Rückblick: Der Online-Handel im April 2015

Veröffentlicht: 04.05.2015 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 04.05.2015

Der April begann wie gewöhnlich mit allerhand Ulk und Schabernack. Überdies förderten die vergangenen Wochen viele neue Entwicklungen im E-Commerce zutage: So präsentierte Ebay beispielsweise sein aktuelles Frühjahrs-Update, Amazon sorgte mit Kontensperrungen und Kofferraum-Lieferungen für Aufsehen und deutsche Kreditinstitute machen gegen Paypal mobil. Wir fassen die wichtigsten Trends und Entwicklungen für Sie zusammen.

Arbeitsplatz: Rückblick

(Bildquelle Rückblick: Ahmet Misirligul via Shutterstock)

Scherze, Verwirrung und die große Amazon-Frage

Wie in jedem Jahr schwirrten auch diesmal am 01. April wieder viele Spaß-Nachrichten und ulkige Mitteilungen durch das Internet. Auch große Unternehmen wie Google, Zalando oder Rewe ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen und ließen ihrer spaßigen Seite freien Lauf. Doch wo man bei vielen Aktionen und News auf den ersten (oder zweiten Blick) bemerkte, dass es sich dabei um einen April-Scherz handelte, setzte Amazon dem Tag die Krone auf: Denn der Konzern kündigte den neuen „Dash-Button“ an. Bei dem Bestell-Knopf scheiden sich bis heute die Geister, ob dieser nun „wahr“ oder nur ein ausgeklügelter Marketing-Gag ist. Amazon lies bis heute jedenfalls nicht an der Glaubhaftigkeit des neuen Produkts zweifeln.

Ebay mit Frühjahrs-Update, Treue-Programm und einem unattraktiven Image

Der Frühling lässt nicht nur die Blumen und Bäume blühen und reicht einen Vorgeschmack auf den Sommer, er hat auch jedes Jahr das Ebay Frühjahrs-Update im Schlepptau. Diesmal fallen die Änderungen jedoch wesentlich weniger umfangreich aus, als in den vergangenen. Die wichtigsten Neuerungen bestehen zum einen in der verpflichtenden Produktkennzeichnung und zum anderen in der Neustrukturierung von Kategorien und Artikelmerkmalen. Darüber hinaus will der Marktplatz mit neuen Tools (zum Beispiel im Bereich mobiler Optimierung) Händlern stärker unter die Arme greifen. Zu guter Letzt kehrt der Preisvorschlag zurück. Nachdem Ebay dieses Probe-Feature 2013 eingestellt hatte, soll es nun mehr Freiheiten schaffen.

Neben dem Frühjahrs-Update sorgte jedoch vor allem eine weitere Neuerung für Aufsehen. Genau wie bei Amazon plant nun auch Ebay die Einführung eines Kunden-Treue-Programmes. Dieses wurde bereits vor einigen Wochen angekündigt und scheint nun weiter zu gedeihen: Dabei können Kunden „gegen die Zahlung eines geringen Jahresbeitrags von einer Reihe attraktiver Vorteile profitieren, zum Beispiel beim Versand und bei den Rücknahmen.“ Momentan wird dieses Premium-Programm mit ausgewählten Händlern getestet.

All dies sind zwar Neuerungen, mit denen Ebay seinen Marktplatz weiterentwickeln und stärken will, doch neue Analysen zeigen, dass Ebay langsamer wächst als der restliche E-Commerce-Markt. Darüber hinaus sollen die Händler-Zahlen auf dem Online-Portal stagnieren und auch die Zahl der „toten“ Konten sei nicht unerheblich: Es gäbe viele Händler, die im Laufe der Zeit mit ihren Geschäften zu Amazon gewechselt seien. Es stellt sich die Frage, warum Ebay für viele Händler weniger attraktiv zu sein scheint.

Amazon: Kontensperrungen, Prime für Business und Kofferraum-Lieferung

Amazon arbeitet an einem Quantensprung im deutschen Liefer-Sektor: Das Unternehmen hat im Raum München nämlich ein Pilotprojekt gestartet, bei dem das Unternehmen die Pakete in den Kofferraum seiner Kunden legt. Möglich wird diese neue Aktion durch eine Kooperation mit DHL und Audi. Auch im B2B-Bereich engagiert sich der Konzern künftig stärker: Zu diesem Zwecke wurde der neue Marktplatz Amazon Business auf Amazon.com gelauncht, um auch Geschäftskunden mit zahlreichen Services an sich zu binden.

Neue Studien ergaben außerdem, dass Amazon immer mehr auch Google Konkurrenz macht, weil Kunden zunehmend Amazon als Produkt-Suchmaschine nutzen und nicht den traditionellen Suchmaschinen-Riesen.

Neben diesen vielen Entwicklungen, die Amazon vorantreibt, gibt es jedoch auch einige unschöne Nachrichten. So erhielt der Konzern nun zwei Negativ-Preise: zum einen für Lohn-Dumping und „digitales Tagelöhnertum“. Zum anderen für Arbeitsverträge (speziell an den deutschen Standorten Bad Hersfeld und Koblenz), da die Verträge dort spezielle Klauseln enthalten, die gegen die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter verstoßen.

Den größten Unmut zog Amazon jedoch mit aktuellen Verifikationsprozessen auf sich: Da die Geldwäschebestimmungen der EU neu ausgelegt werden, überprüft das Unternehmen derzeit zahlreiche Händler. Der Prozess kann sich über Wochen hinziehen. Immer wieder wurden dabei Händlerkonten gesperrt, weil es zu Unstimmigkeiten kam. Mit mangelnder Kommunikationspolitik scheint das Portal jedoch alles andere als hilfsbereit.

Google setzt auf mobil und vermittelt jetzt auch Handwerker

Schon lange hatte Google angekündigt, die mobile Optimierung zum Rankingfaktor zu machen. Und so war es in diesem April so weit: Der Suchmaschinen-Riese hat mit „Mobile Friedly“ eine große Neuerung an den Start gebracht, der bei einigen Händlern für Ärger sorgen könnte. Denn wer seinen Shop bzw. seine Internet-Präsenz nicht für Smartphones und Tablet PCs optimiert, muss damit rechnen, bei Google künftig schlechter gelistet zu werden. Und wie sich zeigt, haben selbst einige der 30 größten deutschen Online-Shops noch Nachholbedarf bei Thema mobile Optimierung.

Nach Amazon und Ebay will nun im Übrigen auch Google in den Dienstleistungs-Sektor einsteigen: Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, stationäre Anbieter zu digitalisieren, um deren Services als Plattform besser bündeln zu können. Wann genau ein entsprechendes Projekt an den Start geht, ist aktuell jedoch noch ungewiss.

Paypal mit Bitcoins, essbaren Passwörtern und starker Konkurrenz

Auch im Hause Paypal tut sich so einiges: Zunächst einmal richtet der Konzern seine Augen auch auf virtuelle Zahlungsmittel und hat nun die Einbindung von Bitcoin als Zahlungsmittel offiziell gemacht. Außerdem hat Paypal in den USA das sogenannte „One Touch-Payment“ eingeführt. Mithilfe des Dienstes müssen sich Kunden nur ein Mal bei Paypal einloggen und können dann im Internet shoppen, ohne dabei noch einmal ihre Daten irgendwo einzugeben. Auf diese Weise soll das Bezahlen in der digitalen Welt noch schneller und einfacher gestaltet werden.

Weiterhin arbeitet der Konzern an sicheren Passwörtern der Zukunft, die beispielsweise gegessen oder den Kunden unter die Haut transplantiert werden. Näheres dazu erfahren Sie hier. Und zuletzt regte sich im April neuer Widerstand gegen Paypal: Schon länger ist bekannt, dass auch deutsche Kreditinstitute ein Stück vom Online-Bezahl-Kuchen abhaben wollen. Mit vereinten Kräften wird dazu gerade ein Dienst auf die Beine gestellt, der noch in diesem Jahr starten soll. Nun haben sich auch die deutschen Sparkassen dem Kampf gegen Paypal angeschlossen. Ein wichtiger Partner für den bestehenden Kreis der Banken.

Netzneutralität wankt, Zara tritt ins Fettnäpfchen, Facebook gestaltet neu

Noch immer streiten sich die betroffenen Parteien um die Netzneutralität. Die Frage ist, dürfen reiche Konzerne künftig dafür bezahlen, dass ihre Dienste und Angebote bevorzugt werden oder nicht? Für kleine Händler hätte ein solches Vorgehen auf jeden Fall immense Nachteile. Die EU-Kommission versucht nun im Streit einen Kompromiss zu finden und schlägt ein Zwei-Klassen-Internet vor – aber nur in Verbindung mit strengen Auflagen.

Und auch Facebook arbeitet wieder gegen Unternehmen und Händler. Zumindest indirekt. Das soziale Netzwerk kündigte nämlich Änderungen an seinem Algorithmus an, die dazu führen, dass Posts von Freunden wieder in den Vordergrund rücken. Der Nachteil daran: Seitenbetreiber könnten durch eine solche Strategie teils massiv an Traffic verlieren.

Für den Shitstorm des Monats sorgte die Modekette Zara. Der Anbieter warb in seinem deutschen Online-Shop mit „Sklaven-Sandalen“. Auf diesen Fauxpas wurden verschiedene Reaktionen laut: Einige Konkurrenten und Kunden konnten ihren Spott und ihre Häme kaum verbergen. Es gab jedoch auch User, die auf die Blamage mit Unmut reagierten. Zustande gekommen war die unglückliche Bezeichnung möglicherweise durch eine fehlerhafte Übersetzung.

 

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