Kolumne: Die Vereinfachung von Bestellvorgängen hat ihre Grenzen erreicht

Veröffentlicht: 08.04.2016 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 08.04.2016

Der US-amerikanische Lieferdienst Domino’s kann zweifelsohne als Vorreiter in Sachen kreative Bestellmöglichkeiten bezeichnet werden. So ist es beispielsweise möglich, eine Pizza per Twitter-Nachricht zu bestellen. Auch über einen Samsung Smart TV oder eine Smartwatch kann dies vollzogen werden.

Nun ist Domino’s einen großen Schritt weiter gegangen, was die Vereinfachung des Bestellvorgangs betrifft: US-amerikanische Kunden können die App von Domino’s herunterladen und dann dort gängige Anmeldedaten wie die Adresse, die Telefon- sowie die Kreditkartennummer hinterlassen. Wenn sie zusätzlich auch eine favorisierte Pizza auswählen, wird genau diese zukünftig automatisch bestellt – und zwar direkt nach dem Öffnen der App.

10-Sekunden-Counter vor endgültiger Bestellung

Das bedeutet, dass für die Bestellung kein weiterer Knopfdruck notwendig ist. Es läuft lediglich ein Counter von zehn Sekunden ab. Wenn die App innerhalb von diesem Zeitraum nicht beendet beziehungsweise der Vorgang insgesamt abgebrochen wird, steht einige Minuten später der Pizzamann vor der Tür.

Auf den ersten Blick klingt diese Technologie simpel ausgedrückt einfach nur abgefahren und irgendwie futuristisch: Nicht nur, dass sich der an Hunger Leidende nicht mehr aus der entsprechenden Liege- bzw. Sitzposition bewegen muss, um die Bestellung aufzugeben – er spart sich zusätzlich sogar ein paar Daumenbewegungen!

Mehr Gimmick als sinnvolle Funktion

Zwangsläufig kommen einem da einige Fragen in den Kopf: Wie viel einfacher soll ein Bestellvorgang noch gemacht werden? Wo befinden sich die Grenzen? Oder vielmehr: Gibt es überhaupt welche? Muss man zukünftig vielleicht einfach nur noch an eine Pizza denken und schon kann sie nach kurzer Zeit genossen werden?

Natürlich kann der neue Service von Domino’s als ein nettes Gimmick bezeichnet werden (das hierzulande übrigens aufgrund von rechtlichen Vorschriften nicht möglich ist). Es generiert internationale Schlagzeilen und rückt das Unternehmen in den Fokus der Öffentlichkeit. Immerhin gilt Domino's hier auch als eine Art Vorreiter.

Die Zukunft der Pizzabestellung sieht anders aus

Aber: Hierbei handelt es sich nicht um die Zukunft der Pizzabestellung, geschweige denn der mobilen Bestellung generell. Das verdeutlichen allein folgende Szenarien: Was, wenn es dann doch mal eine andere Pizza sein soll? Oder ein Getränk mitgeliefert werden soll? Wenn mehrere Personen gleichzeitig bestellen wollen?

Dort stößt dieses System sehr schnell an seine Grenzen. Auch die Gefahren dieser Bestellmöglichkeit sind nicht gerade gering: Wenn der Nutzer beispielsweise versehentlich die App öffnet, ohne es zu bemerken und den Counter innerhalb der zehn Sekunden abbrechen zu können, klingelt es auf einmal unverhofft an der Tür.

Kunden sollten nicht unterschätzt werden

Natürlich beklagt man sich in den seltensten Fällen über die Lieferung einer Pizza, aber dennoch existieren durchaus Situationen, in denen ein Pizzabote tendenziell eher ungewünscht ist oder schlicht und einfach kurz zuvor ein komplettes Spanferkel vernichtet wurde.

Ohnehin sollte der Kunde und seine Motivation, ein Essen zu bestellen, nicht unterschätzt werden. Selbst wenn am Abend zuvor ein ausschweifendes Gelage jegliche körperlichen Fähigkeiten am nächsten Tag aus dem Weg geräumt haben: Genug Kraft, um erfolgreich auch mit einigen Fingerbewegungen eine fettige Mahlzeit zu ordern, ist auch in diesem Extremfall vorhanden.

Amazons Dash Buttons als andere Möglichkeit

Wie eine vereinfachte (Nach-)Bestellung von Produkten auch aussehen kann, wird durch den Dash Buttons von Amazon deutlich. Ein Knopfdruck genügt, und schon wird das entsprechende Produkt geordert. Auch hier steht der simple Bestellvorgang eindeutig im Vordergrund, doch dieser spaltet auch heute noch die Gemüter wie kaum ein anderes Produkt von Amazon.

Domino’s App beinhaltet also eine nette Funktion, die aufgrund ihrer innovativen Idee überrascht und weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Vielleicht werden wir eines Tages mit einer neuen Bestellmöglichkeit konfrontiert, an die wir heutzutage noch nicht einmal ansatzweise denken. Aber die automatische Bestellung nach dem Öffnen einer App wird es sicherlich nicht sein.

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