Kolumne: Durch „Otto Now“ Produkte mieten – ein sinnvolles oder unnützes Geschäftsmodell?

Veröffentlicht: 23.09.2016 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 23.09.2016

Den neusten Hightech-Fernseher für einen bestimmten Zeitraum gegen ein gewisses Entgelt leihen? Oder der neu bezogenen Studenten-WG für die Zeit des Zusammenlebens eine gemeinsame Waschmaschine bereitstellen? Durch Otto soll all dies noch ab diesem Monat möglich sein, denn das Unternehmen hat in dieser Woche den neuen Service „Otto Now“ vorgestellt, der in den nächsten Tagen starten soll. Dadurch haben Kunden des Versandhändlers die Möglichkeit, sich ausgewählte Produkte zu mieten und nicht für immer zu kaufen. „Wir glauben, dass Konsumenten zukünftig auch physische Produkte auf Zeit mieten möchten und dies genauso einfach und sorgenfrei sein sollte, wie Musik zu streamen oder Car Sharing zu nutzen“, preist Marc Opelt, Bereichsvorstand Vertrieb, den neuen Service an. Deswegen sei es ihm nach an der Zeit, die Bereitschaft der Konsumenten für ein derartiges Geschäftsmodell zu testen.

Otto-Now-Homepage

© Otto

Karge Informationslage

Noch sind die von Otto veröffentlichten Informationen zu Otto Now recht spärlich. Fest steht jedoch, dass zum Start Produkte aus den Bereichen Multimedia, Haushaltselektronik sowie Sport gemietet werden können – allesamt Kategorien, für die eine Vermietung durchaus sinnvoll erscheint. So können zum Beispiel Technikbegeisterte immer auf die neusten Modelle zurückgreifen, ohne diese komplett kaufen und dann bei der Veröffentlichung einer aktuelleren Version wieder verkaufen zu müssen. Angeblich soll dies auch für Smartphones möglich sein, was wohl ein ziemlicher Kassenerfolg werden könnte. Gerade hier schlummert erhebliches Potenzial – die zahlreichen Apple-Anhänger werden sich sicherlich bereits jetzt die Hände wund reiben vor lauter Vorfreude.

Außerdem hat Otto bereits die Mindestmietdauer bekannt gegeben, die drei Monate beträgt. Im Prinzip kann der Konsument die Leihe auch verlängern beziehungsweise das Produkt bei Gefallen endgültig kaufen. Wenn die Produkte wieder zurück an Otto geschickt werden, behält sich das Unternehmen vor, diese als B-Ware wieder weiterzuverkaufen. Vielleicht wird es im Prinzip sogar möglich sein, die Ware bis ans Lebensende zu mieten? Dies ergibt wohl in keinem der Fälle wirklich Sinn. Irgendwann ist immer die Grenze überschritten, ab wann sich ein direkter Kauf eher rentiert, als das Produkt für eine längere Zeit zu mieten. Die Mindestdauer garantiert Otto zumindest einen gewissen Grundbetrag und ist auch als kundenfreundlich zu bezeichnen.

Otto will sogar nicht nur die Produkte vermieten, sondern zusätzlich auch Service-Angebote in diesem Zusammenhang anbieten. Das bedeutet, dass beispielsweise Möbel gegen ein gewisses Entgelt auch aufgebaut werden. Dies kommt nur bedingt überraschend, ist jedoch ein netter Zusatz, der das gesamte Geschäftsmodell besser ins rechte Licht rückt.

 

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© Otto

Der Preis als entscheidender Faktor

Zu den Preisen – dem wohl spannendsten Faktor – hat sich Otto bisher noch gar nicht äußert. Das Geschäftsmodell steht und fällt mit den Mietgebühren, die sich nach dem Produkt richten werden. Bei zu hohen Preisen stellt sich der Interessent zwangsläufig die Frage, warum er es nicht einfach direkt kaufen soll. Bei einem zu niedrigen Preis wiederum rentiert sich das Angebot für Otto nicht. Fraglich ist auch, wie hoch der Preis ausfällt, wenn sich der Kunde während der Leihe entscheidet, das Produkt komplett kaufen zu wollen. Muss er dann den vollständigen Neupreis zahlen? Wohl kaum. Aber wie berechnet Otto dann die Summe? Bei gebrauchten Waren spielen schließlich sehr viele Faktoren eine Rolle, sodass es spannend sein wird, wie Otto diese Problematik löst. Denkbar wäre es zum Beispiel, dass die Kaufpreise im Vorhinein festgelegt werden und sich nach der bisherigen Leihdauer richten.

Otto betritt mit der Mietmöglichkeit Neuland und weist deswegen explizit darauf hin, dass es sich dabei um einen Test handelt. Möglicherweise nehmen die Konsumenten das Modell nicht in der Form an, wie Otto sich das vorstellt. Dann kann der Test immer noch eingestellt werden, bevor zu hohe Verluste drohen. Für den wahrscheinlicheren Fall, dass sich die Konsumenten erfreut über den Service zeigen, darf sich Otto über einen Geschichtsbucheintrag als Vorreiter für ein neues Geschäftsmodell freuen – und die Konkurrenz dürfte zeitnah nachziehen.

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