„Tyrann für kleine Händler“: Immer mehr Verkäufer sagen sich von Amazon los

Veröffentlicht: 04.09.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 04.09.2018

Amazon scheint für kleine Händler immer mehr seinen Glanz zu verlieren. Die strikten Regelungen und Accountsperrungen veranlassen Online-Händler aktuell immer mehr, sich vom Marketplace zurückzuziehen und auf andere Plattformen zu setzen.

© di Bronzino – Shutterstock.com / Tina Plewinski

Der Verkauf auf dem Amazon Marketplace ist besonders für kleinere Händler stets ein zweischneidiges Schwert: Zum einen bietet die Plattform eine enorme Reichweite an, die man sich eigentlich kaum entgehen lassen kann. Zum anderen legt der Konzern seinen Verkäufern so strikte Regelungen auf, dass die Drohung einer Accountsperre jederzeit wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Händler schwebt. Digiday hat nun mit einigen Online-Händlern gesprochen, die ihr Glück künftig auf alternativen Plattformen wie Walmart, Ebay oder Etsy suchen werden.

Amazon hat sich zum „Halsabschneider“ entwickelt

„Amazon, nur auf Kunden fixiert, ist unter den kleinen Unternehmen inzwischen als Tyrann bekannt“, wird ein Händler bei Digiday zitiert. Er verkauft seit drei Jahren über den Marktplatz, möchte nun aber sein Geschäft auf Walmart ausweiten. Sowohl er als auch alle anderen Verkäufer wollten sich nur anonym über die Praktiken von Amazon äußern, aus Angst vor negativen Konsequenzen. Ein Unternehmer bezeichnet den US-Konzern sogar als „Halsabschneider“, der „jeden jagt, der etwas Schlechtes sagt“.

Eine vor kurzem veröffentlichte Studie von Feedvisor zeigt außerdem, das von 1.200 befragten Händlern 36 Prozent auf Walmart verkaufen wollen, 27 Prozent auf Ebay und 26 Prozent Shopify als neue Verkaufsplattform auserkoren haben. Besonders die hohen Marketplace-Gebühren sowie die zusätzliche Konkurrenz durch den US-Konzern selber, sind die Hauptgründe, warum sich kleinere Händler von Amazon lossagen.

Unfaire Accountsperrungen und schlechte Kommunikation

Dass es beim kleinsten Verstoß gegen die strikten Regelungen vermeintlich fast sofort zur Suspendierung kommt, kritisieren die befragten Händler ebenso scharf, wie die ungenügende Kommunikation. „Ich habe nur eine generische E-Mail bekommen, in der es hieß ‚Wir haben deinen Account gesperrt‘“, heißt es auf Digiday weiter. Um die abwanderungswilligen Händler bemühen sich inzwischen verstärkt auch andere Plattformen wie Walmart und Ebay. So hat Ebay beispielsweise sein Trainingsprogramm für kleine Händler ausgeweitet.

Trotz der stetigen Kritik kann Amazon mit seinem Marktplatz nach wie vor große Erfolge erzielen. Ein Blick auf die Online-Handelssparte beweist, dass die Händlerumsätze des Marktplatzes in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Wachstum hingelegt und den Eigenhandel von Amazon längst überholt haben.

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