiel könnten durch detaillierte Produktbeschreibungen und -präsentationen, 360-Grad-Ansichten oder Augmented-Reality etliche Blind- und Fehlbestellungen vermieden und Retouren minimiert werden. Je mehr Daten und Informationen zu einem Produkt zur Verfügung stehen, desto weniger Überraschungen dann später zu Hause. Überhaupt entwickeln sich rund um die Logistik und das Retourenmanagement zur Zeit viele innovative Konzepte. Und ganz nebenbei: Wie sinnvoll ist es, wenn überschaubare Sendungen in überdimensionalen Kartonagen verpackt werden?

Schon die vermeintlich kleinen Dinge können enorm viel Wirkung zeigen. Wie produziere ich beziehungsweise lasse ich produzieren? Kommen Produkte und Dienstleistungen aus „sozialen Produktionsbetrieben“? Gerade im Fashion-Ressort lässt sich mit Upcycling und „Ethical Fashion“ sehr viel bewegen. Selbst externe NGOs oder beispielsweise Fair-Trade-Organisationen zu unterstützen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Außerdem wird es wieder mehr Vor-Ort-Produktionen geben. „Support your local“ heißt es während der Coronakrise. Und der Trend wird sicher auch über die Krise hinaus bestehen bleiben. Nachhaltige Produktion und die zugehörige Kommunikation des Produkts ist ein zunehmend wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung.

Nachhaltige Business-Modelle werden den E-Commerce dominieren

Das Gewissen spielt beim Kauf zunehmend eine größere Rolle – Tendenz steigend. Die Themen Nachhaltigkeit, Umweltbilanz, Ethik und ökologische E-Commerce-Strategien werden den Online-Handel in den nächsten Jahren deswegen dominieren. Die Generationen der „Lohas“ (Lifestyle of Health and Sustainability), „Parkos“ (Partizipative Konsumenten) und allen voran die der „Z“ werden Nachhaltigkeit und Co. im E-Commerce standardisieren.

„Lohas“ folgen im Übrigen einem gesunden und nachhaltigen Lebensstil. Sie verdienen überdurchschnittlich gut, fahren Hybridfahrzeuge, machen Outdoor-Urlaube und essen Bio. „Parkos“ sind im Grunde Online-Lohas, die aktiv das Internet nutzen. Und die „Generation Z“ … ist eben „die Generation Z“. 


Über den Autor:

Stephan Engau

Stephan Engau ist einer der beiden Geschäftsführer der E-Commerce-Agentur Kosmonaut. Der gelernte Informatiker aus Rheda-Wiedenbrück war unter anderem mehrere Jahre als Creative Director für die Multimedia-Agentur Elephant Seven (heute Pubicis Pixelpark) und die Bertelsmann-Agentur Territory tätig, einer der führenden Kommunikations-, Werbe- und Content Marketing-Agenturen Deutschlands. Zu seinen Kernkompetenzen zählen digitale Strategien, User Experience und Content Marketing. Mittlerweile verfügt er über 20 Jahre Erfahrungen im Web- und E-Commerce-Bereich.

Kommentare  

#2 Michael Pelzl 2020-05-12 19:13
Herr Engau , Ihrem Satz "Nachhaltigkeit sollte niemals eine strategische Entscheidung sein." kann ich nicht folgen. Die Qualität des Nachhaltigkeits engagements wird maßgeblich positiv beeinflusst, wenn das Engagement strategisch orientiert ist. Losgelöst von der Unternehmensstr ategie wird dieses Engagement eher zu einem "Nice to Have" verkümmern, eingebunden in die Unternehmensstr ategie entwickelt sich Nachhaltigkeit zu einem "Must have". Im besten Falle prägt der Nachhaltigkeits gedanke die Unternehmensstr ategie, weil er in der Unternehmensvis ion verankert wurde.
Es ist in meiner Wahrnehmung realitätsfern, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu fordern, ohne die Frage "Was hat mein Unternehmen davon?" beantworten zu können. Das brauch auch kein Unternehmen, weil die Vorteile und Motive vielfältig sind, wie Sie ja selbst auch beschreiben.

Michael Pelzl
Pelzl Beratung & Umsetzung
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#1 Arno Nüm 2020-05-08 08:48
Da - soweit ich das überblicke - jeder einzelne Logistiker sich rühmt CO² neutral rumzugurken kürzt sich da einiges raus. Jedenfalls zahle ich eine Dieselzulage und eine Ökozulage. Und letztlich würde doch jeder Kunde ankreuzen, dass es sein Paket lieber 1 € billiger oder 2 Stunden früher haben möchte. Öko ist eben voll super, es sei denn es kostet eine selber Bequemlichkeit. Dann ist nämlich die Jacke wieder näher als die Hose.
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