Hetzschrift

Osama Bin Laden wird TikTok-Phänomen, Plattform geht dagegen vor

Veröffentlicht: 17.11.2023 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 17.11.2023
TikTok

Der Terroristenführer Osama Bin Laden wurde 2011 getötet, kommt aber aktuell zu neuem zweifelhaftem Ruhm auf der Videoplattform TikTok. Vor über 20 Jahren verfasste Bin Laden eine antisemitische Hetzschrift, die nun im Zuge des Gaza-Krieges von vielen Nutzer:innen ausschnittsweise angepriesen wird. TikTok teilt mit, dass entsprechende Videos „proaktiv und aggressiv“ gelöscht werden. Der britische Guardian entfernte eine Übersetzung des Textes von seiner Webseite, wie der Spiegel berichtet.

Der Guardian hatte 2002 über den auf Arabisch verfassten „Brief an das amerikanische Volk“ berichtet und in englischer Übersetzung veröffentlicht. In seinem Pamphlet legte der ehemalige Al-Quaida-Führer seine islamistische und antisemtische Weltsicht dar und drohte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit weiteren Anschlägen. Zitate aus diesem Brief werden jetzt mit Verweis auf die Übersetzung beim Guardian bei TikTok verbreitet und in einen Bezug zum Gaza-Krieg gebracht.

 

„Geringe Anzahl“ von Videos

Der Hashtag #lettertoamerica wurde von TikTok gesperrt. Zunächst sah sich die Plattform wegen der Verbreitung der Videos Kritik ausgesetzt. TikTok wird immer wieder eine Nähe zu chinesischen Behörden nachgesagt. TikTok weist das zurück und rechtfertigt sich. Es habe nur eine „geringe Anzahl“ an entsprechenden Videos gegeben, die gegen die Regeln der Plattform verstoßen und gelöscht wurden. Etwa zwei Millionen Mal seien entsprechende Videos seit Anfang der Woche angesehen worden. Ein Zusammenschnitt bei X habe aber für neue Aufmerksamkeit gesorgt und die Aufrufe des Hashtags wieder in die Höhe getrieben.

Kritik musste sich auch der Guardian gefallen lassen, nachdem er die Übersetzung des Textes von seiner Webseite gelöscht hatte. Renee DiResta, Expertin für Propaganda und Falschinformationen an der Stanford-Universität sagte beim X-Konkurrenten Threads, dass man öffentlich bekannte Fantasien eines Terroristen nicht zum verbotenen Wissen machen dürfe, nur, weil sich solche Inhalte auf TikTok verbreiten. Dies könnte es für Menschen aufregender machen, diese wiederzuentdecken. Man sollte die Leute stattdessen „die Forderungen eines Mörders“ lesen lassen und mehr Kontext hinzufügen.

Der Guardian erklärte dazu am Mittwoch: „Das auf unserer Webseite veröffentlichte Transkript wurde ohne den vollständigen Kontext häufig auf sozialen Medien geteilt. Deswegen haben wir uns entschlossen, ihn herunterzunehmen und Leser stattdessen zu dem Bericht weiterzuleiten, in dem er in Kontext gesetzt wurde.“

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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