Ab 2024

Knapp die Hälfte deutscher Unternehmen will die 4-Tage-Woche einführen

Veröffentlicht: 07.12.2023 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 07.12.2023
Aufgeklappter Kalender, Eintrag Freitag: "Frei"

Weniger Arbeit, aber gleicher Lohn – der Ansatz, vier statt fünf Tage in der Woche zu arbeiten, findet nicht nur bei Arbeitnehmer:innen, sondern auch in der hiesigen Unternehmenslandschaft offenbar zunehmend Anklang: 44 Prozent der deutschen Firmen wollen bereits im kommenden Jahr die 4-Tage-Woche einführen. Das ergab eine Befragung des Freelance-Vermittlers Fiverr unter 1.000 Führungskräften, die Ende November durchgeführt wurde. 

Vier von zehn Betrieben wollen auf diese Weise die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze erhöhen, beispielsweise für Talente aus der Generation Z und Y – und ist damit eine Reaktion auf den Fachkräftemangel. 

Verschiedene Konzepte für kürzere Arbeitszeit

Knapp zwei Drittel (65 Prozent) wählen in der Umsetzung das „100-80-100-Modell“. Bei diesem arbeiten die Beschäftigten an vier Tagen 32 Stunden und erhalten ihr volles Gehalt. Fast ebenso viele schließen dafür an einem Tag das Unternehmen gänzlich, während bei etwa einem Drittel der Firmen künftig in eine Art Schichtsystem für die Arbeit an unterschiedlichen Wochentagen wechselt, damit man die fünftägige Öffnungszeit beibehalten kann. 

38 Prozent der Firmen haben die Entscheidung zur Einführung der verkürzten Arbeitswoche zuvor durch eine Befragung unter ihren Mitarbeiter:innen ermittelt, bei etwa einem Drittel (32 Prozent) wurde dies auf Führungsebene geregelt. 

Positive Effekte erwartet – Bedenken bleiben

Die Mehrheit der Firmen erhofft sich mehr Produktivität durch die Maßnahme, da die Motivation, Zufriedenheit sowie die Loyalität der Belegschaft steige. Etwa ein Drittel der Firmen geht davon aus, dass die Mitarbeiter:innen durch die bessere Work-Life-Balance zufriedener sind. Gleichsam würde durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz auch bestimmte Prozesse optimieren.   

Allerdings besteht es auch die Sorge, dass durch weniger Zeit für Aufgaben mehr Stress entstehen könnte. Auch Organisation und Koordination müssen mitgedacht werden: Je flexibler jede:r die eigene Arbeitszeit gestalten kann, desto mehr Abstimmungsbedarf gibt es schließlich im Team. Etwa ein Viertel sieht es kritisch, dass sich bestehende Prozesse und Workflows anpassen lassen. 

Produktivität hängt nicht an der Arbeitszeit

„Unternehmen haben erkannt, dass sich die Produktivität ihrer Mitarbeiter:innen nicht an der Arbeitszeit oder den geleisteten Stunden festmachen lässt. So steht der Output der geleisteten Arbeit immer mehr im Fokus“, sagt Florian Müller, Country Manager DACH bei Fiverr. „Flexible Arbeitgeber:innen sind attraktiv. Gerade im Hinblick auf die GenZ, die den Arbeitsmarkt betritt, wird sich dies auszahlen. Und auch im Kampf um Talente können Unternehmen mit Freiräumen für ihre Mitarbeiter:innen punkten und die Bindung der bestehenden Belegschaft fördern.“ 

Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigt sich beispielsweise auch beim Angebot von Homeoffice, etwa bei einer Befragung des Ifo-Instituts. Dass mehr Flexibilität beim Arbeitsort mit Produktivitätseinbußen einhergeht, davon geht die Mehrheit nicht aus.  

 

Auch wenn die Wirtschaft bereits zunehmend in die Umsetzung des neuen Arbeitszeit-Modells geht, wird von politischer Seite zunächst wenig passieren. So soll es erst einmal keine gesetzliche Regelung zur 4-Tage-Woche geben, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Frühjahr erklärte. 

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Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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