Kommentar: Pullover-Gate bei H&M – Rassismus oder einfach nur naiv?

Veröffentlicht: 10.01.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 10.01.2018

Rassismus, Aufschrei, Skandal, Blamage – Der Fauxpas von H&M wurde gestern von vielen Medien aufgegriffen. Auch wir haben darüber berichtet. Auch wenn die Modekette das entsprechende Bild inzwischen gelöscht hat, das Internet vergisst nie: Ein farbiger kleiner Junge, der einen Pullover mit der Aufschrift „Coolest monkey in the jungle“ bewirbt. Und wäre das noch nicht unangenehm genug, stellten sie diesem auch noch einen weißen Jungen mit dem Shirt „Survival Expert“ gegenüber. Spätestens jetzt ging bei vielen die Rassismus-Warnleuchte an.

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Neben einem riesigen Medien-Echo meldeten sich auch viele Promis zu Wort. So schrieb der kanadische R&B-Sänger The Weeknd auf Twitter: „Ich bin zutiefst beleidigt und werde nicht mehr mit H&M zusammenarbeiten“. Der Künstler mit äthiopischen Wurzeln hatte bis vor Kurzem noch für die Modekette gemodelt. Aber auch Sportler wie der ehemalige Tennis-Star Boris Becker oder der farbige, aus Frankreich stammende NBA-Spieler Rudy Gobert äußerten sich auf ihren Social Media Kanälen sehr kritisch gegenüber H&M. Dafür erhielten sie aber auch ordentlich Gegenwind, denn ein Teil der Internetgemeinde sah in der ganzen Aufregung das eigentlich Empörende.

Ob verdient oder nicht, H&M hat gelitten

Viele solidarisierten sich mit der schwedischen Modekette, für sie sei der Junge einfach nur ein Kindermodel gewesen, völlig ungeachtet der Hautfarbe. Das eigentliche Problem seien doch diejenigen, die in solchen Bildern sofort Rassismus sehen. H&M hat sich kurze Zeit nach bekannt werden der Kritik ebenfalls zu Wort gemeldet. In einem Statement, welches auf  Focus Online zitiert wird, heißt es: „Wir glauben bei allem, was wir machen, an Vielfalt und Inklusion und werden all unsere internen Strategien überprüfen, um künftige Probleme zu verhindern“. Das betroffene Bild wurde umgehend gelöscht und auch das Kleidungstück will man weltweit aus dem Handel nehmen. Eine, meines Erachtens, adäquate Reaktion der Modekette.

Egal welche Auffassung man vertritt, H&M hat in jedem Fall gelitten. Nicht nur riefen einige User zum Boykott der Modekette auf, das Label hat mit dem Musiker The Weeknd auch ein Werbegesicht verloren und zusätzlich sank die Aktie des Unternehmens deutlich ab.

Auch ich erlebte einen kleinen Schockmoment, als ich das Bild zum ersten Mal sah, würde H&M aber keinesfalls vorsätzlichen Rassismus vorwerfen, sondern eher sträflichen Leichtsinn bis hin zur Naivität. Denn ob gerechtfertigt oder nicht, dass Internet ist nun einmal voll von Trollen, die jedes kleine Detail unverhältnismäßig aufblasen können. Ob es sich dabei um Rassismus, Sexismus oder ein anderes prekäres Thema handelt, sei dahingestellt. Von einer so großen Modekette wie H&M würde man erwarten, dass sie sich dessen bewusst ist und dementsprechend handeln. Aber sei es drum, in der heutigen Zeit wäre es nicht verwunderlich, wenn die ganze H&M-Debatte schon morgen von einem neuen Skandal überstrahlt wird.

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