100 Millionen: Amazon einigt sich auf Steuernachzahlung in Italien

Veröffentlicht: 18.12.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 12.01.2018

Zahlen oder nicht zahlen? Das ist hier die Frage… eine Frage, die sich mit Blick auf Steuern in Europa immer wieder stellt. Denn viele große Konzerne wie Amazon & Co nutzen ausgeklügelte Strategien, um die Abgaben so gering wie möglich zu halten. Zumindest in Italien wird Amazon nun wohl aber eine Nachzahlung in dreistelliger Millionenhöhe leisten.

Amazon-Logo an Logistiklager
© josefkubes / Shutterstock.com

Amazon ist – genau wie viele andere US-Konzerne – in den vergangenen Monaten und Jahren in Europa immer wieder unter Beschuss geraten. Der Grund sind die Tricks, mit deren Hilfe Steuerzahlungen in Millionenhöhe vermieden werden. Kritiker solcher Strategien dürften nun einen Hauch Genugtuung erfahren, denn Amazon hat sich mit dem italienischen Finanzministerium auf eine Steuernachzahlung geeinigt.

Und diese Steuernachzahlung hat es durchaus in sich: Wie bei Spiegel Online mit Verweis auf das Ministerium zu lesen ist, geht es um eine Summe von 100 Millionen Euro, die sich in den Jahren 2011 bis 2015 angesammelt hat und die nun eben beglichen werden soll.

Einige Staaten sträuben sich gegen Forderung der Steuern

Eine solche Steuernachzahlung ist nicht unbedingt die Regel. Zwar kämpfen viele Mitgliedstaaten der EU seit geraumer Zeit für eine faire Besteuerung innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums und fordern dabei auch die großen Konzerne zu Abgaben, doch es gibt auch Länder, die die Taktiken zur Steuervermeidung mindestens tolerieren.

Ein aktuelles Beispiel bietet ein Fall in Irland: Der Inselstaat hatte sich vehement geweigert, eine 13 Milliarden Euro hohe Steuerforderung vom Hightech-Konzern Apple einzutreiben. Erst mit wachsendem Druck vonseiten der EU-Kommission hatte Irland kürzlich eingelenkt und zugestimmt, Apple eine Frist zur Zahlung zu setzen (wir berichteten).

Daneben scheint beispielsweise auch Luxemburg nicht gewillt, Steuern von den großen Online-Playern einzutreiben: Der Staat gehe laut Spiegel aktuell sogar gerichtlich gegen einen Beschluss der EU-Kommission vor, der eine Steuernachzahlung durch Amazon vorsieht: „Die Brüsseler Behörde habe nicht nachgewiesen, dass es für das Unternehmen tatsächlich einen Vorteil gegeben habe, begründete das Finanzministerium des Großherzogtums den Gang vor den Gerichtshof der EU“, heißt es dort. Luxemburg soll Amazon „irreguläre Steuervorteile“ in Höhe von 250 Millionen Euro gewährt haben.

EU-Kommission will Umsatz der Konzerne besteuern

Unterdessen strengt die EU-Kommission eine Neuerung an, die von Ländern wie Deutschland oder Frankreich Zuspruch findet: Nach Willen der Kommission soll künftig nicht der Gewinn, sondern der Umsatz großer Internetkonzerne besteuert werden. Auf diesem Wege soll verhindert werden, dass Gewinne in andere Länder verlagert werden und somit Steuern drastisch verringert werden. Luxemburg lehnt eine solche Besteuerung allerdings ab.

„Es ist wichtig, dass wir das Spiel der Globalisierung mit den gleichen Regeln spielen, die für alle gelten“, zitiert die Internet World Xavier Bettel, Premierminister in Luxemburg. „Wir können uns keine Regeln geben, die unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit indirekt unser Wachstum bremsen und unseren Arbeitsmarkt benachteiligen.“

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