McDonald's-Betreiberin

Verfassungsbeschwerde gegen Tübinger Verpackungssteuer eingelegt

Veröffentlicht: 11.09.2023 | Geschrieben von: Julia Petronis | Letzte Aktualisierung: 11.09.2023
McDonalds-Verpackungen

Dass die 2022 in Tübingen eingeführte Verpackungssteuer für Einwegverpackungen bei Take-away-Gerichten und -Getränken im Wesentlichen rechtmäßig ist, hat das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) bereits im Mai entschieden (wir berichteten). Doch mit diesem Urteil will sich eine örtliche Betreiberin einer McDonald's-Filiale nicht zufriedengeben und hat nun, wie kurz nach der Entscheidung des BVerwG angekündigt, Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Karlsruhe eingelegt.  

Rechtsstreit geht vor BVerfG weiter

Die Stadt Tübingen darf eine Steuer auf Einwegverpackungen bei den Verkäufern von Speisen und Getränken erheben – so entschied das BVerwG (Urteil vom 24. Mai 2023, Az. 9 CN 1.22). Die Universitätsstadt versucht über die Erhebung der Steuer die Verunreinigung des Stadtbilds durch weggeworfene Verpackungen zu verringern. 

Das schmeckte der Betreiberin einer McDonald's-Filiale so gar nicht, weshalb sie die kommunale Entscheidung nicht hinnehmen wollte. Die Klage der Fast-Food-Kette vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg war zunächst erfolgreich: Die Satzung wurde für insgesamt unwirksam erklärt. Doch dagegen setzte sich wiederum die Stadt Tübingen mit der Revision zum BVerwG zur Wehr – und bekam Recht. 

Nun geht der Rechtsstreit in die nächste Runde: Das BVerfG soll die Rechtmäßigkeit der Satzung prüfen. Ein Sprecher des Gerichts bestätigte bereits, nach Angaben des Spiegels, den Eingang der Verfassungsbeschwerde der Franchise-Nehmerin aus Tübingen. 

McDonald's hält einheitliche Lösung für erforderlich

Der Fast-Food-Konzern McDonald's wolle die Franchise-Nehmerin aus Tübingen weiter unterstützen: „Der Grund dafür ist, dass wir nach wie vor davon überzeugt sind, dass es in dieser Fragestellung einer bundesweiten und -einheitlichen Lösung bedarf. Insellösungen wie in Tübingen sind insbesondere für landesweit tätige Unternehmen nicht darstellbar.” So würde eine bundesweite Lösung nicht nur Planungssicherheit für die etwa 200 mittelständischen Franchise-Nehmer:innen bieten, sondern auch Innovationen rund um nachhaltigere Verpackungen besser gefördert werden. 

Wie die Stadt Tübingen mitteilt, hat die Verfassungsbeschwerde derzeit keine Auswirkungen auf die Gültigkeit der Verpackungssteuer: „Sie wird erhoben gemäß den Anpassungen des Bundesverwaltungsgerichts”, so eine Sprecherin der Stadt. Für Einwegverpackungen und Einweggeschirr werden demnach 50 Cent und für Einwegbesteck und Hilfsmittel wie Strohhalme werden 20 Cent fällig. Die zuvor eingeführte Obergrenze von 1,50 Euro pro Einzelmahlzeit hatte das BVerwG bereits kassiert. 

DUH fordert bundesweite Abgabe

Nach Auffassung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wolle der Fast-Food-Konzern mit der Verfassungsbeschwerde „mit allen Mitteln mutige Kommunalpolitik verhindern”, anstatt „Einweg endlich aus seinen Filialen zu verbannen”. Darüber hinaus fordert die DUH in einer Pressemitteilung alle Kommunen dazu auf, sich dem Tübinger-Modell anzuschließen und Bundesumweltministerin Steffi Lemke solle eine bundesweite Abgabe von mindestens 20 Cent für unnötiges Einweggeschirr einführen, um dieses finanziell unattraktiv zu machen. 

Über die Autorin

Julia Petronis
Julia Petronis Expertin für: IT- und Medien-Recht

Julia ist seit April 2021 als juristische Redakteurin bei uns tätig. Während ihres Studiums der Rechtswissenschaften in Leipzig konzentrierte sie sich vor allem auf das Medien- und IT-Recht, sowie das Wettbewerbs- und Urheberrecht – und kann dieses Wissen heute auch „in der echten Welt“ einsetzen.

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Kommentare  

#12 Drago 2023-09-14 09:16
Zu Tobias:
ja klar, was ist bei Politikern und Juristen schon logisch und lauter. Die ersteren sind zu Anfang ihres "Dienst-Fürs-Vo lk-Antritts" zumeist vollkommen resortfremd (oft auch darüberhinaus) und die zweiten sind durch ihr Studium mit einer eigenen sehr abstrusen Logik beaufschlagt worden, die mit der wirklichen Welt nur noch wenig zu tun hat.
ABER:
auch jede Holzgabel und jeder Pappbecher ist, wenn sie weggeworfen werden halt vollkommen unnötig gestorben. Die Bundeswehr z.B. oder du zu Hause hast ja auch eins Esssbesteck. Man könnte es ja einfach mitnehmen und ebenso eine "Bowl" .... Und dann inne Plastiktüte verpackt, womit man dann danach das Innere der Tasche dann nicht besabbert ist. Also müsste man eher den Boris Palmer oder sonstige Politiker mal auffordern die Gesetze so zu ändern, dass ich im MC... dann meine Bowl auch rausholen darf und die ihren Pums darin drapieren müssten. So sollte es unaufgefordert der Politker tun.
Aber dann gäbe es ja wieder viele, die das ablehnen würden und die Politiker an die Wand nageln würden. Incl. der "freien Presse".
Möglichkeiten gibt es genug. Den Leuten im Westen geht es einfach zu gut. Das ist es. Und Diskussionen wie hier zeigen die Perversität und die Engstirnigkeit der Pfründe die man sich geschaffen hat.
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#11 brrrrr 2023-09-14 01:02
da kommt mir doch mal ein Experiment in den Sinn :
Jeder Käufer, der sich über unnötige Verpackung ärgert oder diese absolut nicht mitnehmen will,
lässt das Material einfach in seinem Einkaufswagen zurück.
Bei leeren Flaschen, zumindest den Pfandflaschen, sind wir doch auch schon ein Stück weiter gekommen.
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#10 Tobias 2023-09-13 20:03
Für mich ist die Verpackungssteu er von Tübingen gerade auf voll biologisch abbaubare Verpackungen völlig unverständlich, da mit dieser Verpackungssteu er nun bis zu 3 x Müllentsorgung bezahlt wird.
Der Hersteller zahlt eine Entsorgungsgebü hr z. B. beim grünen Punkt, der Verbraucher sprich Kunde zahlt wenn er die Verpackung zuhause in den Müll wirft (z.B. Pizzakarton) und die Gastronomie von Tübingen zahlt an die Stadt Tübingen. Und das auch für innovative zu 100% biologisch abbaubare Verpackungen sowie auch für Holzbesteck.

Über diese Gebühren spricht leider keiner und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies gesetzlich zulässig sein kann bis zu drei mal für eine Müllentsorgung zu zahlen. Andere Ansätze z. B. in Supermärkten die sehr viel Plastikverpacku ngen verwenden wären hier zur Müllvermeidung sinnvoller anstatt für Papierverpackun ge und biologisch abbaubare Verpackungen bis zu drei mal Gebühren zu verlangen.
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#9 Drago 2023-09-13 19:16
Anja....!!!!! Also so geht es ja nicht. Mal schön auf dem Teppich bleiben und bei der Realität.

.... Handy, computer, tablet, e-scooter, e-bikes und e-autos .....

Das ist alles kein unnötiger Verpackungsmüll . Wenn du das alles wegnimmst, dann noch die Reihe weiter spinnst, wie all die Spinner im Moment, die nach der Springerpresse und der tumben Masse ihre Meinung ausrichten auf Wärmepumpe, sog. Klimaschutz usw. dann kannst du die 8 Milliarden Menschen also allesamt mit Holz wärmen und denen Speisen kochen, die Krankenhäuser nicht mehr betreiben usw.???? Was ollen denn solche unqualifizierte n Ausbrüche.

Man kann wütend sein, ja, aber nur mit Grund.

Und E-Auto ist mittlerweile nach Jahren der stumpfsinnigen Lobbyarbeit der ehemals führenden deutschen Automobilindust rie doch nun nahezu so weit entwickelt (innerhalb weniger Jahre), dass alle Argumente dagegen nun todgeschlagen sind.

Nur noch Menschen die glauben, dass Wasser ein Gedächnis hat und an allen Quatsch von Scharlatanen glauben, wollen ernsthaft Handy, Tablet usw. abschaffen. Also ab auf die Bäume und massenhaft sterben?

Es geht erstmal um drastische Müllreduzierung und ein anderes Benimm. Weg von Mimikri und Floskel hin zu sinnhaften Inhalten in der Kommunikation.

Diese Distanz der Menschen untereinander und der Ekel voreinander ist typisch westlich. Verpackung wird ja nicht ohne Grund angebracht.
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#8 anja 2023-09-13 17:46
dann sollte man aber auch einführen, daß unnötige verpackungen bei lebensmitteln, drogerieartikel und bei märkten wie TEDI endlich mal verboten werden !! da sind artikel und lebensmittel zigfach mit kunststoff, folien, hochglanzkarton agen und und und ............ verpackt. was ist DAMIT eigentlch ?!?? oder wie ist das mit der einführung von einwegartikeln bei flügen ?!?? früher war das normales geschitt und besteck. aber srit ca. 3 jahrzehnten: plastik, plastik, plastik !!! zund dann der ganze kunststoffmaske nmüll der letzten 3 jahre !!!! wie ist da eigentlich mit der entsorgung ?!? diese siffigenb dinger sind überall herumgeflogen !! oder all die leeren spritzen, handschuhe etc. in hunderte millionen stückzahlen !! was ist DAMIT ?? kein wort davon !! früher wurde kaputtes repariert, genäht, gestopft ..... stofftaschen verwendet, umweltschädlich e computer, handys etc. gab es noch nicht, vieles wurd auf altem gebaut oder restauriert ..... das problem ist doch, daß man sich jetzt auf dinge konzentriert, die jahrzehnte niemanden interessiert hat, während die jungen leute iin einer wegwerfgesellsc haft großwurden und darauf getrimmnt wurden. so fällt es den heutigen "umwelt- und klimatschützern " nicht mal mehr auf, wieviel in welchem umfang sie aktiv täglich zerstören, während sie irgendwo fadenscheinig ein fitzelchen "retten" wollen. dann verabschiedet euch als erstes von handy, computer, tablet, ständuig neuen klamotten, e-scooter, e-bikes und e-autos und überlaegt mal, was wirklich die umwelt schont und nicht nur gerademal werbewirksam ist !!
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#7 Drago 2023-09-13 15:21
Und Müllvermeidung spart Rohstoffe. Aus dem Holz kann man besser andere Dinge machen.
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#6 Drago 2023-09-13 15:20
Entsorgung ist blöde. Wohin damit. Müll vermeiden ist besser.
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#5 Drago 2023-09-13 15:19
Ja bin ich auch für. Verdammte Wegwerfklamotte n. Würde man zu Hause ja auch nicht machen. Was ich so alles an Verpackungsmüll den ganzen Tag zu Hause in den Mülleimer werfe ist einfach krank. Es geht halt auch anders.
Aber Flupper und LockAroundTheCl ock sind ja auch keine ideale Lösung. Diese Dosen verlieren den Deckel oder du hast nur den Deckel und alles in verschiedenen Grössen und alles sündhaft teuer und du hast die Schränke voll mit dem Mist, alles purzelt herum, dann hat irgend ein Schwachkopf dann noch die total unpraktischen raumzehrenden runden Dosen auf den Markt gebracht.
Ich hab mir jetzt im blau-gelbe Grossmarkt 25 x 0,5l PE Bembel für 17 Euro gekauft. Die sind extremst klein stapelbar und alle haben den gleichen Deckel. Also auch hier nun optimale Verpackungslösu ng.
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#4 Felix Kornack 2023-09-13 14:12
Das Mc Donalds keine Änderung an seiner Verpackung vornehmen kann, wenn nur ein oder zwei Filialen betroffen sind ist klar. Das Mc Donalds aber nach einer einheitlichen Lösung verlangt ist interessant. Für mich heißt dass, das Management von McD. hat schon eine Mehrweglösung in der Schublade, wird diese aber nur umsetzten wenn es es Druck von der Politik bekommt. - Alles andere wäre vor den Aktionären auch unentschuldbar, denn dadurch entstehen nicht unerhebliche Mehrkosten.

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Antwort der Redaktion

Hallo,

diese Annahme ist sehr naheliegend: In Frankreich sind Restaurants mit mehr als 20 Sitzplätzen schon dazu verpflichtet, wieder verwendbares Geschirr anzubieten. Bereits seit Ende 2022 verwendet McDonalds in Frankreich Mehrweglösungen . Man sieht also: Es geht.

Mit den besten Grüßen
die Redaktion
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#3 Angelika Mocciaro 2023-09-12 17:59
Alle Städte und Gemeinden sollten sich unverzüglich der mutigen Entscheidung der Universitätssta dt Tübingen anschließen und sich sofort an die Arbeit machen eine entsprechende Satzung zu erlass.
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