Kommentar: Amazon liebt seine Kunden, aber verprellt seine Händler

Veröffentlicht: 07.09.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 07.09.2018

Amazon – der Global Player im Online-Handel schlechthin – beweist, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. Händler, die Umsätze generieren wollen, kommen um den Marktplatz eigentlich kaum herum. Allerdings müssen sich diese auch einiges von Amazon gefallen lassen und strikte Regeln befolgen. Gibt es auch nur das kleinste Problem, kann es im schlimmsten Fall zur Kontensperrung kommen.

Umso ärgerlicher ist es da, dass sich Amazon jetzt selber mal wieder einen Riesenfehler in Form seiner Auszahlungsprobleme geleistet hat. Erst im November letzten Jahres gab es ähnliche Probleme. Nicht nur gab es keine Erklärungen von Seiten es US-Unternehmens, die Probleme hielten auch so lange an, dass es einigen Online-Händlern finanziell gesehen ordentlich an den Kragen ging. Auch dieses Mal belaufen sich die noch nicht ausgezahlten Beträge auf eine stolze Summe von fast 2,1 Millionen Euro. Besonders für kleine Händler können nicht ausgezahlte Beiträge sehr schnell zu ausgewachsenen Problemen führen.

Inzwischen sind viele Amazon-Händler sogar soweit, sich vom Marktplatz zurückzuziehen und Alternativen zu suchen. „Amazon, nur auf Kunden fixiert, ist unter den kleinen Unternehmen inzwischen als Tyrann bekannt“, hieß es erst kürzlich von einem Händler aus den USA dazu.  

Der Kunde ist bei Amazon immer König, immer!

Dahingehend fühle ich mich als Kunde bei Amazon in der sonst so stark ausgeprägten Service-Wüste Deutschland wie im Himmel. Ich hatte bis jetzt selten Probleme bei meinen Einkäufen auf dem Marktplatz, aber wenn es mal welche gab, wurden diese in Null-Komma-Nix gelöst. Eine E-Mail und ich konnte beschädigte Sachen umtauschen, häufig ohne dabei die Artikel zurückschicken zu müssen. Auch als mir bei einem teuren Gerät ein Kabel kaputt ging und ich nach über einem Jahr eine Anfrage stellte, bekam ich sofort ein Ersatzteil zugeschickt.

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Dieser Kundenservice von Amazon ist für mich deswegen hervorzuheben, weil er hierzulande leider oft völlig vernachlässigt wird. Banken, Kabel-Anbieter, Logistik-Dienstleister, Fluggesellschaften – ich habe schon unzählige Situationen erlebt, bei denen mich der vermeintliche Kundenservice und die angebliche Hilfe nicht nur fast vom Glauben abfallen ließen, sondern ich mich auch ohne Geld im Ausland oder gestrandet auf einer Insel wiederfand und die Person am anderen Ende gefühlt alles tat, um mir eben NICHT zu helfen. Zwei Mal wurde sogar einfach aufgelegt und ich konnte nur noch mit offenem Mund das Telefon anstarren. Da ich generell bei so etwas sehr nachtragend bin, war es in den meisten Fällen der erste und einzige Auftrag bei dem jeweiligen Unternehmen.

Online-Händler, die ihre Waren auf Amazon anbieten, sehen den Marktplatz sicherlich nicht mit einer solch rosa-roten Brille wie ich es als Kundin tue. Es wäre daher schön, die Schere hinsichtlich der Zufriedenheit bei Verkäufern und Endkunden etwas zu verkleinern.

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