Vertriebsbeschränkungen: Asics und Amazon zeigen sich uneinsichtig

Veröffentlicht: 22.05.2015 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 22.05.2015

Nachdem wir über die offensichtlichen Vertriebsbeschränkungen zwischen Amazon und Markenherstellern wie Asics berichtet haben, haben beide Unternehmen inzwischen auf unsere Anfragen reagiert. Dabei zeigen sich beide wie zu erwarten war uneinsichtig, doch während Amazon schmallippig reagiert, lehnt sich Asics doch unerwartet weit aus dem Fenster.

(Bildquelle Asics: 360b / Shutterstock.com)

Amazon gibt sich schmallippig und unbeeindruckt

„Hunderte kleiner und mittelständiger Anbieter verkaufen Asics-Produkte über die Amazon-Plattform – derzeit sind über 7.000 Styles für Kunden der deutschen Website verfügbar. Ich bitte um Ihr Verständnis dass wir Details unserer Geschäftsbedingungen und Konditionen nicht öffentlich diskutieren“, mehr möchte Amazon zu den Vertriebsbeschränkungen, die zahlreichen Online-Händlern unerwartete Umsatzeinbußen kosten, nicht sagen.

Online-Händler hatten uns informiert, dass Amazon mit Asics und zahlreichen anderen Markenherstellern Vertriebsbeschränkungen vereinbart hat. Diese haben zur Folge, dass viele Amazon-Händler nicht mehr mit Produkten der Marken Asics, Lalique, Cartier, Dr. Sebagh, Erno Laszlo, Floris London, Joop, Loris Azzaro, Annick Goutal, Costume National, Burberry, Thierry Mugler, Clarins, Hugh Parsons und Worth handeln können, es sei denn sie sind von den Unternehmen dafür lizenziert worden.

Asics gibt sich selbstsicher und uneinsichtig

Gemessen daran, dass Asics bereits im vergangenen Jahr durch Vertriebsbeschränkungen Ärger mit dem Bundeskartellamt bekommen hatte, lehnt sich das Unternehmen im aktuellen Fall in einem Statement zu unserer Anfrage doch weit aus dem Fenster. Auch Asics argumentiert wie Amazon mit dem vermeintlich besseren Kundenerlebnis:

„Wir möchten mit unseren Vorgaben sicherstellen, dass Kunden die entsprechenden Produkte angeboten werden, dass Kundenservice und Kundeninformation durch offizielle Händler durchgeführt werden, welche die Qualitätskriterien von Asics erfüllen [...] Asics unterscheidet zwischen zwei Vertriebsarten, dem Einzel- und dem Online-Handel. Obwohl es rechtlich nicht gefordert ist, hat sich Asics aus freien Stücken entschieden, auch reine Online-Händler als Verkäufer zu unterstützen […] Für beide Vertriebswege setzen wir die gleichen Qualitätskriterien voraus. Es gibt keine Einschränkung dafür, dass einzelne Produkte nur Online- oder im Einzelhandel verkauft werden dürfen […] Asics benachteiligt keine der beiden Vertriebsarten […] Asics Vertriebsstrategie wird von Amazons Seite unterstützt."

Kunden, Markenhersteller und Online-Händler könnten den Kürzeren ziehen

Dass Amazon und die Markenhersteller tatsächlich das Kundenerlebnis im Fokus haben, wird stark bezweifelt. So schrieb zum Beispiel der Pricingblog aktuell, dass die Begründung von Amazon „„selbstredend fadenscheinig“ daherkomme. „Ob ein Händler seriös ist, schnell liefert oder gutes Retourenhandling leistet, hängt in keinem Fall von einer Autorisierung durch ein Label ab“, so der Pricingblog. Vielmehr könnte Amazon am Ende der Gewinner sein, die Markenhersteller selbst und die Kunden die Verlierer. Denn durch die Verknappung des Angebots hebt Amazon künstlich die Preise an, die Markenhersteller selbst versuchen ihre Produkte über Amazon zur UVP zu verkaufen. Am Ende muss der Kunde mehr bezahlen, und Amazon könnte gegenüber den Markenherstellern Druck aufbauen und zum Beispiel eine Gebühr einführen, um sie tatsächlich langfristig vor unautorisierten Online-Händlern zu schützen. Es sei denn, dass Bundeskartellamt schiebt einen Riegel davor, wie bereits bei der Bestpreis-Klausel von Amazon im Jahr 2012.

 

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