„Impulsive Umsetzung“

Britische Regierung fordert Amazon zur Konten-Freigabe auf

Veröffentlicht: 07.02.2024 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 07.02.2024
Britische Amazon-Seite

Die Sperrung zahlreicher Seller-Konten beschäftigt derzeit unzählige Unternehmen, die auf dem Marktplatz von Amazon handeln. Der Konzern stößt mit seiner Taktik – erst sperren, dann nachfragen – auf deutliche Kritik. Die Vorgehensweise ruft in Großbritannien nun sogar die Regierung auf den Plan. So berichtet der Telegraph, dass bei der hiesigen Unternehmensbeauftragten Liz Barcley zunächst über 400 Beschwerden eingegangen waren. In Reaktion darauf fordert Wirtschaftsminister Kevin Hollinrake Amazon jetzt schriftlich zur Freigabe der Konten auf. 

Verständnis für Grund – aber nicht für Umsetzung

Der Ursprung der ganzen Problematik ist ein bereits seit 2021 geltendes Gesetz, laut dem Marktplätze für die korrekte Abfuhr der Umsatzsteuer ihrer Handelspartner haften. Dieses Gesetz trat in der EU im Juni 2021 ein – aber bereits zuvor, nämlich im Januar 2021, auch im Vereinigten Königreich. 

Um sich hier rechtssicher zu verhalten, fordert Amazon nun alle Seller zur erneuten Verifikation ihres steuerrechtlich erfassten Unternehmenssitzes auf. So weit, so gut – doch die Art und Weise trifft auf Kritik. Wie auch der britische Minister Hollinrake einräumt: „Wir verstehen, warum sie das tun – wir müssen sicherstellen, dass die Mehrwertsteuer eingezogen wird –, doch die impulsive Art und Weise der Umsetzung, insbesondere zu einem Zeitpunkt, an dem die Selbstveranlagung fällig ist, ist denkbar ungünstig.“

 

Zahlreichen Unternehmen droht die Insolvenz

Neben seiner öffentlichen Positionierung hat Hollinrake ein offizielles Schreiben an den E-Commerce-Konzern aufgesetzt. In diesem fordert er, dass die Verkaufskonten wieder freigegeben werden sollen und auch bleiben – bis Amazon einen angebrachten Prozess zur Verifikation entwickelt hat.

Denn wie auch hierzulande ist der Mangel an Kommunikation und klaren Prozessen auch in Großbritannien das Hauptproblem vieler Betroffener. So ruht sich Amazon zwar darauf aus, angeblich klar zu fordern, welche Dokumente notwendig sind. Doch reichen die geschickten Unterlagen dann oft doch nicht oder werden doppelt gefordert. Viele Seller warten so wochenlang auf eine Freigabe, obwohl alles Geforderte ihrerseits erfüllt wurde.

Unter den Beschwerden, die im britischen Ministerium eingingen, finden sich zahlreiche Geschädigte, die aufgrund der Kontensperrung nicht mehr in der Lage sind, ihre tatsächlich anfallenden Steuern zu zahlen. Gerade kleine Unternehmen und Einzelunternehmer:innen werden durch Amazons Vorgehensweise an den Rand der Insolvenz getrieben.

Neben den umfangreichen Leistungen in puncto Rechtssicherheit im Online-Handel bietet der Händlerbund schnelle Hilfe, wenn Guthaben einbehalten oder das (komplette) gewerbliche Verkäuferkonto bei Amazon.de gesperrt wurden. Mit dem Professional-Paket stehen Unternehmen neben vielen weiteren Leistungen nicht nur eine Rechtsberatung, die Übernahme der Kommunikation mit Amazon Deutschland, sondern auch die gerichtliche Vertretung zu. Weitere Informationen finden Sie hier.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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