Kommentar: „Der Tag, an dem YouTube die kleinen Nischen-Kanäle killte“

Veröffentlicht: 17.01.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 17.01.2018

In den vergangenen Monaten lief es in Sachen Werbung bei YouTube … sagen wir mal „suboptimal“. Um das bröckelnde Image und die massive Kritik in den Griff zu bekommen, hat YouTube eben gerade erklärt, die Möglichkeiten der Monetarisierung zu ändern.

Kleiner Mann wird von großem Mann weggeschubst
© Gearstd – shutterstock.com 

Während sich einige Nutzer durch die Änderungen vielleicht Hoffnungen auf bessere Zeiten bei YouTube gemacht haben, kommt es für andere ganz dick. Denn: Kleinere Kanäle haben aufgrund der Änderungen keine Chance mehr, Geld über YouTube zu verdienen. In den sozialen Medien türmt sich nicht umsonst gerade eine Woge der Empörung und Kritik auf.

Viele YouTuber sind genervt, enttäuscht, erbost und einfach nur wütend über die Neuerungen.

via GIPHY

Doch beginnen wir am Anfang. Worum geht es?

Seit geraumer Zeit gibt es immer wieder Beschwerden zahlreicher Werbekunden, dass Werbeanzeigen vor unpassenden, anstößigen, gefährdenden oder gar extremistischen Videos ausgespielt wurden. – Für viele Werbetreibende ein absolutes No-Go. Die Kritik an YouTubes Werbesystem folgte auf den Fuß und erreichte 2017 einen vorübergehenden Höhepunkt, als einige namhafte  Unternehmen ihre Werbeambitionen auf YouTube vorläufig auf Eis legten. Schlecht für YouTube. Und schlecht für YouTubes Brieftasche.

Da sich YouTube zu einem großen Teil über Werbeeinnahmen finanziert, kratzt ein solcher Werbeboykott natürlich an den Grundfesten der Videoplattform. Wenn das Image bröckelt und die Werbekunden wegbleiben, kann das für YouTube durchaus negative Konsequenzen haben. Eine Optimierung der Strukturen ist also nicht nur im Sinne der Werbekunden, sondern zielt auch auf das eigene Wohlergehen (und das eigene Bankkonto) ab.

Und wie sehen die Neuerungen bei YouTube aus?

Die großen Veränderungen, die YouTube nun angekündigt hat, umfassen nach Angaben des Google Watchblogs drei Aspekte:

  1. Um mit einem YouTube-Kanal Geld verdienen zu können, muss dieser ab dem 20. Februar 2018 mindestens 1.000 Abonnenten haben und in den vergangenen 12 Monaten mindestens 4.000 Stunden Watch-Time generiert haben. Auch „Signale aus der Community“ (wie auch immer diese geartet sind) werden berücksichtigt.
  2. Im Rahmen strengerer Vorschriften für „Google Preferred“ werden die Werbeanzeigen künftig nicht mehr automatisch vor entsprechende Videos geschaltet. Die Clips müssen von Mitarbeitern als unbedenklich und geeignet eingestuft werden, um mit Anzeigen von Werbekunden ausgestattet zu werden. Die entsprechenden „Google Preferred“-Kanäle werden darüber hinaus geprüft.
  3. Werbekunden sollen bessere Möglichkeiten erhalten, die Platzierung ihrer Werbeanzeigen zu kontrollieren und ein angemessenes Umfeld für die Anzeigen festzulegen.

Kleinere YouTube-Kanäle leiden unter der Neuerung

Keine Frage: Es wird höchste Zeit, dass YouTube etwas ändert. Es MÜSSEN neue Wege gegangen werden, um zu verhindern, dass sich rassistische, menschenverachtende, jugendgefährdende Videos auf der Plattform verbreiten und Werbeanzeigen vor ungeeigneten Clips erscheinen. Aber – so muss man es leider sagen – kleine YouTuber kategorisch und konsequent dafür zu bestrafen, dass sie noch nicht zu den großen Playern gehören, dürfte wohl nicht unbedingt der richtige Weg sein. Es dürfte vor allem ein LEICHTER Weg für YouTube sein.

Denn klar ist wohl, dass sich ein Algorithmus viel einfacher darauf programmieren lässt, Videos aufgrund geringer Klickzahlen, Besucher, Watch-Time etc. auszuschließen, als über weniger greifbare Kriterien zu gehen – zum Beispiel über die Qualität des Contents.

Allzu verständlich ist aus diesem Grund der Protest, der sich allein auf Twitter aktuelle bildet. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inzwischen finden sich Aberhunderte Tweets erboster Nutzer. Und wenn man den Usern Glauben schenkt, werden wohl nicht wenige zu anderen Plattformen abwandern. Dabei geht es nicht unbedingt ums Geld, sondern ums Prinzip.

 

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