Digitaler Darwinismus - eco-Verband Top-Unternehmen vom Aussterben bedroht

Veröffentlicht: 19.11.2013 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 19.11.2013

Charles Darwin prägte den Ausdruck „survival of the fittest“ – das Überleben desjenigen, der sich am besten an die Umwelt anpassen kann. Dieser Grundsatz soll auch im E-Commerce gelten: Wer sich nicht anpasst, verliert seine Kundschaft und geht unter. Der eco-Verband sieht über 500 Unternehmen deshalb gefährdet.

 Viele Menschen in einem Gang

Karl-Heinz Land ist Autor und Mitglied der Kompetenzgruppe E-Commerce des eco-Verbandes. Er selbst bezeichnet sich als „Digital Darwinist & Evangelist“ und vertritt im Online-Handel die Ansicht seines berühmten Biologen-Vorbilds Charles Darwin: Survival of the fittest – das Überleben des am besten Angepassten. Und genau da liegt laut Land das große Problem heutiger Unternehmen, die sich vollständig auf den E-Commerce ausgerichtet haben, aber nicht schnell genug auf die Entwicklung der Gesellschaft reagieren können. "Digitaler Darwinismus entsteht, wenn sich Technologien und die Gesellschaft schneller verändern als die Fähigkeit von Unternehmen, sich an diese Veränderungen anzupassen", erklärt der Autor in der eco-Expertenrunde. "Viele Unternehmen sind offenbar nicht in der Lage, schnell genug zu reagieren und die Auswirkungen der globalen Digitalisierung für ihr Geschäft richtig einzuschätzen. Von der Vorstellung des ersten Fernsehers bis zum TV-Massenmarkt sind Jahrzehnte vergangen. Facebook hat drei Jahre gebraucht, um auf 50 Millionen Nutzer zu kommen. WhatsApp hat hierfür drei Monate benötigt."

Entwicklungen im Netz betreffen auch den Fachhandel

Laut Land reagieren große Unternehmen auch heute noch als wäre grade erst der erste Fernseher vorgestellt worden. Die Entwicklung der Internetwelt laufe für alle einfach zu schnell ab – und zu unvorhersehbar. Darunter leidet auch der Fachhandel, wie Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann meint. Die Preisschlacht im Netz senkt die Qualität der Ware – schließlich wird zunehmend gekauft, was besonders günstig und nicht was besonders hochwertig (aber dafür teurer) ist. „Händler, die sich nicht rechtzeitig an diese Entwicklung anpassen und sich klar positionieren, laufen Gefahr, in dieser 'Discount-Spirale' unterzugehen“, betont der Leiter der Kompetenzgruppe.

Über 500 Unternehmen vom Aussterben bedroht

Unternehmen, die sich also nicht anpassen können oder wollen, sollen vom Aussterben bedroht sein – ebenso wie einige Spezies, die sich nicht anpassen konnten, verschwunden sind. Die Prognose der Kompetenzgruppe E-Commerce fällt düster aus: Mehr als die Hälfte der Top-1000-Unternehmen von heute soll es in nur zehn Jahren schon nicht mehr geben. Die Lösung des eco-Verbandes wirkt recht enttäuschend: Man solle sich – auch oder gerade als großes Unternehmen – an die veränderten Bedingungen anpassen. Und Qualitätsprodukte angemessen vertreten, um dem Preis-Dumping zu entgehen. Nach einer besonders hilfreichen Lösung klingt das aber nicht.

Nachvollziehbar sind die Aussagen von Land und Hoffmann dennoch. Ein gutes Beispiel ist Google, auch wenn es sich hier nicht um einen Händler handelt. Trotzdem verärgert das Unternehmen die Nutzer derzeit mit den neuen Youtube-Kommentaren, für die ein Google+-Profil erforderlich ist. Auch Facebook sorgt mit seinen Updates regelmäßig für entzürnte Nutzer. Google und Facebook mögen sich inzwischen als zu groß zum Scheitern ansehen, sollten aber trotzdem aufpassen, die Nutzer nicht zu vertreiben. Sonst droht vielleicht ja doch der digitale Darwinismus.

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