„Algorithmen sollen nicht unser Leben bestimmen“

Mehr Kontrolle von Algorithmen im E-Commerce?

Veröffentlicht: 23.05.2019 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 24.05.2019
Daten formen Menschenkopf

Algorithmen finden sich überall im Netz: Sie bestimmen, welche Posts unserer Freunde wir bei Facebook sehen und welche Produkte uns in Werbeanzeigen angeboten werden. Sie sollen das Internet für den Nutzer individueller und komfortabler gestalten. So manch ein Nutzer findet es vielleicht bequem, dass Smarthome-Lösungen wie Alexa immer schon zu wissen scheinen, was benötigt wird, bevor der Gedanke überhaupt gefasst ist. Doch die intelligenten Codes stehen auch in der Kritik: Sie arbeiten im Verborgenen und nicht selten staunen Nutzer darüber, dass ihnen gerade dieses oder jenes Produkt angeboten wird. Laut RP-Online will die rheinland-pfälzische Verbraucherschutzministerin Anne Spiegel (Grüne) auf der Fachministerkonferenz in dieser Woche in Mainz einen Antrag einbringen. Es geht um nicht weniger als mehr Kontrolle im Netz.

Mehr Schutz vor Missbrauch

„Algorithmen sollen uns das Leben erleichtern und nicht unser Leben bestimmen“, kommentiert die Verbraucherschutzministerin ihr Vorhaben. Es gehe hier um mehr Transparenz und damit auch um Schutz vor Missbrauch. Inhalt des Leitantrages ist beispielsweise ein Gebot für mehr Transparenz: Für Nutzer soll hervorgehen, welche Daten gesammelt und wie diese bewertet werden und welches Gewicht die einzelnen Informationen für das Gesamtergebnis haben. Für diese Transparenz sollen Kennzeichnungen sorgen. Wie diese Kennzeichnungen beispielsweise von App-Anbietern realisiert werden sollen, lässt die Ministerin allerdings offen.

Furcht vor Diskriminierung

Außerdem fürchtet die Grüne-Politikerin eine Diskriminierung von einzelnen Nutzern im Netz: Der Nutzer hat keinerlei Einfluss darauf, wie er durch den Algorithmus bewertet wird. Das Ergebnis hat dennoch direkte Folgen für ihn: Unterm Strich können Algorithmen entscheiden, wem welches Produkt zu welchem Preis angeboten wird. In der analogen Welt wäre das im üblichen stationären Handel kaum vorstellbar. „Es kann nicht sein, dass ich aufgrund bestimmter Merkmale schlechter gestellt werde, dass ich mich nicht dagegen wehren kann, wenn Fehlentscheidungen getroffen werden und wenn ich aufgrund bestimmter Merkmale diskriminiert werde, – das darf es auch in der digitalen Welt nicht geben”, hat der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Klaus Müller, bereits 2017 zu dem Thema gesagt. Dass in der digitalen Welt genauso wie in der analogen Welt niemand diskriminiert werden soll, ist im übrigen auch Teil des Koalitionsvertrages der Bundesregierung.

Mehr Kontrolle durch den Staat

Neben der Kennzeichnungspflicht fordert die Ministerin außerdem mehr Kontrolle durch den Staat. Zwar gibt es schon jetzt Behörden, die Algorithmen prüfen, allerdings sind diese nicht auf verbraucherschutzrechtliche Aspekte fokussiert. „Aber die meisten dieser Behörden sind nicht originär für Verbraucherschutz zuständig und verfügen leider noch nicht über die notwendige Befugnis, Expertise und Ressourcen für mehr Kontrolle”, heißt es weiter von Anne Spiegel. Der Staat soll ihrer Ansicht nach mehr Geld in die Hand nehmen, um entsprechende Aufsichtsstellen einzurichten, die die Algorithmen testen, kontrollieren und falls notwendig vom Markt nehmen.

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.