Fakeshop-Finder

Verbraucherzentrale startet Fakeshop-Finder – wir haben ihn getestet

Veröffentlicht: 05.08.2022 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 08.08.2022
Frau mit Kreditkarte und Smartphone

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat ein Tool zur Prüfung von Online-Shops entwickelt. Wie es in der Ankündigung heißt, untersucht der „Fakeshop-Finder“ Websites anhand entscheidender Erkennungsmerkmale und gibt Nutzern eine Bewertung im Ampelsystem. Das auf einer künstlichen Intelligenz (KI) basierende System wurde von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit 250.000 Euro unterstützt.

Wir haben den Fakeshop-Finder getestet. Das Ergebnis: Es gibt noch Ungenauigkeiten in der Bewertungen von Shops, die dazu führen, dass auch eindeutig seriöse Shops in Fakeshop-Verdacht geraten.

So geht der Fakeshop-Finder vor

Das unter www.fakeshop-finder.nrw auffindbare Tool steht allen Internetnutzern kostenfrei zur Verfügung. Vor dem Kauf in einem bisher unbekannten Shop kann man dessen URL auf der Seite eingeben. Dann ermittelt eine KI binnen weniger Sekunden, ob eine Liste an Merkmalen auf den Shop zutrifft und gibt dann eine Einschätzung ab.

Geprüft wird dabei zunächst, ob die eingegebene Domäne bereits in einer Datenbank für unseriöse Anbieter gelistet ist. Trifft dies nicht zu, untersucht die KI in einem weiteren Schritt, ob Impressum und Umsatzsteuer-ID vorhanden sind und ob es sprachliche Ungereimtheiten gibt. 

Je nach Ergebnis der Abfrage entwarnt eine grüne Ampel, sofern alles sicher ist, oder warnt eine rote Ampel, wenn es sich um einen Fake-Shop handelt. Sollte die KI jedoch uneindeutige Hinweise entdeckt haben, erscheint eine gelbe Ampel. Im Text darunter wird dabei erläutert, was hier eventuell nicht stimmt. Kundinnen und Kunden sollen so eigenständig eine differenzierte Entscheidung zum Kauf treffen können.

Keine bösen Überraschungen beim Online-Einkauf

Nachdem sich die Zahl der gemeldeten Fakeshops zwischen 2020 und 2021 verdreifacht habe, will die Verbraucherschutzzentrale eine Lösung zur Sicherheit bieten. Umgesetzt wurde das Projekt durch das Konstanzer IT-Unternehmen mindUp Web + Intelligence GmbH. Die Arbeit wurde dabei durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutzes NRW mit einer Summe von 250.000 Euro gefördert.

„Der Fakeshop-Finder der Verbraucherzentrale NRW kann entscheidend dazu beitragen, dass es beim Einkauf im Internet keine bösen Überraschungen gibt. Das fördern wir gerne“, kommentiert Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die Ankündigung. 

Der Fakeshop-Finder im Test

Die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen schreitet zwar immer weiter voran, doch ganz ausgereift sind diese oft noch nicht. So zeigt ein stichprobenhafter Test einiger großer und seriöser deutscher Online-Shops, dass die beim Fakeshop-Finder eingesetzte KI auch ihre Grenzen kennt. 

Screenshot von www.fakeshop-finder.nrw, 05.08.2022

Wir haben 20 uns bekannte und seriöse Online-Shops getestet. Das Ergebnis: 7 von 20 Shops erhielten eine gelbe Ampel. So wurde in vielen Fällen vermeintlich kein Impressum gefunden – welches aber einwandfrei im Fußbereich der jeweiligen Shops verlinkt war. Der Fakeshop-Finder kommentiert die Ampelfarbe jedoch mit dem Vermerk „Die Domäne besteht aber schon längere Zeit, damit ist ein Fakeshop eher unwahrscheinlich“.

Auf Anfrage gab ein Sprecher der Verbraucherzentrale an, dass es unter anderem dann zu unklaren Ergebnissen kommen kann, wenn die Betreiber „die entsprechenden Seiten für automatisierte Abfragen gesperrt haben oder auch, wenn die Adressdaten beispielsweise per Javascript erst nach dem eigentlichen Ladevorgang der Seite nachgeladen werden.“ 

Dennoch könnten Kundinnen und Kunden hier bereits durch die gelbe Ampel abgeschreckt werden, was zu Umsatzeinbußen bei den betreffenden Shops führen könnte. Die Idee des Fakeshop-Finder ist also definitiv löblich, aber leider noch nicht ganz ausgereift. Immerhin: Der Fakeshop-Finder erkannte einen bekannten Fakeshop, den wir zum Test in die Suchmaske eingegeben haben, direkt und wies ihn als Fakeshop aus. 

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