Bürokratie und hohe Steuern

Ein Viertel aller Mittelständler erwägt Geschäftsaufgabe

Veröffentlicht: 17.07.2023 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 17.07.2023
Geschäftsaufgabe: „Geschlossen“-Schild an einer Tür

Viele deutsche Mittelständler sehen sich einer Reihe von Hürden gegenüber. Diese scheinen in Teilen derart hoch zu sein, dass gar eine Geschäftsaufgabe in Betracht gezogen wird. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), der über eine Umfrage das Meinungsbild entsprechender Akteure zeichnen kann.

Demnach erwägen 26 Prozent der befragten hiesigen Mittelständler – und damit jeder Vierte – die Aufgabe der eigenen Geschäfte. Fast genau so viele (22 Prozent) liebäugeln indes mit der Verlagerung des Geschäfts ins Ausland, wie es in einer dpa-Meldung bei Wallstreet Online heißt.

Mittelstand wünscht sich Verlässlichkeit und Planbarkeit

Als Hürde gelten der Umfrage zufolge vor allem zu viel Bürokratie, da diese die Unternehmen hemme. „Knapp ein Drittel der Befragten gab überzogene Vorschriften als Einschränkung an“, heißt es. Als ebenfalls hinderlich würden von rund einem Viertel der befragten Unternehmen hohe Steuern sowie Abgaben angegeben. Auf gleichem Niveau liegt demnach auch der Fachkräftemangel, der sich weiter verschärft.

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Befragung ebenso deutlich, dass Verlässlichkeit und Planbarkeit bei den Rahmenbedingungen zwei wünschenswerte Aspekte im mittelständischen Berufsalltag sind. Fast 40 Prozent der Unternehmen schätzten die Infrastruktur in Deutschland positiv ein, etwas weniger (36 Prozent) lobten überdies die Stabilität auf politischer Ebene.

Ergebnisse als Warnsignal

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft warnte, dass die Resultate der Analyse durchaus aufhorchen lassen sollten: „Die Ergebnisse unserer Umfrage sind mehr als nur ein Warnsignal“, wird der Verbandsvorsitzende Markus Jerger entsprechend zitiert. Die Tatsache, dass hierzulande verwurzelte Firmen mit Geschäftsaufgabe oder dem Wegzug ins Ausland liebäugeln, könne „niemanden kaltlassen“.

Sie wollen immer über die neuesten Entwicklungen im Online-Handel informiert sein? Mit unseren Newslettern erhalten Sie die wichtigsten Top-News und spannende Hintergründe direkt in Ihr E-Mail-Postfach – Jetzt abonnieren!

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#21 JUS 2023-07-25 15:12
@ redaktion,

ich möchte jetzt gern wissen, was haben all diese Studien auf der Gesetzgebenden Seite bewirkt? Welches geplante Gesetzt wurde aufgrund einer einzigen Studie des Händlerbunds korrigiert?

Antwort - keines.

Es interessiert sich in Berlin, Brüssel kein Mensch für uns! So siehts doch einfach mal aus. Und wenn dann "Spinner" sagen, jeder Händler soll doch einen Onlineshop aufmachen, dann fasse ich mich nur noch an den Kopf. Da sieht man wie niveaulos diese Leute sind, von nichts eine Ahnung und dann derartigen Mist labbern.
Ich habe es denen mal vorgerechnet, Antwort - keine!

Fragen , nein danke.

Ich habe mit Deutschland abgeschlossen.


Schönen Tag weiterhin.
Zitieren
#20 Birgit 2023-07-24 11:44
@Bis

Bezügl. "An dieser Stelle erzielen wir sicher auch Konsens, der Onlinehandel ist aufgrund der Corona stark überhitzt, weil jeder glaubte, da werde ich jetzt reich"

Bitte vergiss nicht, dass es sich meist um die "gebeutelten" stationären Unternehmen handelte, die ihr Geschäft während der Pandemie schliessen mussten, ihre laufenden Kosten aber trotzdem decken mussten... diese dürften längst wieder offline aktiv sein.


Was den Influenza Teenager Youtubestudium "wie-werde-ich- Millionär-mit-O nlineverkäufen" Kram angeht, geb ich dir allerdings recht. Diese Leute hatten schon vorher keine Chance. Onlineverkäufe basieren auf Überzeugung und Herzblut, nicht auf Werbeklicks von "Youtubeclowns" .

Was ich unheimlich schade finde ist, dass Kleinuntenehmen , Soloselbstständ ige und Kleingewerbe nirgendwo Infos und Hilfe bekommen, was überhaupt gefordert wird und warum - diverse "Vorgaben" sind Nonsens, haben keinen Mehrwert und die Produkte werden auch nicht qualitativ besser.
"Institutionen" wie Anwälte, IHK (komplett nutzlos wie GEZ), oder gar der Händlerbund bieten keine Hilfe an, und wenn dann nur hochkostenpflic htig und/oder mit viel Aufwand verbunden.
Eine Garantie hat man auch nicht, dass man seine Produkte anbieten kann.

Ich gehe davon aus, dass der komplette Onlinehandel die nächsten Jahre sehr ausgedünnt, also unattraktiv und verzichtbar wird. Das ist er nämlich jetzt schon, bis auf die wöchentlichen Lebensmittelein käufe.

Die Zukunft des Handels könnte Trödelmärkte oder Darknet mit seriösen Produkten sein...mal schauen, wo es den "Dau" hinzieht
Zitieren
#19 Juwi 2023-07-23 16:28
Einfach war es noch nie, aber zur Zeit ist vieles schon eine Katastrophe, wie in D mit kleinen(Online- )Händlern umgegangen wird. Mittlerweile haben die Endverbraucher gerade im Onlinehandel zu viele Rechte, bei Ebay und Amazon sind diese nochmals verschärft, da dort Rückgaben automatisch akzeptiert werden, da bekommt man ein kaputtes Teil zurück, Kunde meldet lediglich gefällt nicht und schon bleibst du wieder auf den Kosten/Ärger sitzen. Als kleine Firma beschäftigt man 8 Mitarbeiter, und immer wieder wird irgendwas konstruiert um einem das Leben schwer zu machen bzw. doch noch etwas mehr Bürokratie jedem abzuverlangen, Arbeitszeiterfa ssung, WEEE, one-stop-shop, Verpackungslize nsierung und LUCID ... Bei ebay (jetzt nur noch) Kleinanzeigen tummeln sich die Wohnzimmerhändl er als Privatverkäufer , nix passiert. Wir führen unsere Steuern ab und leisten uns noch den Steuerberater, dass die natürlich auch regelnmäßig die Preise anpassen versteht sich von selbst. Im EU Vergleich freuen sich viele EU Händler über Vorgaben die in deren Länder nicht umgesetzt werden müssen bzw. es wird dort nicht kontrolliert.
Zitieren
#18 JUS 2023-07-23 10:31
Ich muss hier doch noch mal was schreiben.

Vor geraumer Zeit hatte ich potentielle Käufer für meinen Shop zu Gast.
Kaffee ja gern, aber nur mit Sojamilch!
Da war ich schon mal bedient.
Dann habe ich über die Firma gesprochen, 250 Paletten/Jahr, 4000 Pakete/Jahr und monatlich ca. 270 Stunden. Widerrufrecht in Höhe von 80 TD€.
Zu allem kam die stereotype Antwort, so viel? (stimmt - arbeiten ist doof)
Onlinehandel bedeutet nicht, die gebratenen Tauben vom Himmel zu nehmen!

Ich bin der festen Überzeugung, es findet jetzt eine Bereinigung des Marktes statt.
Es ist schlimm für den einzelnen, aber notwendig für die Branche. Schaut doch bitte mal die Definition Mittelstand an, Mittelstand bedeutet ca. 250 Beschäftigte und bis zu 50 Mill. € Umsatz.
Wer von uns erfüllt dieses Kriterium, wir sind Klein bzw. Kleinstunternehmer.
Liebe Kollegen, und wer da mit 500 TD€ um die Ecke kommt, der wird es unter Umständen nicht schaffen.

An dieser Stelle erzielen wir sicher auch Konsens, der Onlinehandel ist aufgrund der Corona stark überhitzt, weil jeder glaubte, da werde ich jetzt reich. Das sich die Rahmenbedingune gn derart drastisch verändern, damit konnte keiner rechnen. Diese Influ, getiketoke, fatze, twittser und was da noch so rumdöddelt, das wird platzen wie eine Seifenblase.

Daher nochmal, es ist schlimm und traurig für jeden der aufgibt, aber der Umsatz ist nicht weg, er trägt an anderer Stelle dazu bei, dass ein Wettbewerber überleben kann.

Ich wünsche allen eine gute Zeit.
Zitieren
#17 Sascha 2023-07-22 20:13
Ich habe seit 14 Jahren einen Online Handel Hauptsächlich über eBay und es macht einfach keinen Spaß mehr. Immer mehr Abgaben, Gebühren oder sonst einer der um die Ecke kommt und die Hand aufhält. Es lässt einen einfach nicht mehr in Ruhe schlafen, da man nicht weiß wehr Morgen um die Ecke kommt. Dann die leider ach so schlauen Kunden welche angeblich genau Wissen was Sie da kaufen und am Ende dann doch zurück senden, ist doch nicht so schlimm oder damit muss man halt rechnen wenn man einen Online Handel hat muss man sich dann anhören.
Ich werde zum Ende des Jahres schweren Herzens aufhören, da ich ansonsten Körperlich wie Seelisch daran kaputt gehe. Danke dafür, das man sich hier den Ars.. aufreißt und auch noch platt gemacht wird.
Zitieren
#16 Birgit 2023-07-22 14:07
Was heißt "eine Geschäftsaufgab e wird in Erwägung gezogen".

Es bleibt ihm (*dem Mittelstand inkl kleine Betriebe) nichts anderes übrig, müsste der Satz heißen ;)
Stichwort : Totbürokratiesi erung.


Die EU betreibt in meinen Augen sogar mutwillig Sabotage an der eigenen Wirtschaft.

Nächstes Jahr rollen Köpfe im Handel, bin 2024 gespannt ob die europäische Börse crasht.
Zitieren
#15 chris 2023-07-22 12:44
Seit 20 Jahren bin ich im Online Geschäft und seit 2 Jahren Voll-Selbständi g. Leider ist das auch bei mir so, dass immer mehr Hürden zu überwinden sind. Angefangen von Abmahn Kanzleien über Vorschriften bzgl. Mindestlohn und Ärger mit der Post. Seit Jahren bekomme ich nur noch unregelmäßig Post. Alle Beschwerde bringen nichts. Finanzamt, Gemeinde und anderen Ämtern lassen das Eiskalt. Merke, das ich Post bekommen hätte immer nur dann, wenn der Gerichtsvollzie her oder der Vollstreckungsb eamte vor der Tür steht. Zudem das Internet das nicht richtig funktioniert. Das ist das heutige Deutschland. Mit 55 Jahren werde ich mich nicht wieder unterordnen und mich von Kollegen mobben lassen. Garantiert.

Ich bin auch überzeugt, dass die Regierung das so plant, uns klein und mittelständisch e Unternehmen kaputt zu machen.
Zitieren
#14 JUS 2023-07-22 11:40
Guten Morgen,

ich bin regelrecht erschüttert, ob des Mitleids was mich befällt.
Wir sind doch alle mit für diese Entwicklung verantwortlich, wann haben wir den Politikern in den Popo getreten? Wann haben sie den Abgordneten vor Ort auf die Finger gehauen, wann???

Wann habt ihr den Händlerbund gefragt, was leistet du für uns, ausser Geld kassieren?
Was hat der Händlerbund bisher in Berlin für den O-Handel gerockt?
Sorry, über was jammert ihr da jetzt?

Wir kaufen nur noch billig ein und suchen nach dem billigstem Lieferanten.
Ich habe mein A-Konto gelöscht und siehe da es geht tatsächlich ohne.
Das gleiche gilt für den trusted-Shop aus Köln, haben wir gekündigt. Einsparung jährlich ca. 4.000 €.
Auf dieses Siegel kann ich gern verzichten, die Käufe waren eh nur bis 100 € versichert.
Das gleiche gilt für diesen paypal Mist, jährlich fast 20.000 € Gebühren, damit der mündige Verbraucher schnell seine Ware bekommt. Aber solange der Verbraucher nicht begreift, dass er für dieses Land verantwortlich ist, so lange bleibt die Schei.. so wie es sich derzeit darstellt.
Und einen Satz noch, es ist unendlich traurig und schlimm, dass Geschäfte nach 10 und mehr Jahren schliessen, aber den Umsatz machen jetzt andere. Wir haben nie und werden nie mit diesen A, O, e arbeiten, ausbeuten lasse ich mich von diesen Geschäftemacher n nicht.

Aber glauben sie mir, was juckt es die Eiche, wenn sich eine Sau an ihr scheuert!
Wir könnten auch die Schweine tauschen, aber nicht die Tröge aus denen diese fressen.
Damit will ich sagen, es interessiert keinen Verantwortliche n ob hier oder da ein Onlinehandel zumacht.
Schauen sie sich doch die Leute an von denen wir regiert werden.
Ich sehe da keine Fachkompetenz, für mich sind das Schaumschläger, Phrasendrescher , Schönredner, Lobbyisten in Wartestellung.
Unsere derzeitige Bundesregierung nebst der EU vernichtet Deutschland als Industriestando rt. Das dürfen wir al Fakt hinnehmen.

Schönes Wochenende zusammen.
Jörg-Uwe

_________________________________________

Antwort der Redaktion

Hallo Jörg-Uwe,

wir möchten uns herzlich bei dir für deine offenen Worte bedanken. In den letzten 15 Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Online-Handel in der Politik und Gesetzgebung oft zu kurz kommt. Als Reaktion darauf haben wir bis heute mehr als 30 Studien zu unterschiedlich en Problemen der Branche durchgeführt. Unsere Erkenntnisse haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Gesetzgebung ständig an die Gegebenheiten im E-Commerce anzupassen.

Besonders beeindruckt hat uns die Innovationskraf t vieler Selbstständiger und Einzelkämpfer im Tagesgeschäft. Sie sind praktisch immer einen Schritt voraus und erwirtschaften Großes mit minimalen Ressourcen. Die rasante Entwicklung der Branche stellt die Politik vor die Herausforderung , diesem Tempo gerecht zu werden. Deshalb hat sich der Händlerbund zur Aufgabe gemacht, Unternehmen direkt mit Hilfestellungen zu unterstützen. Wir bieten unter anderem kostenfreie Ratgeber, Vorlagen und Weiterbildungen an, um die Branche in dieser herausfordernde n und schnellen Umgebung zu begleiten.

Wir verstehen, dass der E-Commerce außergewöhnlich schnell und dynamisch ist, und setzen uns dafür ein, dass Unternehmen erfolgreich darin agieren können.

Mit herzlichen Grüßen
dein Händlerbund-Tea m
Zitieren
#13 Andrea 2023-07-20 17:04
Ich habe meinen Online-Shop auch vorletztes Jahr zugemacht. Er war nur klein und ein Seitenverdienst , aber eben deshalb, wie andere hier auch schon schreiben, hat es sich nicht gerechnet. Die einzelnen Pakete zur Post/Hermes etc. bringen, das Packen und teilweise Retouren. Und die Dumpingpreise, die die Großen anbieten können, so viel unter UVP. Das können die nur machen, weil sie die Leute ausbeuten, die für sie arbeiten, weil sie Lobbyismus machen und Steuertricks haben, die wir Kleinen nicht kennen oder nicht anwenden können.
Ich kann auch wie viele hier nicht nachvollziehen, dass die Politik da mitmacht.
Im Hauptberuf bin ich auch selbstständig, aber nicht mit Online-Handel. Aber auch da wird es von Jahr zu Jahr nerviger. So viel Steuern, die abgehen und Aufwand den ich habe, um im rennen zu bleiben. Da bleibt unterm Strich immer weniger übrig.
Aktuell ist es Horror, alle fahren in Urlaub (was ich natürlich verstehen kann) und ich habe eine extreme Sommerflaute.
Wenn ich jünger wäre, würde ich mich nach einem schönen Angestelltenjob umsehen. In meinem Alter habe ich ehrlich gesagt, nicht mehr die Kraft und Motivation, mich da nochmal einzuarbeiten und unterzuordnen.
Aber mal sehen, wenn die Sommerflaute sich noch weiter in den Winter zieht, werde ich es trotzdem machen. Müssen.
Die Politik lässt den Mittelstand wirklich ausbluten. Dann sind wir noch mehr abhängig vom Ausland und den Megakonzernen. Schrecklich.
Zitieren
#12 Sascha 2023-07-18 19:49
Ich habe meinen Onlinehandel nach 11 Jahren im März aufgegeben und habe keinen einzigen Tag bereut. Jetzt bin ich angestellter und lebe viel viel ruhiger. Kann auch mal 2 Wochen am Stück Urlaub machen und habe jeden Tag wirklich Feierabend und schleppe die Arbeit nicht jeden Tag mit nach Hause weil man den Kopf nicht frei bekommet.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.