Wir wurden gefragt

Gibt es Hitzefrei im Homeoffice?

Veröffentlicht: 20.07.2023 | Geschrieben von: Julia Petronis | Letzte Aktualisierung: 20.07.2023
Utensilien im Homeoffice und Tablet mit Aufschrift Hitzefrei

Der Sommer ist da und damit auch die hohen Temperaturen. Diese können ein konzentriertes Arbeiten mitunter deutlich erschweren. Vor allem in Innenräumen steigt das Thermometer auf immer neue rekordverdächtige Werte. Wie es da mit Hitzefrei im Büro aussieht, haben wir vor wenigen Wochen bereits geklärt. Doch wie sieht es denn eigentlich aus mit denen, die von Zuhause aus arbeiten? Gilt dort das gleiche wie im Büro? Gibt es überhaupt die Möglichkeit, Hitzefrei im Homeoffice zu bekommen? Und welche Verpflichtungen treffen eigentlich den Arbeitgebenden? Wir sind diesen Fragen auf den Grund gegangen.

Ein Exkurs ins Büro

Allzu hohe Temperaturen wirken sich nicht nur als körperliche Belastung aus, sondern vermindern auch die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Da verwundert es nicht, dass Arbeitgebende dazu verpflichtet sind, gewisse Maßnahmen in den Büros zu ergreifen, um eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Mitarbeitenden zu verhindern. Ab einer Lufttemperatur von 26 Grad Celsius „soll” der Arbeitgebende geeignete Vorkehrungen treffen, wie etwa das Bereitstellen von Getränken oder die Lockerung von Bekleidungsvorschriften. Auch eine vorübergehende Einführung von Gleitzeit und ein effektiver Sonnenschutz sind sinnvoll. 

Zu einem „muss” werden diese Vorgaben allerdings bei Temperaturen über 30 Grad Celsius. Ab einer Temperatur von über 35 Grad Celsius gilt ein Arbeitsplatz als nicht mehr geeignet. Ein anderer, kühlerer Arbeitsplatz darf dann aber durch den Arbeitgeber zugewiesen werden – darunter kann auch das Homeoffice fallen. Dabei muss er aber sicherstellen können, dass es am heimischen Arbeitsplatz nicht noch wärmer ist. Wohnt der Mitarbeiter in einer Dachgeschosswohnung, kann das mitunter schwierig werden. 

Rechtlich gesehen gibt es also grundsätzlich kein Hitzefrei im Büro. Doch kann das im Homeoffice anders sein, wenn selbst dort ein Arbeiten unmöglich wird?

Telearbeit oder Mobile Office

Hitzefrei im Homeoffice? Die klare Antwort lautet auch hier: Nein! Treffen den Arbeitgebenden im Büro noch viele Pflichten, die ein erträgliches Arbeiten bei hohen Temperaturen ermöglichen, werden im Homeoffice größere Anforderungen an die Arbeitnehmenden gestellt. Im Homeoffice ist der Arbeitnehmende grundsätzlich selbst dafür verantwortlich, abkühlende Maßnahmen zu treffen. Am Zuhause eingerichteten Telearbeitsplatz gelten zunächst die gleichen gesetzlichen Anforderungen wie im Betrieb. Der heimliche Arbeitsplatz gehört gedanklich zum Unternehmensgebäude dazu. Damit gelten auch die gleichen Regeln wie im Büro. Diese Regelungen beziehen sich im Homeoffice aber gerade nicht auf die Raumtemperatur. 

Das gleiche gilt erst recht für das Mobile Office, bei dem der Arbeitnehmende maximale Freiheiten genießt und nicht an einen bestimmten Arbeitsplatz gebunden ist. Er kann also auch aus dem Café oder vom Strand auf Mallorca aus arbeiten. Ein derartiges Ausmaß an Freiheiten zieht aber auch mehr Verantwortung, die auf den Arbeitnehmenden übertragen wird, nach sich. Schließlich hätte der Arbeitgebende hierbei noch weniger Zugriffsmöglichkeiten, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen. 

Fazit: auf Vernunft der Arbeitnehmenden setzen

Ist der Mitarbeitende frei in seiner Arbeitsplatzwahl, liegt es also allein in seiner Verantwortung, ob er seine Tätigkeit bei über 30 Grad Celsius auf der Terrasse in der prallen Sonne ausübt oder ob er in der kühleren, sonnengeschützten Küche arbeitet. Jedem Arbeitnehmenden sollte aber selbst an seiner Gesundheit und seinem eigenen Wohlbefinden gelegen sein und daher gesundheitsschädliche Arbeitsplätze meiden. Hierbei muss auf die Vernunft der Arbeitnehmenden gesetzt werden. Arbeitgebende treffen lediglich Unterweisungspflichten, die den Arbeitnehmenden durch geeignete Informationen anleiten. Es ist Mitarbeitenden aber durchaus zuzumuten, geeignete, mit ihren Möglichkeiten realisierbare, Maßnahmen zu schaffen, die das Arbeiten erträglicher machen. Auf Hitzefrei dürfen sie jedenfalls nicht hoffen. 

Über die Autorin

Julia Petronis
Julia Petronis Expertin für: IT- und Medien-Recht

Julia ist seit April 2021 als juristische Redakteurin bei uns tätig. Während ihres Studiums der Rechtswissenschaften in Leipzig konzentrierte sie sich vor allem auf das Medien- und IT-Recht, sowie das Wettbewerbs- und Urheberrecht – und kann dieses Wissen heute auch „in der echten Welt“ einsetzen.

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