Gastbeitrag: Der spanische Online-Handel und alles, was man darüber wissen sollte

Veröffentlicht: 08.11.2018 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 29.09.2020

Wer als deutscher Online-Händler die Expansion ins europäische Ausland ins Auge fasst, wird sich früher oder später auch mit dem spanischen Markt auseinandersetzen. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Online-Marktplätze in Spanien und weist auf deren Besonderheiten und Merkmale hin.

Spanien
© ismel leal pichs / Shutterstock.com

Der Gesamtumsatz des spanischen Online-Handels beläuft sich derzeit auf 16,65 Milliarden Euro und wird voraussichtlich bis 2022 auf 23,6 Milliarden Euro ansteigen. Das bedeutet auch einen Anstieg der Online-Käufer um 5,73 Millionen Neukunden, die dann jährlich ca. 775 Euro bei ihren Online-Käufen ausgeben werden. Die Verlagerung der offline getätigten Käufe immer mehr hin zu Online-Käufen zeigt sich auch hier und spiegelt die Entwicklung des Kaufverhaltens unserer heutigen Gesellschaft wider.

Wenn spanische Online-Kunden vor ihren Computerbildschirmen sitzen, was dortzulande ganze 95 % als bevorzugte Variante beim Online-Shoppen wählen, suchen sie vorrangig nach Mode. Diese Produktkategorie macht 6,72 Milliarden Euro des Marktanteils aus und wird gefolgt von Spielzeug, Freizeitartikeln und Heimwerkerbedarf. Allerdings beschränkt sich deren Marktanteil auf gerade einmal die Hälfte, was den Vorsprung der Modeindustrie online mehr als verdeutlicht.

Marktplätze, die man in Erwägung ziehen sollte

Amazon & eBay

Trotz der vielen länderspezifischen Optionen ist es ratsam, auch zu Beginn gleich die Marktplätze Amazon und eBay anzusteuern. Schon allein aufgrund ihres internationalen Bekanntheitsgrades wäre es fatal, die Chance, die eigenen Produkte im Ausland über diese beiden Top-Marktplätze zu bewerben, ungenutzt zu lassen.

Insbesondere bei Amazon sollte man jedoch beachten, dass man sich mit den hohen Anforderungen dieses Marktplatzes auseinandersetzt und diesen auch gerecht wird.

Zalando

Als deutscher Online-Händler, aber auch als Online-Käufer stößt man früher oder später auf Zalando. Der Marktführer in Sachen Mode macht natürlich auch nicht vor Spanien halt und hat dementsprechend einen hohen Anteil an den oben genannten 6,72 Milliarden Euro Umsatz.

Zalando ist sehr kundenorientiert, indem sowohl kostenlose Lieferungen als auch Rücksendungen angeboten werden. Außerdem wird dem Kunden die Auslieferung noch am selben Tag gewährleistet, wenn die Bestellung bis 15 Uhr erfolgt. Als einer der wenigen Marktplätze bietet Zalando auch Nachnahme als Bezahloption in Spanien an. Obwohl Zalando durch die erfolgreichen deutschen Investoren Oliver, Marc und Alexander Samwer in die Kritik geraten ist, kann es durch die vermehrte Aufnahme von Marken, die Materialien aus nachhaltigen Ressourcen verwenden, mit einem bemerkenswerten Portfolio glänzen.

Privalia

Wer die deutsche Plattform brands4friends kennt, sieht sicherlich auch die Vorteile im spanischen Äquivalent Privalia. Das Konzept sieht zunächst die Anmeldung neuer Kunden vor, die dann über die Website auf zeitlich begrenzte Angebote von Markenartikeln zugreifen können. Durch die Konzentration auf Markenartikel, und das zu reduzierten Preisen, ist Privalia in Spanien als wichtiger Marktplatz nicht zu unterschätzen.

El Corte Inglés

Der wahrscheinlich größte spanische Shop ist El Corte Inglés. Nachdem das Kaufhaus offline bereits zu den erfolgreichsten des Landes zählt, gewinnt es auch online immer mehr an Popularität. Durch die Erreichbarkeit sowohl offline als auch online kann der Marktplatz auch die Abholung der Online-Bestellung im Geschäft anbieten.

Sein Produktportfolio ist ähnlich wie bei Amazon und eBay aufgestellt und umfasst unter anderem auch Lebensmittel. Im Gegensatz zu Amazon werden Lieferungen allerdings nur durch die Verkäufer selbst durchgeführt und nicht von der Plattform übernommen. Nachdem die Lieferung den Käufer in einem Zeitraum zwischen zwei Stunden und zwei Tagen erreicht hat, kann dieser auch hier wahlweise per Nachnahme bezahlen.

Fnac

Der relativ junge Marktplatz Fnac, der 2009 gegründet wurde, entwickelt sich schnell. Seinen Ursprung hat er in Frankreich und ist neben Spanien auch schon in Belgien und Portugal verfügbar. Auch dieser Online-Marktplatz bietet kostenlose Retouren an und konzentriert sich insbesondere auf Unterhaltungsmedien.

PcComponentes

Wie der Name PcComponentes schon vermuten lässt, vertreibt dieser Anbieter Elektronikartikel und diverse Technik samt Zubehör. Dabei handelt es sich um hochwertige Ware, die dort vorrangig von IT-Spezialisten erworben wird. Auch auf dieser Plattform ist der Verkäufer selbst für die Lieferung zuständig und muss dem Käufer eine 30-tägige Rücknahme gewährleisten, sollte dieser mit dem Produkt nicht zufrieden sein. Die Rücksendekosten trägt in diesen Fällen allerdings der Käufer und nur bei Garantiefällen müssen sie vom Verkäufer übernommen werden. PcComponentes bietet auch die Bezahlung per Nachnahme an, wobei sich wie in vielen anderen Ländern auch in Spanien die Bezahlung mit Kreditkarte der größten Beliebtheit erfreut.

Weitere internationale Marktplätze

Die beiden internationalen Online-Marktplätze AliExpress und Etsy sind auch in Spanien vertreten. Während sich der chinesische Alleskönner AliExpress keine spezielle Produktkategorie zuschreibt, sieht sich Etsy als Plattform, auf der kreative Köpfe ihre selbstgemachten Produkte vertreiben können.

Was noch zu beachten ist

Sobald man den Verkauf von Deutschland auf das Ausland ausweitet, benötigt man nicht nur Produktbeschreibungen in den jeweiligen Sprachen, sondern muss auch einen Kundenservice in den einzelnen Fremdsprachen anbieten können.

Wenn man sich intern lieber auf das nationale Geschäft konzentrieren möchte, können etablierte Agenturen mit langjähriger Erfahrung bei der Internationalisierung helfen. Diese können beim Einrichten der Konten, der Übersetzung der Produktbeschreibungen sowie dem Hochladen der Artikel bis hin zum Kundenservice in der Landessprache unterstützend zur Seite stehen.

Über die Autorin

Lydia Meißner arbeitet seit 2,5 Jahren als Account und Translation Project Managerin bei InterCultural Elements in Leipzig. Nachdem sie ihr Studium im Ausland abgeschlossen hat, freut sie sich sehr, dass auch ihr Beruf international geprägt ist.

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.