Der frühe Vogel

Wirecard zweifelt Existenz von fehlenden zwei Milliarden Euro an

Veröffentlicht: 22.06.2020 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.06.2020
Wirecard-Zentrale

Bei Wirecard haben sich Ende letzter Woche die Ereignisse überschlagen: Nachdem das Unternehmen die ausstehende Bilanzvorlage erneut verschoben hatte und bekannt wurde, dass Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro fehlt, trat der Vorstandsvorsitzende Markus Braun mit sofortiger Wirkung zurück. Wirecard vermutet, Opfer eines großen Betrugs geworden zu sein (wir berichteten). 

Wie der Wirecard-Vorstand mittlerweile eingeräumt hat, gehe man davon aus, dass die Konten mit den 1,9 Milliarden Euro „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen“, heißt es laut FAZ in einer Mitteilung, die in der Nacht auf Montag veröffentlicht wurde. Bisher war Wirecard davon ausgegangen, dass diese Treuhandkonten existieren und hatte sie in der Bilanz als Aktivposten ausgewiesen. 

Dieses Eingeständnis hat enorme Auswirkungen auf die Geschäftszahlen des Unternehmens. Wirecard ziehe die Einschätzung des vorläufigen Ergebnisses des Geschäftsjahres 2019, des vorläufigen Ergebnisses des ersten Quartals 2020, der Ebitda-Prognose für 2020 und der Vision 2025 zu Transaktionsvolumen, Umsatz und Ebitda zurück. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich die neue Erkenntnis auch auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre auswirken.

Der Trubel um den Finanzdienstleister drückt auch die Kreditwürdigkeit: Wie die WirtschatfsWoche berichtet, hat die Ratingagentur Moody’s Wirecard gleich um sechs Stufen herabgesetzt. Das Unternehmen hat laut Moody’s nun ein „hohes Kreditrisiko“ auf der untersten Stufe der Kategorie. Sollte Wirecard nochmals herabgestuft werden, würde das bereits ein „sehr hohes Risiko“ bedeuten – und die Ratingagentur habe bereits angedeutet, Wirecard weiterhin zu prüfen.

The North Face will nicht mehr auf Facebook werben

Die Outdoor-Marke The North Face boykottiert Facebook und will vorerst keine Werbung mehr auf der Plattform schalten. Wie Heise berichtet, reagiert das Unternehmen damit auf den umstrittenen Umgang der Plattform mit rassistischen, hetzerischen und manipulativen Inhalten. Eine US-Bürgerrechtsorganisation hatte Unternehmen unter dem Motto „StopHateforProfit“ zum Boykott von Facebook aufgerufen.

Sollten sich noch mehr Unternehmen der Aktion anschließen, könnte der Druck auf Facebook wachsen. Doch bislang erhält der Aufruf, der bereits vergangenen Mittwoch veröffentlicht wurde, offenbar wenig Zulauf. 

Daimler AG will offenbar Stellen in der IT streichen

Die Daimler AG will offenbar wegen der Coronakrise seinen Sparkurs verschärfen und in der IT den Rotstift ansetzen. 2.000 Stellen wolle der Autobauer in diesem Bereich streichen, heißt es beim Manager Magazin. Das gehe aus einem Brandbrief des Betriebsrats hervor, der dem Magazin vorliege. Der Betriebsrat warne demnach davor, dass es „weitere Überlegungen zur Änderung der Organisationsstruktur bei Daimler“ gebe, „mit Folgen für die Belegschaft“.

Daimler hatte erst vor einem halben Jahr angekündigt, bis zu 15.000 der weltweit 300.000 Stellen abbauen zu wollen. Von den neuen Einschnitten sollen 900 Stellen in Deutschland betroffen sein. Der Nutzen dieser Maßnahme sei dem Betriebsrat zufolge allerdings „fragwürdig“.

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.