Kolumne: Nix Halbes und nix Ganzes bei Karstadt

Veröffentlicht: 28.08.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 28.08.2015

Dass Karstadt das Omnichannel-Konzept auf Eis legt, wurde bereits vor zwei Wochen bekannt. Es war eine Ankündigung, die für ein gewisses Maß an Verwirrung sorgte: Das Unternehmen stellte den Omnichannel ein, „um nicht wie die meisten Händler im Internet Geld zu verbrennen“. Ein wichtiger Aspekt für das angeschlagene Traditionsunternehmen, das eindeutig derzeit auf seine Wirtschaftlichkeit achten muss. In der Konsequenz werden nun Stellen gestrichen und das Online-Sortiment deutlich eingekürzt.

Hauptargument Wirtschaftlichkeit

Wie E-Commerce-Chef Klaus Haensch nun erklärte, sei Karstadt noch immer vom Omnichannel-Modell überzeugt und der Meinung, dass man als einer der wenigen Händler überhaupt ein umfassendes Omnichannel-Erlebnis bieten könne. Das liegt nicht zuletzt an den vielen Filialen in Deutschland, die etwa ein Click & Collect Angebot relativ einfach durchführbar machen.

Das Hauptargument von Haensch ist aber weiterhin die Wirtschaftlichkeit: Karstadt wolle und werde online Geld verdienen – aber das Wachstum soll halt profitabel sein. Deshalb wird das Sortiment auf Produkte eingekürzt, die sich online lohnen. Dass unnötige Doppelstrukturen abgebaut werden, wirkt auch vernünftig und richtig.

Karstadt schießt sich selbst ins Aus

Prinzipiell kann man Karstadt keinen Vorwurf machen: Das Unternehmen muss wirtschaftlich denken und tut dies auch. Dass es anders als ein Amazon nicht plötzlich mehrere hundert Millionen in das Online-Geschäft pumpen kann, ist klar. Doch durch dieses verhaltene Vorgehen könnte Karstadt schnell wieder ins Hintertreffen geraten. Gegenüber anderen Anbietern, die ihren Kunden ein umfassendes Service-Angebot bieten, kommt Karstadt vermutlich mit seinem eingekürzten Sortiment und Angebot kaum weiter.

Haensch mag weiter darauf hoffen, dass die Kunden aufgrund des Markenvertrauens für ein langsames, aber stetes Online-Wachstum sorgen. Damit könnte Karstadt aber zu einer Art Nischenanbieter werden und verschenkt sein eigentlich großes Online-Potenzial. Aber leider scheint sich Karstadt den Mut zu größeren Investitionen nicht leisten zu können.

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