Schleppender Netzausbau

Bundeskartellamt leitet Missbrauchsverfahren gegen Vodafone ein

Veröffentlicht: 09.06.2023 | Geschrieben von: Julia Petronis | Letzte Aktualisierung: 09.06.2023
Vodafone-Zentrale mit Antennenmast

Neben den bisherigen drei Handynetzen in Deutschland – Telekom, Vodafone und O2 – will sich 1&1 als Nummer vier auf dem Markt etablieren. Doch der Netzausbau des Neueinsteigers stockt und kommt nicht voran. Bis zum Jahresbeginn hätte 1&1 1.000 Antennenstandorte in Betrieb nehmen sollen. Tatsächlich waren es jedoch lediglich fünf. Nun gab das Bundeskartellamt bekannt, die Rolle des Konkurrenten Vodafone im Visier zu haben und eine mögliche Behinderung von 1&1 durch Vodafone zu prüfen.

1&1 vermutet kartellrechtswidrige Ausbremsung

Im Februar erreichte das Bundeskartellamt eine Beschwerde von 1&1, in der dem Konkurrenten Vodafone Behinderung beim Netzausbau vorgeworfen wurde. Die Wettbewerbshüter beschäftigten sich mit dem Fall und leiteten nun ein Missbrauchsverfahren gegen Vodafone und Vantage Towers, die ehemalige Funkturmsparte des Vodafone-Konzerns, ein. Kartellamtschef Andreas Mundt sagt dazu, man werde sich „genau ansehen, ob es gute Gründe für die Verzögerung bei der Bereitstellung von Antennenstandorten für 1&1 gibt“. 

Von den geplanten 1.000 Antennenstandorten konnten nur fünf in Betrieb genommen werden. Verantwortlich dafür ist größtenteils der Infrastrukturanbieter Vantage Towers, der die Masten und Dachstandorte für die Antennen bereitstellt und viel weniger Standorte als vertraglich vereinbart ermöglichte. Konkurrent Vodafone hält zusammen mit Finanzinvestoren immerhin 90 Prozent an Vantage Towers. 1&1 sieht darin eine Einmischung und Ausbremsung des Ausbaus durch Vodafone. Ob tatsächlich eine kartellrechtswidrige Behinderung vonseiten Vodafones vorliegt, wird nun durch das Bundeskartellamt überprüft. 

Firmen wollen kooperieren

Sowohl Vantage Towers als auch Vodafone weisen die Vorwürfe vehement zurück. Eine Vantage-Sprecherin betont: „Als neutraler und unabhängiger Host bieten wir allen unseren Kunden einen offenen Zugang zu unserer passiven Infrastruktur.“ Mögliche Gründe für die entstandenen Verzögerungen wolle man „ausführlich darlegen“. Ebenso gaben beide Unternehmen bekannt, im Verfahren mit dem Bundeskartellamt kooperieren zu wollen. 

1&1 begrüßte die Einleitung des Missbrauchsverfahrens und erhofft sich durch die Untersuchung Klarheit und Transparenz. Nach Angaben des Bundeskartellamts prüfe nun aber auch die Bundesnetzagentur die Verhängung eines Bußgeldes gegen 1&1, da das Unternehmen die Versorgungsauflage aus der Frequenzauktion aus dem Jahr 2019 zur Inbetriebnahme von 1.000 5G-Basisstationen nicht fristgerecht erreicht habe.

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