Der frühe Vogel

Ende einer Ära: Oliver Samwer fährt Rocket Internet herunter

Veröffentlicht: 21.07.2023 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 21.07.2023
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Guten Morgen!
Zum Start in den Tag gibt es die aktuellsten Meldungen aus der Branche im Überblick:
Oliver Samwer versetzt Rocket Internet „in den Winterschlaf“ – offenbar für immer
Media-Saturn stellt seine für Reparaturen zuständige Tochterfirma Tec-Repair ein
Die US-Kartellbehörde gibt den Widerstand gegen die Activision-Übernahme auf

Es scheint das Ende einer Legende zu sein: Oliver Samwer versetzt Rocket Internet, den einstigen Dreh- und Angelpunkt der deutschen Start-up-Szene, in den Winterschlaf, wie Jonas Rest vom Manager Magazin bei LinkedIn schreibt. Beteiligte sollen prognostizieren, dass das Unternehmen aus diesem Winterschlaf nie wieder aufwachen werde, heißt es weiter. 

Im vergangenen Jahr hatte Samwer sich nahezu den vollständigen Bilanzgewinn aus dem Geschäftsjahr 2022 ausschütten lassen, wie die Wirtschaftswoche damals berichtete. Auf der damaligen Hauptversammlung ließ er eine Dividende von 315 Millionen Euro beschließen, der von der Samwer-Familie kontrollierte Fonds Global Founders Capital erhielt 260 Millionen Euro davon. Über den Fonds halten die Samwers rund 83 Prozent an Rocket Internet – der Rest der Unternehmensanteile liegt bei Fonds und Kleinaktionären.

Mittlerweile ist das Rocket-Imperium deutlich geschrumpft: Von rund 40 Partnern und Investmentmanagern bei Global Founders Capital seien nur noch fünf übrig. Flash Ventures stehe Jonas Rest zufolge ebenfalls vor der Schließung, Global Growth Cap werde ebenfalls heruntergefahren. Die Konsequenz des Ganzen: Rocket Internet investiert nicht mehr in Start-ups. 

Die Holding war lange Zeit das Zentrum der deutschen Start-up-Szene. Über Rocket Internet zogen die Samwer-Brüder zahlreiche Unternehmen hoch, die mitunter heute noch den Markt prägen – etwa Zalando, Delivery Hero, Hellofresh, Home24 und Westwing. In den vergangenen Jahren war es um Rocket Internet allerdings vergleichsweise ruhig geworden.

Media-Saturn stellt Tec-Repair ein

Die Media-Saturn-Holding zieht bei Tec-Repair den Stecker: Die Tochterfirma, deren Mitarbeiter:innen in den Media-Saturn-Filialen für Reparaturen an technischen Geräten zuständig sind, werde nach Angaben der Wirtschaftswoche eingestellt. Der Servicevertrag sei zum 30. September 2023 gekündigt worden.

Von diesem Schritt seien rund 800 Angestellte von Tec-Repair und 50 Mitarbeiter:innen von einer dazugehörigen Verwaltungsgesellschaft betroffen. Das bisherige Konstrukt sei „nicht profitabel und wettbewerbsfähig“ gewesen, so Media-Saturn gegenüber der Wirtschaftswoche. 

Nun will das Unternehmen offenbar die Reparaturleistung mit der Verkaufsberatung zusammenlegen und hat 400 Stellen ausgeschrieben. Daneben sollen auch rund 1.200 Angestellte technisch weiterqualifiziert werden, um den Reparaturservice „vollwertig in die Kundenberatung und Marktstrukturen“ zu integrieren.

USA: Kartellbehörde lässt Activision-Übernahme zu

Lange hatte die US-Wettbewerbsbehörde FTC sich quergestellt, doch nun darf Microsoft die Activision-Übernahme durchführen: Nachdem die FTC zwei Niederlagen vor Gericht hinnehmen musste, hat sie ihre Klage gegen die Übernahme zurückgezogen, berichtet das Handelsblatt. Damit kann der größte Deal der Videospiele-Branche durchgeführt werden.

Die Kartellwächter hatten eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs befürchtet. Die Gerichte sahen diese Befürchtungen nicht bestätigt, weil Microsoft mit Konkurrenten wie Sony oder Nintendo langfristige Lizenzvereinbarungen für den Activision-Klassiker „Call of Duty“ getroffen hatte. Auch die EU hatte dem Deal bereits unter Auflagen zugestimmt, die britischen Kartellwächter wolle ihr bisheriges Veto ebenfalls überdenken.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#2 Marc 2023-08-03 15:38
Unfassbar, wieviel Geld man mit digitalen Kartenspielertr icks verdienen kann. Diese Form des Kapitalismus ist einfach
Ekelhaft.

Jetzt investieren die Herren ja plötzlich in Immobilien. Damals war das für die 3 old school Müll.

Was haben sie für die Menschheit erreicht? Nix! Nada! Genau wie viele andere Tech Firmen, die ständig grundlos gehyped werden ohne ein relevantes Problem zu lösen.

Ich gönne ihm natürlich sein Geld. Soll er glücklich damit werden.
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#1 Dirk 2023-07-29 09:54
Endlich! Die Samwer-Bande stellt Rocket Internet ein. Nachdem sie für viele der schrecklichsten Entwicklungen im Onlinehandel verantwortlich waren, viele Kapitalgeber und Investoren leergesaugt haben, haben sie nun endlich die Taschen voll genug.#
Geht mit Gott, aber geht!
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