Kolumne „Pech gehabt“

Die Corona-Eindämmung ist wichtiger als euer Weihnachtsmarkt

Veröffentlicht: 28.10.2020 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 28.10.2020

Als Angela Merkel vor ein paar Wochen auch für die ganz Lernresistenten ihre Modellrechnung vorrechnete, dass wir bis Weihnachten bei 19.200 täglichen Ansteckungen sein könnten, wurde sie von einem beängstigend lauten Teil der Gesellschaft naserümpfend (über der Maske natürlich) ignoriert. Als Karl Lauterbach von der SPD am 21. September (vor fünf Wochen!) im ARD-Talk „Hart aber fair“ mahnte, dass wir richtig aufpassen müssen, damit die zweite Welle nicht schlimmer wird als die erste, durfte er sich von – freundlich ausgedrückt – Leuten, die eher nicht vom Fach sind, Panikmache vorwerfen lassen.

Knapp 15.000 Neuinfektion mit Covid-19 meldet das RKI heute, am Mittwoch, den 28. Oktober.

Bei wirklich jedem Einkauf trifft man Dieter und Brigitte mit Maske auf halb 8. Irgendwelche „wichtigen“ Vertreter aus so ziemlich allen Branchen beklagen sich täglich über die fiesen Maßnahmen des Bundes (lies: verhalten sich wie Kleinkinder, die nicht ins Bett wollen). Ein Nachbar, der kürzlich positiv getestet wurde (und sich in häuslicher Quarantäne befindet!), fragte in die WhatsApp-Gruppe, wer denn ein Problem damit hätte, wenn man sich mal zufällig im Hausflur trifft! Ernsthaft!

Stellt euch nicht so an!

Ganz ehrlich? Ich habe keinen Bock und keine Geduld mehr. Auf Menschen, die sich als Opfer gerieren, weil sie mal für zehn Minuten eine dämliche Maske aufsetzen sollen. Auf Querdenker, die unter ihren Aluhüten von Chips im Körper, unterirdischen Bunkern und Meinungsdiktaturen faseln. Auf Durchblicker, die meinen, noch nie hätte eine Generation eine derart schwere Krise durchmachen müssen.

Ihr müsst zu Hause hocken und Netflix gucken, ihr werdet's überleben. Ihr werdet auch überleben, ein Jahr in eurem Leben mal nicht auf dem Weihnachtsmarkt überteuerten, vollgezuckerten Glühwein zu klingeln und Bastelramsch für die Nichte zu kaufen, die sich „total über diese tollen gestrickten Handschuhe“ freut. Der Deutsche an sich ist angeblich so resilient und so diszipliniert und so vorbildlich, wenn er durch harte Zeiten muss. Vielleicht wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt, das auch mal zu zeigen und nicht ständig rumzuquengeln wie ein müdes Kleinkind.

Wichtig ist wichtig ist wichtig

Ja, hier bei OHN geht es in allererster Linie um den Online-Handel, um Digitalisierung und um das liebe Recht. Aber auch für uns, für Händler und für Ebay, Amazon und Co. gibt es im Oktober 2020 nun einmal kaum ein wichtigeres Thema als diese Pandemie, die uns alle betrifft. Und wir müssen da alle irgendwie durchkommen und im besten Fall mit so wenigen Einschränkungen wie möglich. Das, liebe Leute, klappt aber nur, wenn wir uns zusammenreißen und Experten auch als solche anerkennen. Bei IT-Problemen, Sterneküche und Flughafenbau in Berlin (kleiner Scherz und so) verlassen wir uns auf Profis. Bei einer globalen Pandemie wissen wir alles besser? Kommt mal runter und guckt 'ne Serie.

Unser aller Ziel muss es doch sein, nicht alle paar Wochen wieder vor einem Quasi-Lockdown zu stehen, sondern gemeinsam dafür zu sorgen, dass ein halbwegs geregelter Betrieb in allen Lebensbereichen möglich ist. Gastronomen, Veranstalter und Händler – und, ja, auch Online-Händler – leiden am meisten unter dieser Krise. Und leiden noch mehr und ganz besonders, wenn wieder alles dicht gemacht werden muss, wenn sie Menschen in Kurzarbeit stecken und sparen müssen. Gerade jetzt im so wichtigen Weihnachtsgeschäft. Also bitte: Setzt eure Maske auf. Bleibt zu Hause. Zwei Wochen Pause ist besser als sechs Monate halbe Kraft.

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