Gastbeitrag

Verzugszinsen: So gelingt ein effektives Forderungsmanagement

Veröffentlicht: 21.12.2023 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 21.12.2023
Frau mit Taschenrechner und Sanduhr

Jeder Online-Händler wird im Laufe der Zeit mit Kunden konfrontiert, die ihre Rechnung nicht rechtzeitig begleichen. Um das Mahnwesen professionell abzuwickeln, ist es daher wichtig, alle wichtigen Informationen über Verzugszinsen bereitzuhalten. Dazu zählt die Einhaltung von rechtskonformen Fristen und die korrekte Berechnung der Verzugszinsen. Ein automatisiertes System kann dazu beitragen, dass die Effizienz maßgeblich steigt und dadurch zusätzlicher und manueller Zeitaufwand reduziert wird. Fin Glowick, CRO bei WISO MeinBüro, gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte von Verzugszinsen. 

Countdown zum Zahlungsziel: Diese Fristen gelten

Wann die Kunden das Zahlungsziel erreichen müssen, hängt davon ab, ob es sich um Geschäfte mit Privatpersonen (B2C) oder Unternehmen (B2B) handelt. Im B2C-Umfeld ist eine Frist von 30 Tagen Standard. Sind die Kunden jedoch Unternehmen, so sind die Zahlungsziele variabel und müssen mit dem jeweiligen Geschäftspartner individuell abgestimmt werden. 

Doch egal, ob es sich um B2C- oder B2B-Geschäfte handelt, eines ist besonders wichtig: Die Zahlungsfrist muss auf der Rechnung nicht nur genannt werden, sondern dem Kunden geradezu ins Auge springen. 

Wenn das Zahlungsziel verstrichen ist und der Kunde die fällige Summe noch nicht beglichen hat, wird das Thema Verzugszinsen relevant. Da der Kunde sich nicht an die vereinbarte Zahlungsfrist gehalten hat, befindet er sich rechtlich im Verzug. Deshalb können Händler zusätzliche Gebühren, die durch die ausbleibende Zahlung entstanden sind, an den Kunden weiterleiten – doch hier ist Vorsicht geboten, denn nicht alle Gebühren sind gleich. 

Mahngebühren sind nicht gleich Verzugszinsen

Was vielen Online-Händlern nicht bewusst ist: Mahngebühren und Verzugszinsen sind nicht dasselbe. Hier gibt es feine Unterschiede. Mahngebühren sind eine Art Verwaltungsgebühr. Sie begleichen den Mehraufwand, den die Online-Händler für das Mahnschreiben aufbringen mussten. Voraussetzung ist hier, dass auch wirklich ein Schaden entstanden ist. Sie sollten sich auf die tatsächlich entstehenden Kosten für diesen Zweck orientieren. 

Verzugszinsen hingegen sind eine Art finanzielle Kompensation für die ausgebliebene Überweisung, die daher kommt, dass das Geld auf dem Konto des Online-Händlers fehlt. Sie werden auf die offene Forderung erhoben. Sprich, zahlt der Kunde die vom Online-Händler gelieferten Produkte, die laut Rechnung 20.000 Euro kosten, nicht fristgerecht, so werden die Verzugszinsen auf eben diesen Geldbetrag erhoben. 

Verzugszinsen berechnen: So funktioniert’s

Schuldet eine Privatperson dem Online-Händler besagte 20.000 Euro und hat einen Zahlungsverzug von 10 Tagen, so müssen die daraus resultierenden Verzugszinsen berechnet werden. 

  1. Zinssatz ermitteln: Der Basiszinssatz ist der Ausgangspunkt für die Festlegung der Verzugszinsen. Er wird in Paragraf 247 BGB beschrieben und kann zum 1. Januar und 1. Juli verändert werden. Am 1. Juli 2023 wurde ein Basiszinssatz von 3,12 Prozent festgelegt. Für B2C-Geschäfte wird der Basiszinssatz mit 5 Prozent addiert. Daraus ergibt sich ein Zinssatz von 8,12 Prozent. 
  2. Tägliche Zinsrate berechnen: Die 8,12 Prozent werden durch 365 Tage geteilt. Das Ergebnis: 0,00022.
  3. Täglichen Zinssatz kalkulieren: Die tägliche Zinsrate wird mit der offenen Summe multipliziert. In diesem Fall wären das 0,00022 x 20.000 Euro = 4,40 Euro pro Tag.
  4. Gesamtsumme bei Verzug: Bei 10 Tagen Verzug ergeben sich 44 Euro Verzugszinsen.

Übrigens: Die einzelnen Schritte zur Ermittlung der Verzugszinsen sind bei B2B-Kunden identisch. Statt der 5 Prozent, die im ersten Schritt zum Basiszinssatz addiert werden müssen, werden hier dem Basiszinssatz 9 Prozent hinzugefügt. 

Mahnwesen: Entscheidende Vorteile für Unternehmen

Natürlich ist es ärgerlich, wenn ein Kunde nicht zahlt und es dadurch überhaupt erst zu den Verzugszinsen kommen muss. Wichtig ist es hier, auf respektvolle und klare Kommunikation zu setzen, den Grund für Mahngebühren und Verzugszinsen zu erläutern und dem Kunden die Möglichkeit zu geben, alle offenen Posten zu begleichen, bevor sich ein Anwalt mit dem Fall vertraut macht. 

Um einen guten Überblick über die Zahlungsströme zu behalten und zu erkennen, welche Kunden im Verzug sind, eignet sich eine Buchhaltungssoftware, wie WISO MeinBüro. Solche Tools ermöglichen nicht nur eine effiziente Strukturierung des Mahnwesens, sondern erleichtern auch die korrekte Anwendung von Verzugszinsen. Online-Händler, die diese Aspekte meistern, sichern nicht nur  ihre Liquidität, sondern optimieren dadurch auch ihr gesamtes Finanzmanagement und sparen wertvolle Zeit im Arbeitsalltag.  


Über den Autoren

Fin Glowick

Fin Glowick ist bei der Buhl-Gruppe der Chief Revenue Officer (CRO) für WISO MeinBüro. Die Software bietet ganzheitliche SaaS-Lösungen für den Bürobereich an, die als Web- sowie Desktopversion den Arbeitsalltag von kleinen Unternehmen erleichtern. Mehr Informationen.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.