Kolumne: Ach Jeff, da hast du wohl mal wieder nicht aufgepasst

Veröffentlicht: 24.07.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 24.07.2015

Erinnern Sie sich noch an die Anfangstage von Amazon? Vor 20 Jahren als Jeff Bezos das Unternehmen gegründet hat? Gut, ich war gerade einmal sechs Jahre alt und konnte bestenfalls meinen Namen schreiben – vom Internet war da noch längst keine Spur in meinem Dorf. Aber die weisen Schriften des Internets haben mir eines verraten: Amazon war zum Anfang seiner Unternehmensgeschichte in einem Quartal profitabel. Und Jeff Bezos hat das als „Versehen“ bezeichnet. Ups, plötzlich haben wir Geld über.

Ausgeben, ausgeben, ausgeben!

Eine charmante Geschichte, die viel über die Mentalität der Unternehmen des Internet-Booms und vor allem der Geschäftseinstellung von Amazon aussagt: Wachstum um jeden Preis – etwas, was Zalando übrigens noch vorgeworfen wird, obwohl sie Plus machen. Aber das ist eine andere Geschichte...

Zurück zu Amazon: Diese „Wachstum um jeden Preis“-Mentalität findet sich hier bis heute. Man kann gar nicht genug Prime-Dienste erfinden, kann die Preispolitik gar nicht aggressiv genug ausführen, um den Wettbewerb zu dominieren. Wen kümmert schon, ob da Plus oder Minus unterm Strich steht?

 

Jeff, was machst du da nur?

126 Millionen Dollar Minus standen im zweiten Quartal 2014 als Ergebnis da. 57 Millionen Dollar Minus im ersten Quartal 2015. Ohoh, Jeff, pass auf! Gleich – ein Plus von 92 Millionen im zweiten Quartal 2015. Gewinn. Profitabilität. Erzeugt durch ein Umsatzwachstum, das niemand in seinen wildesten Träumen vorausgesagt hätte. Aber kein Grund zur Sorge: Bei 23 Milliarden Dollar Umsatz kommen nur mickrige 92 Millionen Dollar Gewinn heraus. Das kann man korrigieren.

Und Jeff macht sich bereits daran, dem Markt zu verdeutlichen, dass hier wieder nur ein Versehen passiert ist: Die Aussichten für das aktuelle Quartal beziffert er bei einer Spanne von Minus 440 Millionen (!) bis Plus 70 Millionen Dollar. Also selbst der Maximalgewinn soll noch unter dem aktuellen Gewinn liegen. Von einem kann Amazon also offenbar nie genug bekommen: Wachstum. Um jeden Preis.

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