Rückblick: Der Online-Handel im Juni 2015

Veröffentlicht: 01.07.2015 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 01.07.2015

Der Poststreik hatte den Online-Handel im Juni vollkommen im Griff und zehrte an den Nerven der Händler und Kunden. Außerdem hatte die neue Verbraucherrechterichtlinie ihren ersten Geburtstag und Ebay will künftig beim Thema Bewertungen einiges verändern. Wir haben die wichtigsten Themen und Entwicklungen der vergangenen Wochen in unserem Monatsrückblick für Sie zusammengetragen.

Arbeitsplatz: Rückblick

(Bildquelle Rückblick: Ahmet Misirligul via Shutterstock)

Deutsche Post: Der Streik erschüttert die ganze Branche

Manchmal gehen Streiks vorüber, ohne dass sie überhaupt bemerkt werden. Im aktuellen Fall der Deutschen Post kann davon keine Rede sein. Die Auswirkungen des unbefristeten Streiks sind nicht nur sichtbar, sie greifen massiv in die Geschäfte der gesamten Branche ein und lassen genervte Kunden und manchmal auch hilflose Händler zurück. Der Ausstand geht nun in die vierte Woche – und wird auch noch auf lange Sicht Folgen haben. Zum einen wurde heftig darüber diskutiert, dass Amazon-Pakete herausgepickt und zugestellt werden, während andere Unternehmen mit liegengebliebenen Sendungen kämpfen.

Zum anderen hat die Deutsche Post seine Mitarbeiter aufgerufen, freiwillig sonntags Pakete auszuliefern, um die Fluten der nicht zugestellten Pakete einzudämmen. Mit dieser Praxis erntete der Logistiker auch auf politischer Ebene heftige Kritik. Darüber hinaus wurden Mitarbeiter anderer Unternehmen (wie Versandhändler und Versicherungen) in nahegelegende Paketzentren geschickt, um fehlende Kapazitäten auszugleichen und bei der Bewältigung der Paketfluten zu helfen. Alles in allem droht der Deutschen Post durch den verheerenden Streik ein immenser Imageschaden, von dem andere Logistik-Dienstleister durchaus profitieren könnten.

Amazon: neues Bewertungssystem, neues Werbeformat, neuer Marktplatz

Amazon ist in seinem Streben wieder einmal kaum aufzuhalten. Ständig gibt es Neuigkeiten aus allen Richtungen: Zum Beispiel will das Unternehmen in Sachen Logistik sparen und seine Kunden zu Paketboten machen. Gerade in Zeiten des Poststreiks eine Idee mit Potenzial. Außerdem will das Unternehmen den Handel mit personalisierten Produkten weiter vorantreiben und plant dazu wohl verbesserte Features während des Kaufprozesses in seine Plattform zu integrieren. Um Händlern mehr Reichweite zu verschaffen, wurde bei Amazon Deutschland auch ein neues Werbeformat – „Amazon Marketing Services“ – gestartet. Hierbei können Anzeigen geschaltet werden, die direkt oberhalb der Suchergebnisse erscheinen.

Außerdem schreiten die Pläne für einen eigenen Handmade-Marktplatz weiter voran: Dieser soll schon bald seine Pforten öffnen und damit in direkte Konkurrenz zu Dawanda und Etsy treten. Hier sollen Händler die Möglichkeit bekommen, sich und ihr Handwerk ausführlich zu präsentieren. Die Plattform soll allerdings nur für handverlesene Händler zugelassen sein.

Auch an anderer Stelle wird geschraubt. So sollen künftig nicht nur die Produktbezeichnungen auf Amazon kürzer werden (entsprechende Vorschriften wurden bereits in den USA umgesetzt), auch das Bewertungssystem ist im Wandel: Um Manipulationen einzudämmen und vorzubeugen, soll ein lernfähiges System genutzt werden, bei dem hilfreiche Rezensionen und Bewertungen verifizierter Käufe höher gewichtet werden als früher. Das heißt grob zusammengefasst, es wird Bewertungen geben, die mehr „wert“ sind als andere.

Ebay eröffnet B-Ware Center, profitiert von Wearables und will Produktbewertungen einführen

Das Thema Wearables steht bei Ebay derzeit offenbar hoch im Kurs. Wie das Unternehmen mitteilte, interessieren sich viele Kunden immer mehr für Smartwatches und Co. Um entsprechende Potenziale nicht zu verschenken, hat der Online-Marktplatz nun auch eine eigene App für die Apple Watch herausgebracht. Die Zukunft kann also losgehen.

Doch erst einmal von der Zukunft in die Gegenwart des Online-Handels: Ebay hat nämlich einen neuen Bereich für B-Ware eröffnet. Im sogenannten B-Ware Center finden Shopper Vorführgeräte, Retouren und geprüfte Gebrauchtware aus dem Elektronik-Segment um bis zu 50 Prozent reduziert. Mit diesem Projekt soll auch dem Gedanken der Nachhaltigkeit Rechnung getragen werden. Und es gibt noch eine Neuerung – eine, die Händler besonders freuen dürfte: Denn Ebay will (genau wie Amazon) Produktbewertungen einführen. Zumindest in den USA gibt es dafür derzeit laufende Tests. Solche Produktrezensionen können Ebay auch dabei helfen, aus den SEO-Schwierigkeiten herauszukommen.

Google will mobile Anzeigen verbessern, Gründer fördern und neuen Bezahldienst starten

Eine Nachricht, die Werbetreibende freuen dürfte: Google will gegen das „Wurstfinger-Problem“ vorgehen. Jeder kennt das Problem, dass eine Anzeige auf dem Smartphone aufpoppt und beim Versuch, diese zu schließen, landet der Finger nicht zielgenau auf dem Kreuz. Die Folge ist, dass sich die Anzeige aus Versehen öffnet. Das raubt dem User Zeit und dem Werbetreibenden Geld. Damit dies nicht mehr passiert, hat Google nun Änderungen für mobile Anzeigen vorgestellt, die versehentliche Klicks minimieren oder gar ganz verhindern sollen.

Nebenher sucht Google noch nach kreativen Gründern mit vollkommen innovativen Geschäftsideen. Zusammen mit diversen Kooperationen aus Wirtschaft und Wissenschaft wurde dazu der Gründer-Wettbewerb „Gründen Live“ ins Leben gerufen. Zudem will der Suchmaschinenriese insgesamt transparenter werden und interessierten Usern offenlegen, welche Daten genau über sie gespeichert wurden. Außerdem sollen Nutzer die Möglichkeit erhalten, die Speicheraktivitäten einzuschränken.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf Googles Plänen ist ein eigener mobiler Bezahldienst: Ein neues Video zeigt, dass der Konzern in dieser Sparte schon recht konkrete Pläne haben dürfte und schon bald einen stationären Dienst namens „Hands Free“ starten möchte. Dieser soll das Bezahlen an Kassen revolutionieren. Doch nicht überall läuft es so rund: Es mehren sich die Gerüchte, dass Google+ tatsächlich am Ende ist und bald eingestellt wird.

Ein Jahr Verbraucherrechterichtlinie, Ecommerce Europe mit neuem Gütesiegel

Sie hat den Händlern enorm viel Arbeit gekostet. Und sie wurde im vergangenen Monat ein Jahr alt: die neue Verbraucherrechterichtlinie. Aus diesem Anlass hat der Händlerbund eine Studie veröffentlicht, die zeigt, wie Händler die Umstellung erlebt haben und was sich für sie verändert hat. Das erstaunliche Resultat: Ein Großteil der Händler hat kaum Auswirkungen feststellen können – und das, obwohl die Umstellung extrem aufwendig war.

Der europäische Dachverband Ecommerce Europe, dem auch der Händlerbund angehört, sieht sich als die Stimme des E-Commerce und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hürden im grenzüberschreitenden Online-Handel einzudämmen. Ein wichtiger Schritt, den der Verband nun in diese Richtung unternommen hat, ist der Start eines europaweiten Siegels: dem Ecommerce Europe Trustmark. „Wir hoffen, das Ecommerce Europe Trustmark wird das erste von vielen Projekten sein, die dazu dienen, den grenzüberschreitenden E-Commerce anzustoßen“, kommentierte François Momboisse, Präsident des Verbandes.

Neuer Marktplatz Fyndiq gestartet, Etsy gegen Zauber und mit neuen Bewertungen

Auch im Sektor der Marktplätze hat sich im Juni einiges getan: So hat Etsy kurioserweise den Verkauf von Zaubersprüchen, Bannen, Verwünschungen und ähnlichen magischen Requisiten und Diensten verboten. Hex Hex! Außerdem wird das Handmade-Portal nach dem Sommer PopUp-Stores in verschiedenen deutschen Städten eröffnen. Und auch beim Thema Bewertungen wurde geschraubt: Diese sollen künftig nämlich nach Relevanz (zum Beispiel nach den gesuchten Produkten etc.) sortiert. Erste Reaktionen der Händler zeigen, dass diese Idee durchaus ankommt und sinnvoll ist.

Deutschen Online-Händlern wird künftig noch ein weiterer Kanal zur Verfügung stehen: Mit Fyndiq hat nämlich nun ein neuer Marktplatz seine Pforten geöffnet, der große Pläne hat und in direkte Konkurrenz mit Amazon und Ebay tritt. Dabei will das Unternehmen jedoch vieles besser machen, was die Konkurrenten in den vergangenen Jahren weniger gut hinbekommen haben. So sollen die Händler stets im Mittelpunkt stehen: Man wolle mit ihnen arbeiten, nicht gegen sie.

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