Auskunftei zu undurchsichtig

Verbraucherschutz kritisiert Transparenz der Schufa

Veröffentlicht: 28.08.2023 | Geschrieben von: Julia Petronis | Letzte Aktualisierung: 28.08.2023
SCHUFA auf Smartphone und PC

Mit der Einführung der Bonify-App, über die Privatpersonen ab sofort kostenlos Einsicht in ihren persönlichen Basisscore erhalten können, wollte die Auskunftei Schufa für mehr Transparenz sorgen und den Menschen mehr Kontrolle über ihre Daten geben. Diese Transparenzoffensive genügt den Verbraucherschützern allerdings noch nicht. Wie heise online berichtet, hält das Verbraucherschutzministerium unter Ministerin Steffi Lemke (Grüne) die Schritte in Richtung mehr Transparenz für unzureichend und warnt vor Sicherheitslücken.

Kein ausreichender Einblick in die Bewertung der Kreditwürdigkeit

Nachdem Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke die Schufa Anfang 2022 zu mehr Transparenz bei der Wirtschaftsauskunftei aufgefordert hatte, gelobte Schufa-Chefin Tanja Birkholz Besserung und versprach die geforderte Transparenzoffensive. Zur Veranschaulichung der Auswirkung von mehreren Krediten oder Umzügen auf die Bonität, veröffentlichte die Schufa unter anderem einen Score-Simulator. Ein „kleiner Fortschritt”, der jedoch nicht ausreichend sei, so das Verbraucherschutzministerium. 

Für mehr Offenheit sollte auch die Bonify-App sorgen, über welche der Schufa-Basisscore eingesehen werden kann. Kritiker bemängelten, dass das allerdings nur über die App des Dienstes Bonify der Berliner Firma Forteil, einer Tochterfirma der Schufa, ginge. Notwendig dafür ist eine Registrierung mit dem Personalausweis oder dem eigenen Bankkonto. Nutzende willigen anschließend ein, dass der Anbieter „den Kontosaldo sowie die Kontoumsatzdaten von bis zu vierundzwanzig Monaten abruft”. 

Für das Bundesministerium für Verbraucherschutz reicht dieses Vorgehen noch nicht aus. Die Schufa biete „noch keinen ausreichenden Einblick in die angewendeten Regeln” zur Berechnung ihrer Wahrscheinlichkeitswerte („Scores”) über die Bonität der Bürger, erläuterte eine Sprecherin des von Steffi Lemke geleiteten Ressorts. Vielmehr sollten Verbraucher:innen einfach, verständlich und auf einen Blick erfahren können, was sich positiv oder negativ auf die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit auswirkt. 

Ministerium warnt vor Zugriff auf Finanzdaten

Dass über die Bonify-App Einblick in die Konten der Nutzer:innen genommen werden kann, findet das Verbraucherschutzministerium bedenklich. Vertrauliche Finanzdaten könnten so eingesehen werden, auf die bisher kein Zugriff bestand. Zwar müssen Betroffene in den Zugriff einwilligen, jedoch sieht das Ministerium darin die Gefahr, Verbraucher:innen, die sich in einer angespannten finanziellen Lage befinden und einen bestimmten Vertrag abschließen wollen, bei der Entscheidung über eine Zustimmung unter Druck zu setzen. Ebenso könnte der Eindruck erweckt werden, mit der Zustimmung könnte der Score verbessert werden, was verbraucherpolitisch problematisch sei. 

Bereits aufgedeckte Sicherheitslücken bei der Bonify-App dürften sich ebenfalls nicht wiederholen, mahnt das Ministerium. Vorhaben, schärfere Regelungen für Auskunfteien zu schaffen, gebe es derzeit aber nicht. Ein entsprechendes Verfahren werde gerade noch vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verhandelt. Erst nach Ende des Verfahrens werde man mögliche Folgen für den deutschen Gesetzgeber absehen können. Der EuGH-Generalanwalt Priit Pikamäe geht davon aus, dass die aktuellen Schufa-Scores nicht mit der DSGVO vereinbar sind. Die Schufa selbst ist allerdings davon überzeugt, dass die DSGVO in diesen Fragen für die Schufa gar nicht maßgeblich sei. 

Über die Autorin

Julia Petronis
Julia Petronis Expertin für: IT- und Medien-Recht

Julia ist seit April 2021 als juristische Redakteurin bei uns tätig. Während ihres Studiums der Rechtswissenschaften in Leipzig konzentrierte sie sich vor allem auf das Medien- und IT-Recht, sowie das Wettbewerbs- und Urheberrecht – und kann dieses Wissen heute auch „in der echten Welt“ einsetzen.

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