Kolumne: Wenn Apple den Schaden hat…

Veröffentlicht: 26.09.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 29.09.2014

Das Leben in der schimmernden und blinkenden Werbewelt ist kein Zuckerschlecken. Das wissen große, kapitalstarke Konzerne ebenso gut wie kleine Händler. Wenn nämlich Kunden nach dem Kauf eines Produktes wenig überzeugt oder gar enttäuscht sind, reift in einigen der Wunsch, die Hersteller – und manchmal auch die Händler – für das unschöne Shopping-Erlebnis bluten zu lassen. – Natürlich öffentlich und am liebsten verziert mit einem gewaltigen Shitstorm.

Als perfekter Austragungsort dieses Shitstorms eignen sich bekanntermaßen die sozialen Medien. Sie sind einfach zu bedienen, durch entsprechende Apps und mobile Varianten von überall nutzbar und die Nachrichten erreichen mit ihrer Hilfe die größtmögliche Verbreitung. Genau wie zahlreiche andere Unternehmen vor ihm, musste sich in den vergangenen Tagen Apple mit einer Sturmfront auseinandersetzung. Auslöser der Empörung ist das neue iPhone 6, das sich bereits unter geringer Kraftanwendung deutlich verbiegen soll. – Ein Skandal ist geboren, der mittlerweile weltweit diskutiert wird.

Im Stile großer Polit-Skandale betiteln einige Nutzer den Vorfall als „Bendgate-Affäre“. Unter dem Hashtag #bendgate, beziehungsweise #bentgate, finden sich auf Twitter aberhunderte Einträge, die über das Entsetzen solch gravierender Materialmängel berichten. Neben Ärger und Frustration finden sich jedoch auch viel Spott und Schadenfreude: Gerade weil Apple eine Marke ist, die zahlreiche unternehmenstreue „Jünger“ vorweisen kann, stürzen sich Kritiker nun auf das bendgate-Debakel wie die Motten aufs Licht.

Einige fordern die Umbenennung des Konzern in „banana“. Andere verlangen „auf Biegen und Brechen“ eine Aufklärung des Falls oder wollen Apple die Möglichkeit geben, die Sachen wieder „gerade zu biegen“. Witze und Spötteleien fluten Twitter, während sich andere Unternehmen das fremde Leid auf der Zunge zergehen lassen. Wie sich zeigt, sind auch Elektronik-fremde Firmen dem bendgate-Fieber verfallen und lassen die Möglichkeit nicht ungenutzt, sich endlich mal wieder richtig über einen anderen Marktteilnehmer zu echauffieren.

Im Folgenden einige Beispiele:

LG betont, dass das hauseigene Smartphone „flexibel“ reagiert – aber (im Gegensatz zu Apple) mit Absicht:

 

Ritter Sport verweist darauf, dass es sich nicht “verbiegen” lässt:

 

Und Pringles zeigt, dass eine “Biegung” auch lecker sein kann:

Aus Marketing-Sicht ist die Nutzung einer solchen Steilvorlage ein Glücksgriff: Es zeigt, dass das eigene Unternehmen “up to date” ist und schnell auf aktuelle Geschehnisse auf dem Markt reagieren kann. Darüber hinaus kann das Debakel eines Konkurrenten dabei helfen, das eigene Unternehmen in einem besseren Licht dastehen zu lassen. Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass Häme und Schadenfreude (zumindest bis zu einem gewissen Grad) Freude bereiten – egal ob in einem kleinen oder einem größeren Format. – Zumindest solange, bis man selbst betroffen ist. Dann wiederum heißt es:

Wer der Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

 

Kommentare  

#1 ingo 2014-09-27 22:23
sehr geiler beitrag. ich hab soooo herzlich gelacht.
danke...
wer den schaden hat muss sich um spott nicht sorgen....
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