Dreiste Betrugsmasche

Millionen fremde Payback-Punkte erbeutet und eingelöst – Familie angeklagt

Veröffentlicht: 03.04.2024 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 03.04.2024
Punkte des Treuesystems Payback auf einem Smartphone

Wer sparen will, dem bietet das Vorteilsprogramm Payback die Möglichkeit, beim Einkauf Punkte zu sammeln und diese später in Wertgutscheine umzuwandeln. Das Programm erfreut sich hierzulande großer Beliebtheit, ist aber auch vor betrügerischen Machenschaften nicht gefeit, wie ein Fall aus Bayern zeigt.

Dem Fall gehen jahrelange Ermittlungen voraus

Mehrere Mitglieder einer Familie stehen im Verdacht, sich Zugriff auf fremde Payback-Konten verschafft zu haben, die zuvor gehackt worden waren. Über das Darknet seien die mutmaßlichen Täter an die entsprechenden Zugangsdaten gelangt, die sie dann über einen Zeitraum von acht Monaten eingelöst haben, berichtet der Spiegel.

Dass sich die vermeintlichen Täter nun vor dem Amtsgericht Landshut verantworten müssen, sei ein Erfolg der Zentralstelle Cybercrime Bayern sowie der Hilfe der Kriminalpolizeiinspektion Erding und des Polizeipräsidiums München, die zuvor jahrelange Ermittlungen durchgeführt hatten, heißt es in einer offiziellen Meldung. Bei den drei Hauptangeklagten handelt es sich demnach um ein Ehepaar aus Baden-Württemberg und dessen 27-jährigem Sohn bzw. Stiefsohn.

Angeklagte sollen stationäre Service-Terminals von Payback genutzt haben

Um an die fremden Payback-Punkte zu kommen, nutzten die Familienmitglieder wohl spezielle Payback-Service-Terminals, die in Supermärkten oder Discountern zu finden sind. Mit den erbeuteten Daten aus dem Darknet konnten sie über diese Terminals Zugriff auf die Payback-Konten erlangen. Dann zahlten sie „in mehreren Schritten den Gegenwert der ‚Payback-Punkte‘ über Gutscheinkarten letztlich an Ladenkassen auf [...] Bankkonten“ ein, so die Behörde. Diese Bankkonten waren im Vorfeld eigens eingerichtet worden.

Rund 7,8 Millionen Sammelpunkte von insgesamt 1.672 geschädigten Nutzerinnen und Nutzern sollen sie über diese Masche zwischen Juli 2020 und Januar 2021 eingelöst haben. Der Wert der Punkte habe sich auf 78.417 Euro summiert.

Langjährige Haftstrafen sind möglich

Der 27-jährige Sohn sei bereits vorbestraft und muss sich zudem für weitere Fälle – 125 an der Zahl – verantworten, bei denen er fremde Sammelpunkte in Drogeriefilialen sowie einer Gartenmarktkette genutzt haben soll. Die erbeuteten Beträge in diesen Fällen sollen sich nochmals auf mehr als 12.600 Euro summiert haben.

„Dem Mann werden in der Anklageschrift 399 Fälle, seinem 47-jährigen Stiefvater und seiner 50-jährigen Mutter jeweils 274 Fälle des gewerbsmäßigen Computerbetrugs zur Last gelegt. Das Gesetz sieht für jeden Fall eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor“, heißt es bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg.

Bei zwei weiteren Tätern soll es sich um die Stiefschwester des mutmaßlichen Haupttäters sowie deren Ehemann handeln. Sie hätten nicht nur Kenntnis von den Taten gehabt, sondern ihren Verwandten auch Bankkonten zur Verfügung gestellt, über die die erbeuteten Payback-Punkte gutgeschrieben wurden. Ihnen wird Beihilfe zum Computerbetrug vorgeworfen.

Ob die Klageschrift zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet wird, entscheidet ein Schöffengericht des Amtsgerichts Landshut.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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